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Harry Potter und der Orden des Phönix

Reichlich Skepsis stand der fünften Verfilmung der "Harry Potter"-Romane gegenüber. Obwohl gerade die beiden vorherigen Filme meisterhaft gelungen waren, sprach einiges dagegen, dass "Der Oreden des Phönix" in ähnliche Sphären driften würde. Den mit Abstand längsten Roman der Reihe in den bislang kürzesten Film umwandeln? Einen im Blockbuster-Format unerfahrenen TV-Regisseur für ein solch riesiges Projekt verpflichten? Gut klang das alles nicht, dennoch ist auch Harry Potters fünftes Abenteuer ein guter Film geworden... nur leider kein erneutes Meisterwerk.

HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHÖNIX


Harry Potter (Daniel Radcliffe) hat in seinem fünften Jahr unter dem Zaubereiministerium, welches von Cornelius Fudge (Robert Hardy) geleitet wird, zu leiden. Diese wollen Harrys Geschichten, dass Lord Voldemort (Ralph Fiennes) zurückgekehrt sei, nicht wahrhaben und starten eine Hetzkampagne gegen den Schüler. Um diese zu unterstützen, bringen sie mit Dolores Umbridge (Imelda Staunton) eine neue Lehrerin nach Hogwarts, die direkt aus dem Minsterium stammt und die Schülerschaft und auch Dumbledore (Michael Gambon) streng unter Kontrolle hält. Doch Harry und seine Freunde wollen sich das nicht gefallen lassen und gründen mit "Dumbledores Armee" eine Gruppe aus jungen Zaubereistudenten, die sich für den baldigen Kampf gegen Voldemort rüstet...

Es wäre ohnehin nicht möglich gewesen, dass über 1000 Seiten lange Buch mit all seinen kleinen Subplots und den gewaltigen Gefühlswelten, in welche sich der nun pubertäre Harry hineinbegibt, perfekt zu verfilmen. Dennoch ist es schade, dass von all den sehr erwachsenen, erstaunlich komplexen Konflikten, welche Autorin Joanne K. Rowling entwickelte, kaum etwas im Film wiederzufinden ist. Sirius' Wandlung, der in Harry nur seinen Vater sehen will und ihm dadurch mehr schadet. Die Hetzkampagne des Tagespropheten gegen Harry. Harrys Wut auf seine Freunde und seine Gefühle für Cho Chang, die jedoch in ihm nur ein Bindeglied zum verstorbenen Cedric sieht. Ganz große Gefühle und diese kann Regisseur David Yates, der zum ersten Mal in der Reihe auf dem Regiestuhl Platz nahm, nicht entwickeln, er arbeitet sie kurz in Dialogform ab, beraubt sie dabei jedoch ihrer Kraft. Anstattdessen widmet er sich voll und ganz der Handlung, in welcher Umbridge in Hogwarts einfällt und sich die Schülerschaft im Geheimen zu wehren beginnt. Dies ist mit viel Humor und einigen wunderbaren Szenen wirklich gelungen und der Mut, sich hier vom Roman zu distanzieren und einige Szenarien abzuwandeln, tut gut, auch wenn dabei einige Szenen sehr flott vonstatten gehen und für emotionale Beteiligung nun noch seltener Platz bleibt. Yates setzt dabei mehr auf protzende Schauwerte (die ihm mit wunderbaren Sets und grandiosen Spezialeffekten auch gelingen), raubt den Figuren so aber ihre Tiefe. Die Konflikte, in denen sie sich befinden, lassen sich als Nicht-Romankenner schlichtweg nur erahnen, vieles bleibt Behauptung. So ist "Harry Potter 5" ein Film, der viel Wert auf Spaß legt. Es gibt jede Menge zu lachen, die optischen Highlights sind ganz besonders im schnellen, aber beeindruckenden Finale super, der Soundtrack ist schön, die Detailverliebtheit erneut einfach herrlich. Auch ist es besonders im fünften Teil gelungen, das große Figuren-Ensemble zu bändigen. Auch wenn hier für viele nur noch sehr kleine Auftritte übrig bleiben, gelingt hier ein Überblick über das Große, Ganze und all diese fantastischen Schauspieler zusammen zu sehen, sorgt für Glücksgefühle angesichts einer so phänomenalen Besetzung. Natürlich ist es schade, dass für grandiose Mimen wie Maggie Smith, Robbie Coltrane, Alan Rickman oder David Thewlis nur noch bruchstückhafte Szenen übrigbleiben, doch die Kohärenz, mit welcher hier gearbeitet wird, ist beeindruckend und sorgt für ein Gefühl, dass die "Harry Potter"-Filme einfach zusammengehören. Die Neuzugänge fügen sich erneut perfekt ins Gesamtbild ein... den größten Eindruck hinterlässt Imelda Staunton, die als Dolores Umbridge einfach herrlich unsympathisch ist. Ebenfalls eine Idealbesetzung ist Evanna Lynch als Luna Lovegood, die ihren skurillen Charakter perfekt auslotet, und Helena Bonham Carter kann in ihren wenigen Szenen als verrückte Todesserin Bellatrix Lestrange voll aufdrehen. Das Hauptdarsteller-Trio Radcliffe, Watson und Grint bleibt dabei bei seinen soliden bis sehr guten Leistungen... insgesamt also ein sehr einheitliches, zufriedenstellendes Bild. Den Buch-Fan wird es stören, dass der Film die extreme Tiefe, die Düsternis nicht transportieren kann, welche der Roman bot. Dennoch ist "Harry Potter 5" wieder ein sehr überzeugender Ausflug nach Hogwarts, mit viel Witz, einer starken Optik und liebenswürdigen Figuren. Ein Meisterwerk ist diesmal aber, wegen einiger Drehbuch-Schwächen, nicht herausgekommen.

Note: 2-




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