Direkt zum Hauptbereich

Harry Potter und der Feuerkelch

Nachdem Alfonso Cuaron mit "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" den bis dato besten Teil der Reihe abgeliefert hatte, gingen für den nächsten Part wieder die Zweifel los... denn der Roman ist diesmal so dermaßen komplex und ausufernd, dass sich wohl kaum einer die Komprimierung auf einen einzigen Spielfilm vorstellen konnte. Der neue Regisseur Mike Newell kürzt deswegen, wo es nur geht und überraschenderweise kommt dabei dann auch wieder ein richtig starker Film bei heraus.

HARRY POTTER UND DER FEUERKELCH


Die Zeichen deuten düstere Zeiten voraus: Während in Hogwarts das Trimagische Turnier ausgeführt wird, taucht über der Quidditch-Weltmeisterschaft das Dunkle Mal auf. Als Harry (Daniel Radcliffe) am Turnier teilnehmen muss, auch gegen seinen Willen, glauben seine Freunde und Weggefährten, dass jemand in Hogwarts seinen Tod will. Harry weiß nicht, wem er noch vertrauen soll. Albus Dumbledore (Michael Gambon) versucht, ihm so gut es geht zu helfen, doch auch ihm sind die Hände gebunden. Und sogar an seine Freunde Ron (Rupert Grint) und Hermine (Emma Watson) kann Harry sich kaum noch wenden, da die Hormone alle überfallen und die ersten Liebesgefühle in der Zaubererwelt aufkeimen...

Zu Beginn tut sich Mike Newell noch schwer, die fast 800 Seiten lange Romanvorlage zu bändigen... die erste halbe Stunde hetzt er so atemlos durch die Handlung, dass für zahlreiche kleine Details und Subplots keine Zeit bleibt. So vermissen wir schmerzhaft all die kleinen Randnotizen, die im Hintergrund ablaufende Magie, die Leichtmütigkeit. Nach dem etwas hastigen Beginn schwimmt Newell jedoch schnell in vertraute Fahrwasser, macht sich die Handlung zu eigen und kürzt diese an passenden Stellen. Natürlich ist es schade, dass für wirklich witzige Szenen wie den obligatorischen Auftritt der Dursleys, die Hauselfen-Diskussion oder Nevilles Background kein Raum mehr bleibt, dennoch musste Newell eben kürzen, wo es geht, um bei den zweieinhalb Stunden zu bleiben. Deswegen konzentriert er sich auf die Kernhandlung und vermag es, diese ausreichend spannend und treu wiederzugeben. Ein ganz besonderes Händchen hat er dabei bei der romantisch-humorvollen Komponente. Im Mittelteil, wenn es darum geht, den passenden Partner für den (wunderbar gestalteten) Weihnachtsball zu finden, entwickelt Newell jede Menge Lacher und macht die peinlich-pubertären Mätzchen absolut greifbar, ohne dabei seine Protagonisten lächerlich zu machen. Auch die Actionszenen hat er gut im Griff, besonders das Duell mit dem Drachen und das Finale auf einem düsteren Friedhof, wenn Harrys Erzfeind Lord Voldemort endlich in voller Montur auftritt, gelingen ihm vortrefflich und er beweist erneut, dass die Reihe nichts mehr für Kinder ist... auch wenn die Grusel-Elemente nicht mehr so verspielt und clever eingesetzt sind, wie im direkten Vorgänger, gelingen ihm einige wirklich intensive Momente. In Sachen Effekte ist sowieso alles im grünen Bereich, der Soundtrack ist gut (wenn auch manchmal zu pompös) und auch die Kamera ist wieder großartig. Newell hat zudem auch die Schauspieler allesamt wieder sehr gut im Griff. Daniel Radcliffe, der diesmal im Vergleich zu seinen Kollegen Emma Watson und Rupert Grint weitaus mehr im Vordergrund steht, da er sich den Gefahren diesmal alleine stellen muss, überzeugt und wirkt lange nicht mehr so blass... auch wenn gerade Watson ihm noch immer die Schau stiehlt. Die alte, erwachsene Garde hat diesmal weitaus weniger zu tun, einzig Michael Gambon, der diesmal in der Rolle des weisen Schulleiters voll aufgeht, hat mehr als eine Handvoll Szenen, während gerade von Alan Rickman und Maggie Smith viel weniger zu sehen ist. Deren Screentime wird indes für die Neuzugänge benötigt. Miranda Richardson ist als Klatsch-Reporterin Rita Kimmkorn schlichtweg großartig, Brendan Gleeson als Mad-Eye Moody beeindruckt trotz Maske, die ihn beinahe unkenntlich macht, mit enormer Präsenz. Gleiches gilt für Ralph Fiennes, der den Oberschurken Lord Voldemort genauso furchteinflößend und grausam gibt, wie man ihn sich vorgestellt hat und der obendrein auch noch so grandios aussieht, dass es einen fröstelt. Insgesamt also ein ganz starker "Harry Potter"-Film, der Humor, Spannung, Grusel, phänomenale Action und eine Prise Romantik zu einem wunderbaren Fantasy-Blockbuster vereint und dafür sorgt, dass wir uns in Hogwarts mittlerweile richtig zuhause fühlen.

Note: 2+





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se