"Insidious" hat mich 2011 wahnsinnig gegruselt und entpuppte sich als extrem gemeiner, schockiger Horror-Thriller aus der Feder von James Wan. Dass dieser zwei Jahre später auch die Fortsetzung übernahm, ließ hohe Erwartungen aufkommen, denn der hatte ja auch bereits mit "Conjuring" und "Saw" den Blutdruck mehrfach in die Höhe getrieben. Leider kann die Fortsetzung rund um die Familie Lambert nur als große Enttäuschung gewertet werden, da die Prioritäten in diesem verschluderten Sequel vollkommen falsch gesetzt werden.
INSIDIOUS: CHAPTER 2
Der Schrecken ist für die Familie Lambert noch nicht vorbei. Josh (Patrick Wilson) konnte zwar Sohn Dalton (Ty Simpkins) aus dem finsteren Reich befreien, nahm dabei jedoch anscheinend eine bösartige Kreatur mit in die reale Welt: Die alte Frau im Schleier, welche Josh bereits seit seiner Kindheit heimsuchte. Josh wandelt sich und Renai (Rose Byrne) fürchtet erneut um die Sicherheit ihrer Familie, weswegen sie sich wieder Hilfe holen muss. Diesmal wird die Reise jedoch um einiges gefahrvoller.
So viel zur Handlung, die grob gesehen eigentlich nicht so viel hergibt: Erneut wird die Familie Lambert von einem bösen Geist heimgesucht und erneut droht ein Mitglied von ihnen, der Besessenheit zu verfallen. Innovativ ist das Ganze also sicherlich nicht, dennoch hätte wohl ein erneuter Überraschungserfolg herauskommen können, wenn Regisseur James Wan und seine Crew sich wieder auf all den diabolischen Schrecken verlassen hätten, den sie im Erstling noch extrem gut im Griff hatten. Leider gehen sie aber genau den entgegengesetzten Weg. Nicht falsch verstehen: Natürlich ist es für eine Fortsetzung wichtig, auch neue Pfade zu beschreiten und nicht bloß Altbekanntes zu liefern. Deswegen ist der Ansatz hin zu etwas mehr Storytiefe und zum Lüften all der Geheimnisse durchaus löblich. Wenn dies jedoch wie hier angestellt wird, ist es nur noch ärgerlich. Wan verschwurbelt seine "Insidious"-Geschichte in Esoterik-Quatsch und braucht über eine Stunde, bis er seine unnötig komplexe Geschichte, in welchen er die Hintergründe der mysteriösen alten Dame erforscht, welche Josh nun mit in die reale Welt geschleppt hat, ein wenig entfaltet hat. Doch selbst dann fällt die Orientierung schwer, denn Wan erzählt die Story mit so viel Ballast, über so viele Umwege, dass man entweder bald nicht mehr richtig hinterherkommt oder schlichtweg das Interesse an diesem seltsamen Mix verliert. Wan entmystifiert all die Geheimnisse auf extrem seltsame Art und Weise und raubt den Geistern so ihren Schrecken... alles über sie zu erfahren, wie sie vorgehen, wer genau sie sind (bis ins kleinste Detail), das macht sie nicht mehr gruselig. Um seine Geschichte zu erzählen, vergisst Wan auch immer wieder den Horror und liefert dabei auch mal eine halbe Stunde beinahe vollkommen ohne Schrecken ab, in welcher einige der Charaktere in bester Detektiv-Manier durch die Stadt und alte Häuser spazieren, um Spuren zu suchen. Dies dauert sehr lang und hilft der Geschichte dabei nur, sich immer weiter zu verstricken. Bei all diesem Wirrwarr habe ich mich während der sehr zahmen 106 Minuten nur einmal richtig erschrocken... ansonsten bleibt der gemeine Grusel des Vorgängers beinahe vollkommen auf der Strecke und gipfelt in einem selten blöden Finale, welches so überzogen und letztendlich sogar kitschig ist, dass es einen schon wieder ärgert. Immerhin leisten die Schauspieler gute Arbeit, besonders Patrick Wilson als diesmal wunderbar fieser Familienvater setzt Akzente, während Barbara Hershey auch endlich mehr zu tun bekommt. Auch in Sachen Kamera, Ton und Maske sieht "Insidious" mal wieder sehr stark aus und entwickelt ab und an wieder eine schaurige Atmosphäre, in welcher man auf den wahren Schrecken wartet, der dank der abstrusen und sich komplett in sich verlierenden Geschichte jedoch nicht kommt. Der dritte Teil soll angeblich ein Prequel sein und in neue Gefilde fahren... es ist wünschenswert. Denn diese Geistermär ist mit einem wirklich lahmen und erschreckend ungruseligen und unnötig verästelten Sequel sicher auserzählt und sollte der nächste Teil von gleicher Qualität sein, ist es sicher, dass es besser gewesen wäre, es nach dem wirklich guten Erstling einfach sein gelassen zu haben.
Note: 4-
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