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Monster

Wie richtet man eine Serienmörderin, die klar aussagt, dass ihre Opfer sie vergewaltigen, teils sogar töten wollten und die somit, laut ihren eigenen Worten, aus Notwehr handeln musste? Im Falle der 1992 verhafteten Aileen Wuornos gab es das Todesurteil, was damals schwer durch die Medien ging und natürlich auch diverse Frauenrechtlerinnen auf den Plan rief. Im Jahr 2003 hat die Regisseurin Patty Jenkins Aileens Leben zu dem besagten Zeitpunkt, als sie begann zu morden und zu rauben, verfilmt und Charlize Theron heimste für die Darstellung der Prostituierten einen Oscar ein. Der Film "Monster" selbst tut sich mit dem kniffligen Thema jedoch sichtlich schwer und findet keine ausreichende Balance.

MONSTER

Die Prostituierte Aileen (Charlize Theron) hat nur noch 5 Dollar in der Tasche, haust unter einer Brücke und steht kurz vor dem Selbstmord. In einer Bar lernt sie die lesbische Selby (Christina Ricci) kennen und schnell entwickelt sich eine vorsichtige Zuneigung zwischen den beiden. Aileen befreit Selby aus ihrer erzkonservativen Familie, damit stehen die beiden jedoch vor einem großen Geldproblem. Aileen schlägt sich noch immer auf der Straße durch, doch als einer ihrer Freier sie eines Nachts vergewaltigen und töten möchte, muss sie ihn aus Notwehr erschießen. Von diesem Zeitpunkt an benutzt Aileen die Männer, welche sie zu sich ins Auto einladen, als Geldquelle, mordet und raubt... für Selby.

Wenn es eines gibt, was man "Monster" ohne Wenn und Aber als "perfekt" zollen muss, dann sind es die schauspielerischen Leistungen. Charlize Theron legt hier eine Leistung hin, die über jedem Zweifel erhaben ist, zeigt beachtenswerten Mut zur Hässlichkeit, wirkt in jeder Sekunde echt. Ihre Darstellung ist intensiv, geht unter die Haut und ist schier beeindruckend. Theron trägt den Film mühelos und durfte den Oscar somit mehr als verdient nach Hause nehmen. Auch Christina Ricci kann überzeugen, muss zwar natürlich im Schatten von einer vollkommen losgelösten Charlize Theron stehen, was ihre Leistung aber sicher nicht mindert. Den Nebendarstellern muss man immerhin dafür Lob zollen, dass ihre größtenteils blassen und eindimensionalen Charaktere noch immer stark gespielt werden. Bruce Dern, Scott Wilson und Co. machen hier das Beste draus und das ist allemal genug. Zum Film an sich kann man sagen, dass er gut gefilmt ist, dass er packt und besonders in Einzelszenen so dermaßen zehrend, anspruchsvoll und schmerzhaft ist, dass es schon beeindruckend ist. Leider kann "Monster" die schwierige Story nicht zufriedenstellend für den Zuschauer offenlegen, denn über einige störende Längen und viele, nicht sauber ausgearbeitete, teils schon ärgerlich vernachlässigte und in Klischees gesteckte Figuren fällt besonders negativ auf, dass sich der Film viel zu sehr auf Aileens Seite schlägt und somit den Zuschauer durch holprige, leicht zu durchschauende Tricks und Kniffe manipuliert. Ihre Taten sind nicht zu entschuldigen oder irgendwie schön zu reden, trotzdem versucht Regisseurin Jenkins das Publikum auf ihre Seite zu ziehen und erlaubt sich erst gegen Ende einen weitschweifenderen Blick, welcher auch Kritik an der Person zulässt. Zuvor klebt die Kamera förmlich an einer sich die Seele aus dem Leib spielenden Charlize Theron, schaut jedoch nicht, was noch da ist, lässt keine zweite Meinung zu und stellt die Serienmörderin als tragische, vom Leben verstoßene Frau hin, die keinen anderen Ausweg wählen konnte. Vielleicht nicht ganz falsch, aber sicher auch nicht richtig und erst recht nicht rechtens. Da bleibt dann doch ein fader Beigeschmack zu einem ansonsten überzeugenden, packenden, instensiven und vor allem hervorragend gespielten Film, dem es besser getan hätte, seine Nebenfiguren besser auszuarbeiten, den Blick zu erweitern und den Zuschauer nicht so zu manipulieren.

Note: 3

 

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