Es wird oft gemeckert, dass Bücher nicht vorlagengerecht verfilmt werden, aber wie sollte das denn auch möglich sein? Dass Schinken wie "Der Herr der Ringe" oder "Harry Potter" eben nicht so auf die Leinwand gehievt werden können, dass sie jede einzelne Szene aus dem Buch enthalten, ist natürlich schade, aber nicht anders machbar. Erstaunlich ist jedoch, dass ein "nur" 200 Seiten langes Buch für zwei Stunden Film adaptiert wurde und sich dabei trotzdem weit von der Vorlage entfernt. So habe ich es zumindest gehört, da ich das Buch nicht kenne, doch auch beim alleinigen Sehen des Filmes wird schon schnell klar, dass das so alles ein ziemlicher Mischmasch ist, der so in der Vorlage sicherlich verständlicher ist.
Eine recht interessante Geschichte, die sich hier auftut. Die mittlerweile ja doch recht alte Vorlage stellt gewisse Fragen und Reize gegeneinander und zumindest die Rahmenhandlung gefiel mir genügend, als dass ich mir diese in schriftlicher Form doch mal zulegen sollte. Filmisch scheint Regisseur Oliver Parker dieses Konstrukt jedoch kaum bändigen zu können. Die Charaktere werden schnell zur Staffage, wir erfahren zu wenig über sie, wofür eigentlich die ohnehin recht langatmige und anstrengende erste Hälfte hätte genutzt werden können. Vieles ist hier bloße Behauptung, doch da sich nichts entwickelt, Wendungen plötzlich kommen und Emotionen auf Sparflamme kochen, der Stil klar über die Substanz siegt, bleibt der Zuschauer unbeteiligt. Klar, die Bilder sind wunderbar komponiert, teils gewagt (auch wenn bei einem solchen Thema ruhig mehr auch mehr gewesen wäre, aber es ist ja noch immer Mainstream und mehr als eine FSk 16 wollte man wohl auch nicht haben), teils wunderbar düster und erinnern in ihrem Stil an das grandiose Burton-Musical "Sweeney Todd". Die Geschichte kann damit jedoch nicht mithalten, verstrickt sich immer weiter, öffnet sich nicht und bleibt so störend an der Oberfläche. Interessante Themen werden nur angeschnitten und gehen schnell in den starken Bildern und den teilweise gut treffenden Horror-Effekten unter. Die Schauspieler haben dabei nur wenig Gelegenheit, um zu glänzen. Ben Barnes bleibt in der Titelrolle größtenteils blass, auch wenn er im Verlauf der Handlung spürbar besser wird. Colin Firth ist natürlich brillant, aber das durfte man von ihm auch erwarten. Und große Namen wie Rebecca Hall, Fiona Shaw und Rachel Hurd-Wood müssen sich mit kleinen, ungenügend ausgestatteten Rollen begnügen, in denen sie wie Fußbälle wehrlos durch die Story gekickt werden. Wie ich hörte, soll all dies in der Vorlage weitaus besser gelungen sein, weswegen ich die Geschichte an sich nicht verteufeln möchte. In diesem Film bleibt davon allerdings wenig übrig. Es ist trotz Längen unterhaltsam, recht spannend, sieht gut aus und traut sich etwas (zu wenig). Da bleibt nicht viel hängen, was eine klare Enttäuschung ist... es hätte aber durchaus schlimmer kommen können.
Note: 4+
DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY
Als Dorian Gray (Ben Barnes) wegen dem Tod seines Großvaters nach London zurückkommt, lernt er auf einer Party den selbstbewusst wirkenden Lord Henry Wotton (Colin Firth) kennen. Dieser legt dem harmlosen Jüngling nahe, das Leben auszukosten, solange er noch jung und schön sei, denn diese Attribute würden ihm nicht für immer bleiben. Nach anfänglichem Zweifel stürzt sich Gray dann tatsächlich in den schmutzigen, sexuell aufgeladenen Rausch von London, gibt sich Sex, Alkohol und Drogen hin. Einzig ein unnatürlich detailreiches Gemälde, welches Grays guter Freund Basil (Ben Chapman) von ihm zeichnete, wirft Fragen auf. Denn schon bald wird Gray klar, dass er selbst nicht zu altern oder zu verunstalten scheint... das Gemälde von ihm jedoch schon.Eine recht interessante Geschichte, die sich hier auftut. Die mittlerweile ja doch recht alte Vorlage stellt gewisse Fragen und Reize gegeneinander und zumindest die Rahmenhandlung gefiel mir genügend, als dass ich mir diese in schriftlicher Form doch mal zulegen sollte. Filmisch scheint Regisseur Oliver Parker dieses Konstrukt jedoch kaum bändigen zu können. Die Charaktere werden schnell zur Staffage, wir erfahren zu wenig über sie, wofür eigentlich die ohnehin recht langatmige und anstrengende erste Hälfte hätte genutzt werden können. Vieles ist hier bloße Behauptung, doch da sich nichts entwickelt, Wendungen plötzlich kommen und Emotionen auf Sparflamme kochen, der Stil klar über die Substanz siegt, bleibt der Zuschauer unbeteiligt. Klar, die Bilder sind wunderbar komponiert, teils gewagt (auch wenn bei einem solchen Thema ruhig mehr auch mehr gewesen wäre, aber es ist ja noch immer Mainstream und mehr als eine FSk 16 wollte man wohl auch nicht haben), teils wunderbar düster und erinnern in ihrem Stil an das grandiose Burton-Musical "Sweeney Todd". Die Geschichte kann damit jedoch nicht mithalten, verstrickt sich immer weiter, öffnet sich nicht und bleibt so störend an der Oberfläche. Interessante Themen werden nur angeschnitten und gehen schnell in den starken Bildern und den teilweise gut treffenden Horror-Effekten unter. Die Schauspieler haben dabei nur wenig Gelegenheit, um zu glänzen. Ben Barnes bleibt in der Titelrolle größtenteils blass, auch wenn er im Verlauf der Handlung spürbar besser wird. Colin Firth ist natürlich brillant, aber das durfte man von ihm auch erwarten. Und große Namen wie Rebecca Hall, Fiona Shaw und Rachel Hurd-Wood müssen sich mit kleinen, ungenügend ausgestatteten Rollen begnügen, in denen sie wie Fußbälle wehrlos durch die Story gekickt werden. Wie ich hörte, soll all dies in der Vorlage weitaus besser gelungen sein, weswegen ich die Geschichte an sich nicht verteufeln möchte. In diesem Film bleibt davon allerdings wenig übrig. Es ist trotz Längen unterhaltsam, recht spannend, sieht gut aus und traut sich etwas (zu wenig). Da bleibt nicht viel hängen, was eine klare Enttäuschung ist... es hätte aber durchaus schlimmer kommen können.
Note: 4+
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