Bis vor kurzem hielt die "Harry Potter"-Reihe noch den Stand der erfolgreichsten Filmreihe aller Zeiten und wurde erst dieses Jahr vom Marvel Cinematic Universe abgelöst. Insgesamt waren die acht Filme so extrem erfolgreich, dass Warner Brothers sich noch immer händeringend nach neuen Stoffen umschaut, die ähnlich viel Kohle machen könnten. Wagen wir also einen Blick auf die Anfänge dieser wunderbaren Geschichte und auf den Beginn einer der schönsten Filmreihen aller Zeiten... über den Jungen, der überlebt hat.
HARRY POTTER UND DER STEIN DER WEISEN
Harry Potter (Daniel Radcliffe) scheint ein ganz normaler, elfjähriger Junge zu sein... bis er an seinem elften Geburtstag erfährt, dass er in Wahrheit ein Zauberer ist und fortan die Zauberschule Hogwarts besuchen wird. Dort lernt er Ron Weasley (Rupert Grint) und Hermine Granger (Emma Watson) kennen und freundet sich mit den beiden an... und muss schließlich auch gegen finstere Mächte kämpfen, denn der dunkle Herrscher Lord Voldemort strebt nach seinem Fall von vor elf Jahren danach, zurückzukehren.
Der erste Teil der achtteiligen Filmreihe rund um den Zauberlehrling Harry Potter, seine Freunde und seine Feinde dient im Grunde erst einmal dazu, in die Welt hineingestoßen zu werden. Die Charaktere werden liebevoll eingeführt, erste kleine Gefahren überwunden und dazwischen wird viel gezaubert und viel entdeckt. Für Kinder ab und an etwas zu düster ist dieses erste Abenteuer im Großen und Ganzen aber ein sehr harmloses, ausreichend buntes Erlebnis, welches eigentlich nichts gemein hat mit den späteren, sehr finsteren Filmen. John Williams' Score posaunt mächtig über die Zinnen von Hogwarts, die Kinderdarsteller staunen angemessen zu all den Bauten und detailreichen Kulissen, zwischendurch darf viel gelacht werden... also ein sehr rundes Ding, welches auch viel Spaß macht und einen exzellenten, linearen Beginn einer erst später sehr komplexen Reihe darstellt. Als Romanverfilmung hat der Film die Schwierigkeiten, dass er aus dem über dreihundert Seiten langen Buch möglichst alles mitnehmen möchte und dabei stellenweise atemlos durch sämtliche Etappen hechelt, ohne jedoch in die Tiefe zu gehen. Um die zwar hübschen, aber storytechnisch eher belanglosen Situationen rund um den Drachen Norbert oder die Herkunft des dreiköpfigen Hundes drinzubehalten, muss sich schon ordentlich beeilt werden, um die Zweieinhalb-Stunden-Grenze nicht zu überstrapazieren, was dazu führt, dass hier gehetzt wird... und das wirkt sich leider nicht immer gut auf die Atmosphäre aus. Wo die Szenen rund um den Spiegel Nerhegeb noch wunderbar ruhig und einfühlsam daherkommen, bleiben ähnliche Szenarien gerade gegen Ende weitestgehend kraftlos, obwohl die Vorlage dabei einiges zu bieten hatte. So verkommt "Harry Potter 1" über weite Strecken zu einer Effektshow (in welcher die Effekte aber leider kaum überzeugen), der möglichst viel bietet, dabei aber ein effektives Storytelling vermissen lässt. Dass dies halb so schlimm ist, liegt daran, dass die Story im ersten Teil noch sehr einfach ist und die Einführung in die Zauberwelt, das Kennenlernen der Charaktere und der Schule im Vordergrund steht. Die richtige, weitstreckende Geschichte beginnt erst wirklich mit der Fortsetzung, dementsprechend sollte man hier schweigen und genießen, die schwächeren Szenen von den merklich stärkeren (z.B. ein mordsspannendes Schachspiel oder ein rasantes Quidditch-Duell) abkupfern und sich an dem grandiosen Detailreichtum erfreuen. Auch wenn nicht alle Kulissen gelungen sind und die Computereffekte bereits damals größtenteils veraltet waren, es sieht schon alles sehr schön aus und hat seinen eigenen Charme. Die Darsteller spielen in diesen Kulissen (noch) eher eine unterdurchschnittliche Rolle, wobei besonders Hauptdarsteller Daniel Radcliffe in seinem ersten Auftritt sehr blass bleibt und von seinen Kollegen Rupert Grint und Emma Watson mühelos übertrumpft wird. Das namhafte, britische Erwachsenen-Ensemble brilliert in kleineren Rollen, besonders herausstechen tun hier Alan Rickman als fieser Zaubertranklehrer Snape, Maggie Smith als strenge Hauslehrerin Minerva McGonagall und Richard Harris als weiser Schulleiter Albus Dumbledore. Insgesamt also ein sehr seichter Beginn mit Schwächen, der jedoch als vorsichtiger Schubs hinein in diese gigantische Welt perfekt funktioniert.
Note: 3+
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