"Anonymous" ist noch immer in aller Munde... als Rächer der neuen Welt, die für Ordnung sorgen wollen, haben sie in der politischen Situation bereits für Furore gesorgt und tragen dabei die berühmten "Guy Fawkes"-Masken, welche durch die 2006 erschienene Comicverfilmung "V wie Vendetta" zu extremer Popularität anstiegen. Auch der Film selbst provoziert dabei, wo es nur geht und schlägt keine subtilen Töne an... das macht ihn über weite Strecken aber auch recht wirr und schwer und wird so nicht jedem gefallen.
V WIE VENDETTA
Der selbsternannte Rächer "V" (Hugo Weaving) hat es sich im London der nahen Zukunft zur Aufgabe gemacht, das faschistische Regime rund um den Kanzler Adam Sutler (John Hurt) zu stürzen, welches die Bevölkerung unterjocht. Als "V" die junge Frau Evey Hammond (Natalie Portman) eines Nachts vor Übergreifern rettet, führt er sie in seine Welt ein und schon bald arbeiten die beiden zusammen an dem ganz großen Ding, welches die Bevölkerung befreien und die oberen Regime stürzen soll. Doch nach einigen brutalen Übergriffen "V"'s auf die Gefolgsleute des Kanzlers zweifelt Evey, ob diese Sache wirklich noch gerecht ist...
Hui, hier gehts richtig zur Sache. "V wie Vendetta" beruht auf einer Comic-Vorlage von Alan Moore (der sich jedoch seit jeher von den Verfilmungen seiner Geschichten distanziert) und schlägt sehr provokative Töne an, welche in unserer heutigen Gesellschaft einen erstaunlich realistischen und dabei sehr düsteren Anstrich bekommen. Die Geschichte über den Rächer, der sich gegen das Regime auflehnt und dabei die Unterdrückten retten möchte, ist nicht neu, aber noch immer hochaktuell und so hart wie hier wurde es im Mainstream-Kino wohl noch nie behandelt. Es ist löblich, dass die Macher (darunter die "Matrix"-Macher Andy und Lana Wachowski, die am Skript mitschrieben) die Vorlage nicht allzusehr simplifizieren und ihre Härte beibehalten, sodass schon einige Schocks entstehen und der Film seine Geschichte konsequent bis zum bitteren Ende durchziehen kann. Auch gut ist, dass er seine Figuren nicht in simple Gut/Böse-Schemata steckt (bis auf den vollkommen fanatischen Großkanzler), sodass auch die Meinung über den eigentlichen Helden, der sich beinahe während des gesamten Films hinter der berühmten Maske versteckt, eine zwiespältige bleibt. Denn dieser schreckt auch nicht vor kaltblütigen Morden zurück, um sein Ziel zu erreichen, und stellt dabei auch gerne mal die persönliche Rache vor das große Etwas. Der Film selbst gibt keine klare Antwort und überlässt es dem Zuschauer, dazu Stellung zu nehmen... obwohl kaum einer die wahren Ziele von "V" nicht unterstützen würde, bleibt ein etwas unsicherer Beigeschmack. Und genau so ist es auch gewollt. Als Sympathieträger funktioniert deswegen Natalie Portman, welche in diese finstere Welt ohne Vorwarnung hineinegschoben wird, und zu welcher der Zuschauer eine Bindung aufbaut. Leider ist Portman damals noch nicht in allen Belangen stark genug gewesen und auch wenn ihre Leistung gut ausfällt, kann sie nicht alle kraftvollen Emotionen immer ausloten. Das führt bald zu einer gewissen Kälte und macht "V wie Vendetta" unemotionaler als er sein sollte. Zudem ist der Film mit 132 Minuten auch deutlich zu lang geraten und verliert sich gerade im eher unaufregenden und auf der Stelle tretenden Mittelteil in deutliche Geschwätzigkeit. Es gibt viele Szenen, in welchen "V" und Evey alleine sind und in denen ihre Beziehung klargemacht werden soll, diese werden jedoch weitestgehend verschleudert, da wir kaum etwas über die Charaktere erfahren und uns stattdessen durch einige sehr langwierige Dialoge kämpfen müssen. Die unnötige Überlänge zeichnet sich auch dadurch aus, dass sich viele Charaktere die Leinwandzeit teilen, von denen nicht alle passend zum Zuge kommen. Wo Stephen Fry und Stephen Rea noch beeindruckend-unkonventionelle Figuren verkörpern, welche eine Wandlung durchmachen, bleiben große Talente wie John Hurt oder "Speed Racer"-Star Roger Allam auf der Strecke. Der Film wirkt somit ein wenig überladen und braucht zu lange, um zum wirkungsvollen und fantastisch inszeniertn Finale zu kommen (bei welchem einzig die unnötig splatter-haften, an "Matrix" angelehnten Zeitlupen-Kampfszenen stören). Ein zweischneidiges Schwert ist dieser Film also, denn auch wenn die Story überraschend konsequent, spannend und aktuell ist, verzettelt er sich in Kleinigkeiten, braucht ab und zu viel zu lange und lotet nicht alle seine Subplots entsprechend aus. Da wäre mehr drin gewesen, visuell ansprechende und tiefgründige Unterhaltung wird dennoch geboten.
Note: 3-
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