Direkt zum Hauptbereich

Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Nachdem Chris Clumbus die ersten beiden Romanadaptionen von "Harry Potter" übernommen hatte und dabei stets auf Nummer sicher gegangen wurde, nahm für Teil 3 mit Alfonso Cuaron ein Regisseur eines ganz anderen Kalibers Platz. Und es war das wohl beste, was der Reihe um den berühmtesten Zauberlehrling der Welt passieren konnte, denn er führt die Geschichte weg von der Kinderfreundlichkeit, hin zu mehr Düsternis, komplexeren Charakteren und mehr technischen Wagnissen. Das Ergebnis ist schlichtweg phänomenal.

HARRY POTTER UND DER GEFANGENE VON ASKABAN


In seinem dritten Jahr wird Harry Potter (Daniel Radcliffe) mit neuen Gefahren konfrontiert. Der berüchtigte Massenmörder Sirius Black (Gary Oldman) ist aus dem Zauberergefängnis Askaban ausgebrochen... und aus geheimnisvollen Gründen ist dieser auf der Suche nach Harry. Die Schule wird gesichert und Dumbledore (Michael Gambon) versucht alles, um Sirius von Hogwarts fernzuhalten. Dennoch gelingt dem Flüchtigen es, in die Schule einzudringen und Harry scheint in großer Gefahr. Gemeinsam mit Ron (Rupert Grint) und Hermine (Emma Watson) kommt er schließlich den wahren Gründen auf die Schliche...

Anderthalb Jahre sind zwischen der zweiten und der dritten "Harry Potter"-Verfilmung vergangen und sie sind deutlich auf dem Bildschirm zu sehen. Zuallererst fällt auf, dass die jungen Darsteller allesamt einen erstaunlichen Wachstumsschub erlebt haben und den Kinderschuhen entsprungen sind. So sind auch ihre schauspielerischen Fähigkeiten gereift. Daniel Radcliffe, der zuvor schwächelte, liefert eine mehr als solide Vorstellung in der Hauptrolle ab, Rupert Grints Chargieren gerät merklich kontrollierter und Emma Watson ist als Stärkste im Trio für einige emotional ganz vortreffliche Szenen zuständig. Die Erwachsenen müssen sich indes diesmal mit noch weniger Leinwandzeit zufrieden geben, dennoch stechen einzelne wie gehabt heraus. Dies gilt besonders für Alan Rickman und Neuzugang David Thewlis, die besonders in gemeinsamen Szenen eine starke Präsenz aufbieten. Auch noch zu erwähnen ist Gary Oldman, dessen Auftritt hier jedoch noch sehr kurz ausfällt, und Michael Gambon, welcher den verstorbenen Richard Harris als Schulleiter Albus Dumbledore ersetzt und dabei in große Fußstapfen tritt. Ein wichtiger Beteiligter an dem Reifen der Schauspielleistungen, die nun merklich nuancierter und natürlicher rüberkommen, ist sicherlich Regisseur Alfonso Cuaron, der seinen Darstellern viel mehr Zeit zur Entfaltung bietet. Er nähert sich den Charakteren an und lässt sie nicht mehr atemlos durch Effekte und Action-Etappen hetzen... viel mehr gibt er ihnen Raum, um Tiefen zu erhalten, gesteht ihnen auch mal komplexere Emotionen zu und hat neben all der Action und der detailreichen Umsetzung der Zaubererwelt (die noch nie so mühelos und schön entstanden ist wie hier) immer noch Zeit, in ruhigeren Szenen die Eigenschaften der vielen Figuren herauszuarbeiten und auch ihre Beziehungen untereinander zu festigen. Doch nicht nur die Darsteller und ihre Charaktere entwachsen der kindlichen Unschuld, auch die Geschichte und damit der Film tun dies endlich. Die Romanvorlage (die neben dem finalen siebten Band wohl auch die stärkste der gesamten Reihe ist) bietet da natürlich einiges, doch Cuaron lässt sich nicht beirren, konzentriert sich auf den signifikanten Plot und lässt unwichtiges außen vor, um sich mehr Zeit für das Wesentliche nehmen zu können. Fans werden rebellieren, dass ganze Handlungsstränge und Charaktere entfallen, dennoch ist das Ergebnis rein positiv: Die tiefgründigen Szenen sind auch wirklich tief und werden nicht in wenigen Szenen abgehakt, die Actionszenen haben endlich mal richtig Wumms und dienen nicht einer Effektschlacht, sondern der Handlung an sich. Und die spektakulären Kulissen sind nicht nur schön, sondern bieten auch jede Menge Details und liebevolle Kleinarbeit. Dies alles fügt sich, mit einem grandiosen Score, fantastischen Spezialeffekten und einer wunderbaren Kameraarbeit, die auch mal unkonventionelle Wege geht, zu einer starken Atmosphäre und Bildern zusammen, die man so schnell nicht vergisst. Cuaron hat es geschafft, den Zauber dieser Welt so mühelos, und dennoch mit so viel Liebe zu präsentieren, wie es wohl keiner vor und nach ihm geschafft hat. Dass die Handlung zusammengekürzt ein paar Logiklöcher bereithält, ist da dann halb so schlimm, denn insgesamt liefert man hier einen der stärksten und atmosphärischsten Filme der Reihe ab. Witzig, herzlich, hochspannend, magisch. So muss "Harry Potter" aussehen, so muss es sich anfühlen! Großartig!

Note: 1-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...