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Terminal

Immer wieder kommt es in der Filmwelt vor, dass ein Darsteller und ein Regisseur zu einem Team verschmelzen, welches so gut zueinander findet, dass sie in mehreren Filmen zusammenarbeiten. Tim Burton und Johnny Depp sind dafür wohl das beste Beispiel, drehen schließlich seit Depps Durchbruch mit "Edward mit den Scherenhänden" noch heute fleißig miteinander. Und auch Tom Hanks und Steven Spielberg brachten es immerhin gezielt auf drei Filme zusammen, über den intensiv-genialen "Der Soldat James Ryan", hin zum von mir eher zwiespältig gesehenen "Catch me if you can" und schließlich 2004 zu "Terminal". Diesen habe ich nun zum ersten Mal gesehen und erwartete mir einiges...

TERMINAL

Eigentlich wollte Viktor Navorski (Tom Hanks) nur einen Abstecher von Russland nach New York machen... doch noch während er im Flugzeug sitzt, gibt es einen Militärputsch, die Regierung seiner Heimat wird gestürzt. Da der Staat von Amerika nicht mehr anerkannt werden kann, solange es zu keiner Einigung kommt, ist Navorski die Einreiseerlaubnis verwehrt. Zurück nach Hause kann er jedoch auch nicht, da sämtliche Flüge nach Krakosien gesperrt wurden. Navorski hat nur eine Wahl: Er muss die Zeit auf dem Flughafen absitzen, als quasi "staatsloser" Mensch, sehr zur Missgunst des Sicherheitschefs der Zollbehörde, Frank Dixon (Stanley Tucci), denn der möchte diesen einen Fleck auf seiner weißen Weste möglichst schnell weggeputzt haben. Und dann trifft Viktor auch noch die schöne, aber wechselhafte Stewardess Amelia (Catherine Zeta-Jones)...

Die Ausgangssituation ist schon so absurd, dass der Film mich sofort gereizt hat. Durch eine minimale Lücke im Rechtssystem muss ein Mann nun also nicht nur Stunden oder Tage, sondern Wochen und Monate auf vergleichweise kleinem Raum leben, ohne diesen verlassen zu dürfen. Schöne Idee (die ja anscheinend sogar sehr vage auf wahren Begebenheiten beruht, wobei man das hier nicht so ernst nehmen sollte), leider trägt dies nicht über mehr als zwei Stunden Laufzeit. Steven Spielberg hat ja ohnehin die Angewohnheit, seine Filme länger laufen zu lassen, als es nötig wäre und das ist einer der Kritikpunkte, die man auch "Terminal" vorhalten muss, denn zwischenzeitliche Längen und eine recht dünne Geschichte stören dann doch ab und an und mit etwas mehr Straffung wäre das Ergebnis doch deutlich besser gewesen. Zudem wirkt der Verlauf der Story arg konstruiert, die eher seichte Liebesgeschichte ist recht unglaubwürdig und auch der Charakter des hier viel zu stark als Antagonist auftretenden Dixon hat mir nicht ganz geschmeckt. Dennoch macht der Film Spaß, hat das Herz am rechten Fleck und besonders im letzten Drittel einiges an Tempo, Humor und schönen Prämissen vorzuweisen. Auch mangelnde Ideenvielfalt kann man Spielberg und seinem Team sicher nicht vorwerfen, denn die lassen sich hier einiges einfallen und dies gänzlich ohne Effekthascherei oder andere unpassende Stilmittel. Zudem gibts noch eine exzellente Besetzung: Stanley Tucci ist als fieser Sicherheitschef wieder Gold wert (auch wenn seine Figur wie gesagt etwas einseitig daherkommt), Tom Hanks spielt den verunsicherten Lebemann hervorragend, tappt nicht in Klischeefallen und hopst auf grandiose Art und Weise zwischen tollpatschig, herzlich und kreativ herum, dass es nur so eine Freude ist. Auch die Nebendarsteller um Zoe Saldana, Diego Luna und Co. leisten wunderbare Arbeit, einzig Catherine Zeta-Jones fällt ein wenig ab und kann die Funken nicht richtig zum Überkochen bringen. Letzten Endes bleibt ein kurzweiliger, spaßiger und herzlicher Film, der zu lang dauert und seine schöne Grundidee nicht ganz auszureizen vermag. Ein schöner Filmabend ist hier aber dann doch wieder gewiss!

Note: 3+

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