Pixar hatte Disney 1995 tatsächlich irgendwie den Rang abgelaufen - mit "Toy Story", dem ersten vollständig am Computer generierten Film, erschufen sie einen absoluten Klassiker, ein Meisterwerk voller Herz, Humor und technischer Brillanz... und begründeten gleich ein ganz neues Genre. Dennoch dauerte es volle drei Jahre, bis Pixar zum nächsten Streich ausholte und gleich einen weiteren Kassenerfolg feierte und sogar das ähnlich geartete Konkurrenzprodukt "Antz" von DreamWorks locker übertrumpfte. Und das ist mehr als nur verdient, gehört "Das große Krabbeln" doch auch heute noch zu den besten Vertretern Pixars!
DAS GROSSE KRABBELN
Der Stamm auf der Ameiseninsel hat kräftig damit zu ringen, Futter zu sammeln - nicht für sich selbst, sondern für das sie beherrschende Grashüpferrudel, angeführt von dem biestigen Hopper. Diese verlangen jedes Jahr eine enorme Futterration für den Herbst, erhalten diese nun aber nicht, da der tollpatschige Ameisen-Arbeiter Flik das Getreide durch einen Unfall im nahen Wasserloch versenkt. Hopper gewährt den Ameisen einen Aufschub, doch Flik möchte dies nicht auf sich sitzen lassen und zieht los, um in der Großstadt nach anderen Insekten zu suchen, die ihnen helfen könnten, die Grashüpfer zu vertreiben. Was er findet, sind jedoch keine Krieger, sondern eine arbeitslose Zirkustruppe...
Wie jeder Pixarfilm strotzt auch "Das große Krabbeln" nur so vor Details. Die Macher haben sich etliche Ideen einfallen lassen, um die Welt der Insekten nicht nur filmisch zu gestalten, sondern die einzelnen Tiere und ihre Eigenarten auch noch aufs Korn zu nehmen. Viele Gags finden dabei nur am Rande statt, sodass sich mehrere Sichtungen definitiv lohnen, denn es ist schier unmöglich, alle Anspielungen in nur einem einzigen Durchlauf zu entdecken. Da beschweren sich Eintagsfliegen in einer Zirkusvorstellung, dass sie gerade ihre wertvollen vierundzwanzig Stunden verschwenden, eine dicke Raupe wünscht sich nichts sehnlicher als endlich ein Schmetterling zu werden und Ameise Flik baut sich behelfsmäßig etliche Gerätschaften - bestehend aus den Dingen, die Ameisen eben so sammeln. Das sollte man sich unbedingt genauer anschauen, sonst verpasst man eine ganze Menge der durchaus cleveren Gags.
Doch auch darüber hinaus sprüht "Das große Krabbeln" nur so vor Witz und Einfallsreichtum, bietet einige der legendärsten Action- und Slapstickszenen in der Geschichte von Pixar und liefert dem Zuschauer somit die optimale Mischung aus Spannung und herrlicher Situationskomik - einzelne Highlights zu benennen, fällt aufgrund der Fülle an genialen Szenen sehr, sehr schwer. Kinder und Erwachsene werden dabei gleichsam ihre Freude haben. Die Jüngeren sehen sich dabei zwar mit einigen düsteren und auch drastischen Szenen konfrontiert (die Welt der Insekten ist nun mal eine gefährliche), als Ausgleich gibt es jedoch auch jede Menge heitere, leichte Momente und eine ganze Schar an liebenswürdigen Helden, wo sich jeder gerne seinen eigenen Favoriten rauspicken darf. Meine waren der wandelnde Stock Slim, welcher sich beschwert, stets nur als Gebrauchsgegenstand genutzt zu werden; und der männliche Marienkäfer Franzi, der unter dem Ameisenvolk auch seine feminine Seite entdecken darf. Als Gegenspieler tritt Grashüpfer Hopper auf, der definitiv einiges an Bedrohlichkeit ausstrahlt und als Antagonist nicht zu unterschätzen ist - er ist zumindest fies genug, um unseren kleinen Helden während dem Kampf gegen ihn ordentlich die Daumen zu drücken und hält auch während eines genialen, langen Showdowns unsere Ameisen ordentlich auf Trab.
Die Geschichte an sich lebt dabei weniger durch ihre eigene Handlung, die hier geradlinig und auch relativ vorhersehbar abgespult wird, sondern eher durch ihr unwahrscheinlich hohes Tempo, durch etliche kleine Einfälle und die grandiose Inszenierung. Der fantastische Soundtrack wurde gar für einen Oscar nominiert und untermalt das Geschehen wild und glatt ein wenig heroisch, während die Bilder eine einzige Wucht ist. Auch noch heute, beinahe zwanzig Jahre nach der Urauffährung, sehen die Animationen wunderschön aus, leben von fantastischen Details, knalligen Farben und der perfekt ausgearbeiteten Technik. Besonders während des Showdowns, wenn auch die Natur noch ihre eigenen Gefahren mit auf den Weg schickt, sieht das alles schon verflixt beeindruckend aus.
Fazit: Herrlich charmante Animationskomödie. Perfekt getrickst, mit wunderbaren Charakteren, viel Action und zum Schießen komischen Slapstick-Einlagen ausgestattet, die Bauchmuskelkater garantieren. Wer hier nicht lacht und mitfiebert, der hat wohl sein inneres Kind verloren.
Note: 2+
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