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Liberace - Zu viel des Guten ist wundervoll

In den letzten Wochen habe ich mich wieder weitestgehend der Serienunterhaltung gewidmet. Nachdem ich fünf Staffeln der Thriller-Serie "Orphan Black" auf Netflix durchgehalten habe, stand mir jedoch wieder der Sinn nach herkömmlichen Filmen. Ich besah mir also erneut das Angebot von Amazon Prime und entdeckte dort auf der Liste der Filme, die schon bald nicht mehr gratis zur Verfügung stehen werden, ein Werk namens "Liberace". Da das Poster nach einer schlechten Komödie aussah wollte ich diesen Film schon glatt ignorieren, ließ mich jedoch von der Star-Besetzung hinreißen. Und nein, eine Komödie ist dieses Werk dann auch ganz sicher nicht...

LIBERACE


In den 70ern lernt der junge Tierpfleger Scott Thorson (Matt Damon) zufällig den berühmten Klavierkünstler Wladzio Vladimir Liberace (Michael Douglas) kennen. Dieser ist sogleich von der jungen Ausstrahlung Scotts hingerissen und lädt ihn desöfteren in eine Villa ein. Zwischen beiden entwickelt sich rasch eine intensive Liebesbeziehung und Scott fügt sich in das Leben des Künstlers ein, lebt in dessen Villa und hilft auch bald dabei, Liberaces Auftritte zu organisieren. Schon bald entstehen jedoch Risse im Paradies, als Scott bemerkt, dass "Lee" ihn zu seinen Gunsten verändern will...

Steven Soderbergh, der Regisseur der "Oceans Eleven"-Reihe, plante schon über viele Jahre hinweg, einen Teil des Lebens von Liberace zu verfilmen, scheiterte jedoch an der Verkopftheit der Studios. Diese lehnten die Thematik des Films ab und versprachen sich von dieser arg "schwulen" Geschichte keinerlei Publikumserfolg. Soderbergh fand schließlich erst in HBO einen passenden Partner, wodurch das Werk als Fernsehverfilmung herauskam (in Deutschland lief er dennoch in den Kinos) und bei den Oscars daher nicht berücksichtigt werden konnte. Eigentlich eine Schande, denn gerade Michael Douglas hätte sich dabei etliche Chancen ausmalen können. Dafür sahnte "Liberace" letztendlich elf Emmys ab, darunter auch für Douglas als besten Hauptdarsteller. 
Und zumindest dieser Preis ist mehr als verdient, spielt der Altstar hier doch noch einmal ganz groß auf und zeigt, dass er sich von seiner damaligen Krebserkrankung nicht aufhalten ließ. Douglas spielt sich vollkommen frei, umschifft dabei jedoch gefährliche Klischees, agiert mit herzlicher Verletzlichkeit, unvergleichlichem Charme und bitterböser Ironie. In seinen gemeinsamen Szenen mit einem grandiosen, sich hier erneut von einer vollkommen neuen Seite zeigenden Matt Damon sprüht der Film vor Funken und beiden nimmt man die Beziehung dabei mehr als ab. Damon, der für die Rolle des in Wirklichkeit damals erst siebzehnjährigen Scott Thorson eigentlich viel zu alt ist, gelingt dabei das Kunststück, fast vollständig hinter seiner Rolle zu verschwinden... was er definitiv mit Douglas gemein hat, der im Grunde immer so gut spielt, dass man hier keinen Schauspieler mehr, sondern nur noch eine Figur erkennt. Neben namhaften Darstellern wie "Ghostbusters"-Star Dan Aykroyd und Rob Lowe in mal schrillen, mal extravaganten Nebenrollen ist es zudem eine besondere Freude, Debbie Reynolds noch einmal zu sehen, nachdem sie im Dezember vergangenen Jahres nur kurz nach ihrer Tochter Carrie Fisher verstarb. 
Doch auch über die darstellerischen Leistungen hinaus weiß der Film zu überzeugen, was besonders für die starke Inszenierung von Regisseur Soderbergh gilt. Der weiß die pompösen Villen und Appartements hervorragend in Szene zu setzen, ist stets ganz nah dran an seinen Stars und weiß genau, wie er welche Bilder umzusetzen hat. Es hat Schwung, Dynamik und ist schlichtweg toll gefilmt. Dennoch kann "Liberace" nie ganz die Schwächen eines Biopics ablegen, eine gewisse Vorhersehbarkeit ist durchgehend zu erkennen. Es ist von Beginn an klar, dass die Beziehung zwischen Scott und Liberace zum Scheitern verurteilt ist und da man sich für die Erklärung dieser beinahe zwei Stunden Zeit lässt, fallen die ewigen Diskussionen und Streitereien, die gerade im Mittelteil arg soapy wirken, nicht immer kurzweilig aus. Es gibt einige spürbare Längen, über die auch Douglas und Damon in ihrem glanzvollen Spiel nicht hinwegtäuschen können und auch wenn der Film gegen Ende in Sachen Dramatik wieder Fuß fasst, kann man nicht umhin zu sagen, dass man hier eben doch nicht ganz so viel zu erzählen hatte... "Liberace" dreht sich dabei einige Male im Kreis und das in einer Geschichte, deren Ausgang wir aus den Medien kennen und die wir auch sonst leicht selbstständig zu Ende erzählen könnten.
Fazit: Michael Douglas und Matt Damon spielen hervorragend, voller Charme und Herz, und auch Steven Soderberghs Inszenierung gerät pompös und augenöffnend. Dass sich die Handlung dabei im Kreise dreht und auch die Beziehungsstreitigkeiten der beiden Hauptcharaktere etwas kitschig anmuten, lässt sich aber bald nicht mehr übersehen.

Note: 3






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