Das Kino, welches ich privat stets besuche, hat seit diesem Jahr leider die unangenehme Angewohnheit, kleinere Filme außerhalb des Mainstreams entweder nur zu sehr späten Zeiten oder eben gar nicht im Programm auszuführen... sogar "La La Land" lief damals erst, nachdem sich etliche Zuschauer (darunter auch ich) über das Fehlen des Rekord-Golden-Globe-Gewinners im Programm mokierten. Natürlich muss eine solch große Kette auch schauen, wie sie möglichst viel Gewinn abwirft, dennoch ist es schade, dass ich zum Beispiel "Jackie", "Hacksaw Ridge" und "Sleepless" dieses Jahr nicht im Kino sehen konnte. Nun tritt aber vielleicht doch noch Besserung ein, denn neben den beiden großen Starts "Killer's Bodyguard" und "Jugend ohne Gott" vom 31. August bekamen auch zwei weitere, wesentlich kleinere Filme einen Platz im Programm des Kinos: "The Comedian" mit Robert De Niro und Harvey Keitel und auch der Gothic-Horror-Thriller "The Limehouse Golem" mit Bill Nighy...
THE LIMEHOUSE GOLEM
1880, London. Der Inspektor John Kildare (Bill Nighy) wird mit dem Fall des "Limehouse Golems" beauftragt, der in der englischen Stadt bereits mehrere Todesopfer auf dem Gewissen hat. Vier Verdächtige erschließen sich Kildare bereits nach kurzer Zeit, wovon einer bereits selbst unter den Toten weilt. Während seinen Ermittlungen spricht Kildare mit der jungen Bühnen-Schauspielerin Lizzie Cree (Olivia Cooke), die in Verdacht steht, ihren Mann John (Sam Reid) ermordet zu haben, der als Identität des gefürchteten Golems in Frage kommt. So kommt Kidnare langsam der Geschichte Lizzies und Johns und einiger weiterer Menschen auf die Spur und setzt ein Puzzle aus Liebe, Verrat, Gier und Mord zusammen, welches ihn schwer erschüttern soll...
Tatsächlich erinnert der Film, auch dank seines Handlungsortes und des düsteren Settings, an herausragende Arbeiten von Tim Burton, wie "Sleepy Hollow" und "Sweeney Todd". Auch wenn die Bilder dabei nicht so verspielt sind wie zu Burtons besten Zeiten, sich "The Limehouse Golem" viel mehr an realistischeren, kaum überzeichneten Fotografien anbiedert, sieht das auch alles ziemlich "hübsch" aus, falls man das in diesem Genre denn so sagen kann. Die Bilder der verdreckten Gassen, des verschmutzten Londons zu alten Zeiten, in Kombination mit großartiger Ausstattung, tollen Kostümen und wunderbaren Bauten laden geradezu dazu ein, sich in diesen Settings mal genauer umzuschauen. Da ist es dann schön, dass Regisseur Juan Carlos Medina uns immer wieder zu neuen Örtlichkeiten mitnimmt, in denen er dann auch zu schwelgen weiß.
Die Geschichte hält dabei zu keinem Zeitpunkt den hohen, optischen Produktionsstandards mit, auch wenn man sich einige sehr interessante Ansätze traut. So stehen weniger die Ermittlungen des cleveren, aber hier arg unnahbar gezeichneten John Kildare und auch nicht die Taten des titelgebenden Golems im Vordergrund. Stattdessen verliert sich der Film schon recht früh in interessanten Rückblenden einer Gefangenen, die offensichtlich wichtige Informationen über die Identität des Serienkillers haben könnte und dem Inspektor daher wichtige Fakten nennt - welche der Zuschauer dann auch filmisch zu sehen bekommt. Das ist dann auch einigermaßen spannend, besonders da dem Zuschauer einige geschickte falsche Fährten gelegt werden, so richtig zu fesseln weiß es letztendlich aber doch nicht. Einige Längen schleichen sich schon früh ein und bis auf die eigentliche Hauptfigur der Lizzie Cree bleiben die Charaktere arg farblos. Das gilt sowohl für den von "Pirates of the Caribbean"-Antagonist Bill Nighy kühl dargebotenen Kildare, dessen Komplizen von der Polizei als auch für die Reihe an Verdächtigen, welche Kildare hier überprüfen muss.
Der interessanteste Aspekt bleibt dabei schließlich die Geschichte von Lizzie, wobei "Ouija"-Star Olivia Cooke eine ganz starke Performance an den Tag legt. Schade, dass ihr das Skript letztendlich doch einige flache Wendungen auf den Leib schneidert und genrekundige Kinogänger diese schon ziemlich früh kommen sehen werden. "The Limehouse Golem" zielt über seine gesamte Laufzeit auf eine Wendung ab, die ganz und gar überraschend und wie aus dem Nichts kommen soll... die ich jedoch locker kommen sah und die mir daher nur ein kleines Schulterzucken abgewann. Da man sich zuvor auch nicht im wirklich komplexen Geschichtenerzählen verirrt, viel mehr darauf aus ist, den Zuschauer eben erst am Ende zu überraschen und schließlich genau damit scheitert, sieht man einem ohnehin recht wackligen Kartenhaus letztendlich beim Einsturz zu. Hier hatte Autorin Jane Goldman vielleicht doch etwas zu viel Vertrauen, denn so richtig wendungreich und unvorhersehbar ist ihr Thriller keineswegs und bietet nichts, was wir nicht woanders bereits gesehen hätten. Das ist schön bebildert und hat einen interessanten Erzählfluss... der allerdings im Kern eine wesentlich originellere Geschichte verdient gehabt hätte.
Fazit: "The Limehouse Golem" bietet ein interessantes Setting und tolle Ansätze, gibt diese jedoch zugunsten einer recht vorhersehbaren Geschichte auf, die sich so sehr auf ihre Wendungen konzentriert, dass sie dabei vergisst, auch ihre eigentliche Erzählung fesselnd zu verpacken.
Note: 4+
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