Nachdem mich die erste Season ja doch ein wenig auf hohem Niveau enttäuscht hatte, begann ich mit der zweiten Staffel immer mehr Sympathie für "Orange Is the New Black" zu empfinden... und steigerte nach einem grandiosen Cliffhanger meine Erwartungen an die dritte Staffel. Vielleicht waren die Erwartungen zu hoch, denn auch wenn es in Season 3 weiterhin grandiose Einzelmomente und starke Charakterzeichnungen gibt, dreht sich das Storytelling mittlerweile doch etwas zu arg im Kreis...
ORANGE IS THE NEW BLACK - STAFFEL 3
Joe Caputo (Nick Sandow) hat jede Menge Stress: In Litchfield soll sich mit einer neuen Förderungsfirma einiges ändern... und die neuen Wachhabenden, die vollkommen ohne praktische Erfahrung in Kontakt mit den Gefangenen kommen, wirken hoffnungslos überfordert. Indes scheint sich zwischen Healy (Michael J. Harney) und Red (Kate Mulgrew) etwas anzubahnen, "Crazy Eyes" (Uzo Aduba) dreht aufgrund des Todes von Vee (Lorraine Toussaint) fast durch... und auch Piper muss sich mit neuen Problemen herumschlagen, bis ihr auf einmal eine Möglichkeit einfällt, verbotenerweise an Geld zu kommen.
"Orange Is the New Black" beruht natürlich vage auf wahren Begebenheiten... dementsprechend muss sich auch der dramaturgische Bau eben an das halten, was wirklich passiert ist. Dass das nicht immer viel ist, beweist diese dritte Staffel, die sich erstmals vehement im Kreis dreht und die Haupthandlung kaum noch nach vorne bringen kann. In den dreizehn stellenweise sehr langen Folgen werden zwar wieder neue Konflikte aufgefahren, diese haben diesmal aber nicht mehr den selben Wumms, nur selten scheint es dabei um etwas wirklich essentiell wichtiges zu gehen, in der Sache rund um Norma wird es sogar mehrfach einigermaßen lächerlich. Viel zu spät nimmt diese Staffel Schwung auf und kann zuvor nur mit einem Handlungsstrang gänzlich überzeugen, denn die Veränderungen in Litchfield selbst, in welchem Caputo nun der Oberboss ist, der sich aber dennoch den Geldgebern im Rücken beugen muss, sind das einzige, was hier neu ist und zumindest ein wenig frischen Wind beiträgt. Ansonsten ist "Crazy Eyes" noch immer verrückt, Red will noch immer in die Küche zurück, Piper bekommt natürlich wieder Stress mit Alex, SooSoo fühlt sich noch immer unterdrückt... und die meisten von ihnen nehmen nur sehr schwache Veränderungen in ihren Charakterisierungen vor. Für sich genommen sind das alles noch immer beeindruckende Figuren, ein wenig mehr Wendung und Mut zu Neuem hätte man dennoch wagen können. Dieser bleibt diesmal beinahe vollständig auf der kessen Doggett hängen, die stark beleuchtet wird und auf die ein ganz neues Licht fällt. Auch neu ist, dass diesmal nicht bloß die Insassen des Gefängnisses in Rückblenden beleuchtet werden, sondern auch die Mitarbeiter... was auch diese menschlicher macht. Leider können sich diese Neuerungen nicht über die dritte Staffel halten, was zu einigen zwar nicht öden, aber doch recht langsam ablaufenden Episoden führt, in denen sich das Leben im Gefängnis etwas schleppt, wir wenig über die altbekannten Charaktere erfahren und auch der freche Humor nicht mehr so sehr zündet, da wir uns an diesen bereits gewöhnt haben. Da werden die Produzenten sich wohl doch einiges einfallen lassen müssen, um der vierten Staffel neuen Schwung zu geben, denn die Ermüdungserscheinungen sind klar sichtbar. Das klingt nun aber böser, als es ist, denn die Serie lebt noch imemr von ihren schrulligen, teils sympathischen, teils skurillen Charakteren, einigen wunderbaren Einzelmomenten und dem noch immer funktionierenden Wechselspiel aus Humor und Tragik, auch wenn bis zur letzten Folge die ganz großen Dinger fehlen. Die Schauspieler sind dafür noch besser in ihre Rollen hineingewachsen und was Kate Mulgrew, Uzo Aduba, Nick Sandow, Laura Prepon, Danielle Brooks, Yael Stone und ganz besonders Taryn Manning hier abliefern, das hat schon mehr als Klasse... und sogar Taylor Schilling nervt dieses Mal kaum und fährt ihr überzogenes Spiel deutlich zurück, vielleicht, weil sie diesmal auch nicht stets als absolute Hauptfigur agiert, sondern als Teil eines Ensembles. Eine nette Serie also immer noch, die sich jedoch langsam im Kreis dreht und neue Impulse und frische Ideen vermissen lässt. Dennoch ist der gekonnte Mix aus bösem Humor, heftiger Dramatik und genialen Figuren noch immer ein besonderer.
Note: 3
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