"Der Marsianer" sorgte zu Beginn des Jahres 2016 für einige ungläubige Gesichter, als dass Weltraum-Abenteuer von Ridley Scott tatsächlich als bester Film nominiert wurde... in der Kategorie Komödie, worüber sich besonders Comedy-Regisseur Judd Apatow aufregte. Nicht ganz zu Unrecht, denn Scotts Film ist, trotz Humor-Einlagen, sicherlich keine Komödie und hat dadurch anderen Streifen einen möglichen Platz unter den Nominierten weggenommen. Dass macht die Leistung des Films an sich natürlich nicht kleiner, denn mit diesem ist ein sehr unterhaltsames und angenehm realistisches Werk herausgekommen.
DER MARSIANER
Die Crew der Ares 3 ist auf einer Mission auf dem Mars unterwegs. Während eines plötzlich aufziehenden Sturms wird jedoch der Astronaut und Botaniker Mark Watney (Matt Damon) verletzt und auf dem Planeten zurückgelassen, da seine Crew ihn für tot hält. Doch Watney lebt noch und versucht von nun an, ganz allein auf dem Mars, Kontakt zur NASA auf der Erde aufzunehmen. Als dies schließlich gelingt, versuchen NASA-Direktor Teddy Sanders (Jeff Daniels), der Leiter der Mars-Mission, Vincent Kapoor (Chiwetel Eijofor) und ihre Mitarbeiter, eine Rettungsmission für Watney vorzubereiten... wobei eine jedoch riskanter ist als die andere. Währenddessen versucht Watney sich mit wissenschaftlichen und biologischen Experimenten auf dem kargen, roten Planeten am Leben zu halten.
Ridley Scott ist ja nun schon mehrfach spektakulär in das Genre zurückgekehrt, mit welchem er 1979 mit dem Horrorschocker "Alien" zum Kultregisseur aufstieg... und auch "Der Marsianer" fühlt sich wieder ganz nach einem richtig guten Scott-Film an. Sehr viel Liebe zum Detail, technische Brillanz, ein hochkarätiger Cast und eine spannende, recht originelle, auf einem komplexen Roman beruhende Geschichte. Dass der Film dabei gleich mit sieben Oscarnominierungen bedacht wurde (inklusive bester Film) ist vielleicht ein wenig übertrieben, dennoch ist das Ding echt gut geworden. Zum einen liegt das daran, wie sympathisch Scott den Mix aus Abenteuer, Drama, Science-Fiction und Komödie händelt und den Film immer wieder gleichzeitig spannend wie einen Thriller, aber auch witzig wie pures Comedy-Gold zu gestalten. Wenn Damons Mark Watney auch in den prikärsten Situationen noch mit jeder Menge Ironie und Galgenhumor seinen möglichen, baldigen Tod kommentiert, gibt es jede Menge zu lachen, wenige Minuten später kurbelt Scott die Spannungskurve aber wieder so wirksam in die oberen Gefilde, dass wir glatt den Atem anhalten. Beschmückt mit starken Spezialeffekten und wunderbaren Bildern von dem verlassenen Planeten Mars haben wir hier über 140 Minuten hinweg einiges zu gucken... auch wenn es doch gerade in der ersten Hälfte ein paar unangenehme Hänger gibt. Nichts zu beanstanden gibt es aber bei der namhaften Besetzung. Matt Damon dürfte wohl keine Konkurrenz für den diesjährigen Topfavoriten Leonardo DiCaprio sein, dennoch ist seine Leistung oscarwürdig, denn Damon schafft es spielerisch, jede einzelne emotionale Komponente seines Charakters absolut greifbar zu machen und sein Leiden dem Zuschauer zu präsentieren, sodass wir ihm dies sofort glauben. Neben Damon, der viele Szenen alleine tragen muss und dabei absolut glänzt, sind noch jede Menge bekannter Namen mit dabei: Kate Mara, Sean Bean, Chiwetel Eijofor, Jessica Chastain, Jeff Daniels, Sebastian Stan, Michael Pena, Kristen Wiig... sie alle geben sich absolut keine Blöße und spielen sich als starkes Ensemble passend die Bälle zu. Dass ihre Charaktere dann auch nicht alle einseitig gezeichnet sind, macht den Spaß an diesem komplexen, kurzweiligen Blockbuster dann noch höher. Ein wenig Jammern auf hohem Niveau muss aber dennoch gestattet sein: Ein wenig Tiefe habe ich vermisst und Watneys psychische Situation (immerhin wohnt der Mann über Monate hinweg ganz allein auf einem verlassenen Planeten) wird zu wenig Beachtung geschenkt und auch der ein oder andere Konflikt wird gegen Ende doch zu schnell und glatt ausgebügelt. Zudem fehlt es dem Film, bis auf das mordsspannende Finale, an echten Höhepunkten, an so richtig erinnerungswürdigen Momenten, die uns aus dem Sitz hauen. Für sich sind die einzelnen Szenen alle gut, aber etwas so wirklich Faszinierendes ist dennoch nicht dabei. Macht aber nichts, denn "Der Marsianer" ist dennoch ein recht lockerer, optisch umwerfender und top gespielter Weltraum-Thriller geworden, der mit Witz, Spannung und Originalität überzeugt. Ridley Scott scheint also endlich wieder richtig auf der Überholspur zu sein, was die Erwartungen für seine kommenden Projekte (u.a. "Prometheus 2" und ein neuer "Alien"-Streifen mit Sigourney Weaver alias Ellen Ripley) in die Höhe schießen lässt.
Note: 2-
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