So richtig zu alter Stärke zurückfinden tut Robert De Niro irgendwie nicht. Gut, das ist auch schwer, wenn man vor mehreren Dekaden als lebende Legende einige der grandiosesten Schauspielleistungen der Kinogeschichte erbracht und dabei Klassiker wie "Taxi Driver" oder "Der Pate, Teil 2" allein durch seine enorme Präsenz geprägt hat. In den letzten Jahren scheint De Niro aber entweder enorm auf Nummer sicher zu gehen oder sich im flachsten Mainstream anzusiedeln... beides Seiten, die ihm nicht so wirklich stehen und wo Auftritte in "Silver Linings" oder "Joy" schöne Ausnahmen bleiben. Dies gilt auch für "The Comedian", eigentlich eine One-Man-Show für die lebende Schauspiellegende, die aber dennoch in schwachen Manirismen steckenbleibt.
THE COMEDIAN
Die großen Zeiten von Jackie Burke (Robert De Niro) sind vorbei. Einst brachte er als Comedian mit zotigen Witzen ganze Säle zum Lachen, heute muss er in flach besetzten Kneipen und Hinterzimmern spielen, um überhaupt noch ein wenig Geld in die Kasse zu spülen. Als er gegenüber einem Zuschauer gewalttätig wird, da dieser ihn ohne Erlaubnis filmt, wird Burke zu hundert Stunden sozialer Arbeit verurteilt... und durch die Aufnahmen auch wieder zu einem kleinen Phänomen. Burke versucht, die Medienpräsenz zu nutzen und sich erneut einen Namen zu machen, dabei lernt er jedoch auch die junge, gerade von ihrem Freund getrennte Harmony (Leslie Mann) kennen...
Ursprünglich sollte der mit Robert De Niro extrem vertraute "Shutter Island"-Regisseur Martin Scorsese das Projekt übernehmen, letztendlich ging die Regie jedoch an Taylor Hackford. Der hat in seiner Vita immerhin auch schon beachtenswerte Werke wie "Ray" und "Im Auftrag des Teufels" stehen, ist also sicherlich auch nicht einer der schlechtesten Vertreter seiner Zunft. Und dann hat er, neben dem Hauptdarsteller, der hier alle Augen auf sich ziehen soll, auch noch eine recht beachtliche Riege an großen Namen für die Nebenrollen auftreiben können. Danny DeVito, der sich in den letzten Jahren enorm rar gemacht hat, ist dabei, ebenso wie Quentin Tarantinos Liebling Harvey Keitel und die durch Komödien wie "Beim ersten Mal" erprobte Leslie Mann.
So richtig schien man aber nicht zu wissen, was man mit diesen renommierten Darstellern anfangen soll, weswegen Keitel und DeVito beispielswiese nur auf überschaubaren Ebenen etwas zu tun haben und Mann als hibbeliges, niemals zu De Niro passendes Love Interest bereits nach kurzer Zeit erheblich anstrengt. Einzig Edie Falco weiß als Jackie Brukes geduldige Agentin, welche dem ganzen Hin und Her mit undurchsichtiger Miene und trockenen Kommentaren begegnet, zu gefallen, der Rest bleibt schamlos unterfordert, um einem anderen die Bühne zu bieten: Naürlich, Mr. De Niro persönlich. Der macht seine Sache hier dann auch ganz ordentlich, aber er war sicherlich auch schon besser. De Niro spielt die Rolle des selbstverliebten, egomanischen Arschlochs mittlerweile eben auch schon fast im Schlaf, nachdem er sie in den letzten Jahren beinahe durchgehend vorgetragen hat, dementsprechend lau und uninteressant wirkt seine Vorstellung auch hier... nichts, was man von ihm nicht schon einmal (besser) gesehen hat.
Das größte Problem des Filmes ist jedoch nicht De Niro, sondern die Figur, die er spielen muss und welche den Hauptcharakter, den titelgebenden "Comedian" darstellt. Es kann entweder eine dumme Idee oder gar mutig sein, einen solchen Unsympathen in den Fokus zu stellen... hier war es leider ersteres, denn ich konnte zu keinem Zeitpunkt eine Bindung zu dem flapsigen, stets egozentrischen und selbstverliebten Möchtegern-Witzbold aufbauen, der im Grunde alles nur für sein eigenes Selbstwertgefühl tut und dementsprechend auch nie tief fällt, um aus seinen Fehlern zu lernen. Jackie Burke bleibt von Anfang bis Ende ein unangenehmer Geselle und dem mauen Skript gelingt es nicht, in seine Gefühlswelten vorzudringen, ihn greifbar oder gar angreifbar zu machen. Wenn er mal auf die Schnauze fliegt, dann nicht, weil er selbst so ein schlechter Mensch ist, sondern weil die Welt unfair zu ihm ist - eine ziemliche Verdrehung der hier sehr offensichtlichen Tatsachen.
Hackford versucht, Burke dem Zuschauer sympathisch zu machen, indem er manche seiner Mitmenschen (zum Beispiel die unglaublich schwierige Frau seines Bruders) noch unausstehlicher zu machen, dieses Experiment gelingt jedoch nicht. Stattdessen haben wir eben einfach zwei Unsympathen im Clinch, welche der Zuschauer beide nicht mag und sich daher auch nicht dafür interessiert, wer aus dem Kampf nun als Sieger hervorgeht. In einer wenig selbstreflexsiven Geschichte, die in zwei Stunden deutliche Längen, maue Stand-Up-Einlagen und wenige Lacher bereithält, hat man daher doch recht wenig Spaß und kommt zu dem Schluss, dass das alles kalkuliert ist. Die unglaubwürdige Liebesgeschichte, die flachen Konflikte und die ziemlich unwitzigen, oftmals gar harmlosen "Haha"-Witzchen dienen schließlich dazu, dem Hauptdarsteller eine Bühne zu bieten. Diese nutzt er auch sichtbar... es ist nur eben keine sonderlich große Bühne und auch keine glorreiche. Keine, die einem Namen wie ihm gerecht werden würde.
Fazit: "The Comedian" bietet nur eine lauwarme, unglaubwürdige Aneinanderreihung von kaputten, unsympathischen Figuren, die keinen Lerneffekt durchlaufen. Das ist manchmal erheiternd, oftmals aber auch sehr zäh, anstrengend und nicht unbedingt spaßig.
Note: 4
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