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I, Frankenstein

Ich als Filmfan und (wenn ich das so sagen darf) Filmkenner gebe erst einmal jedem Film, den ich mir ansehe, eine faire Chance. Da kann ich durch Trailer oder schlechte Kritiken noch so eine geringe Erwartungshaltung haben, vielleicht noch nicht einmal an dem Thema interessiert sein (auch wenn ich dabei doch recht breit gefächerte Interessen habe), ein Urteil erlaube ich mir erst nach der Sichtung. Manchmal denke ich aber darüber nach, einigen Filmen vielleicht einfach doch keine Chance zu geben. Bei "I, Frankenstein" zum Beispiel hätte ichs einfach lassen sollen. Die miesen Trailer und die größtenteils heftigen Kritiken haben mich schon mutmaßen lassen, diesen Film vielleicht einfach unbeachtet zu lassen. Leider habe ich ihn jetzt doch gesehen...

I, FRANKENSTEIN

Die Geschichte ist schnell erzählt: Adam Frankenstein (Aaron Eckhart), eine Schöpfung entstanden vor 200 Jahren, zusammengesetzt aus Leichenteilen, zum Leben erweckt durch Strom, zieht durch die Straßen und lebt für sich allein. Eines Tages wird er jedoch in einen verheerenden Krieg gezogen, welcher das Ende der Menschheit bedeuten könnte: Auf der einen Seite die Gargoyles, angeführt von Königin Leonore (Miranda Otto), auf der anderen Seite die brutalen Dämonen unter der Führung des teuflischen Dämonenprinzen Naberius (Bill Nighy)...

Viel mehr hat "I, Frankenstein" an Story nicht zu bieten. Okay, irgendwann kommt noch ein menschlicher Charakter hinzu, um das Geschehen zumindest ein wenig zu erden, doch diese Figur wird, obwohl von der talentierten Yvonne Strahovski gespielt, eh nur hin- und hergehetzt und ist somit für die "Geschichte", wenn man dieses Drehbuchgekritzel denn überhaupt so beschreiben mag, recht belanglos. Im Grunde hangelt sich der Film dann nämlich doch bloß von einer Actionsequenz zur nächsten, wovon die beste (was nicht gut heißt) bereits relativ zu Beginn auf den Zuschauer losgelassen wird. Somit bleiben uns für den Rest der zum Glück kurzen 82 Minuten (plus zehnminütigem Abspann) bloß noch ein paar zwar visuell ganz nette, aber dann doch recht zahme und langweilige Dämonenkämpfchen übrig, die stets nach dem gleichen Schema ablaufen. Zwischendurch ein paar Phrasen an den unpassendsten Stellen eingeworfen ("Es endet heute Nacht", soso) und fertig ist Popcorn-Kino in seiner nervigsten und peinlichsten Form. Ein ständiges Krach und Bumm, welches weder innovativ noch in irgendeiner Form spannend ist, sodass man bloß noch sehnlichst auf die Credits wartet. Von Schauspielern will ich hier, obwohl einige Könner auf der Matte stehen, nicht reden, denn Aaron Eckhart ist eine Fehlbesetzung sondergleichen, für die "Rolle" von Frankensteins Monster viel zu attraktiv und haut eh nur kleine Sätzchen raus, ganz zu schweigen davon, dass man sich mit der Figur eh nicht identifizieren mag. Bill Nighy wiederholt seine "Underworld"-Rolle und wirkt dabei durchgehend lustlos und auch die seit "Herr der Ringe" in der Versenkung verschwundene Miranda Otto und Nachwuchsstar Jai Courtney bleiben vollkommen farblos. Letzten Endes bleibt Langeweile bei all der Materialschlacht, in der viel kaputtgeht, ohne dass eine Story dies irgendwie zusammenhalten würde. Auch die Abwesenheit von Humor macht sich sehr negativ bemerkbar: "I, Frankenstein" nimmt sich unfassbar ernst und wirkt dabei nur noch peinlicher. Immerhin waren die Effekte soweit ganz in Ordnung, bis auf die vollkommen bescheuert aussehenden Dämonenviecher, die wirken wie aus einer Direct-to-DVD-Produktion von Asylum. Vielleicht wäre das für den ganzen Film aber auch besser gewesen, denn ins Kino gehört so ein Schund sicher nicht. Mit etwas Witz hätte man den Streifen vielleicht noch als spaßigen Trash abhaken können, so ist er jedoch einfach nur das Schlechteste, was ich seit sehr langer Zeit gesehen habe.

Note: 6


 

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