Direkt zum Hauptbereich

Beetlejuice

Dass Tim Burton ein Genie ist, dürfte wohl kaum jemand bezweifeln, immerhin brachte der für seine skurillen und liebenswert-durchgeknallten Filme bekannte Regisseur schon einige Meisterwerke zustande. In den letzten Jahren schien ihm der Esprit jedoch verloren gegangen zu sein und er fabrizierte mit "Dark Shadows" sogar eine ziemliche Enttäuschung. Deswegen doch, bevor im Mai die von Burton produzierte "Alice im Wunderland"-Fortsetzung in den Kinos startet, zurück zu den Wurzeln: Ich habe nun zum ersten Mal Burtons "Beetlejuice" gesehen...

BEETLEJUICE


Als das glückliche Paar Adam (Alec Baldwin) und Barbara Maitland (Geena Davis) bei einem Autounfall ums Leben kommt und kurz darauf ins Leben nach dem Tod eintritt, sind sie mit der Situation überfordert: Sie können ihr Haus nicht mehr verlassen und versuchen, die neuen Bewohner, welche sie nicht sehen können, mit Spuk zu vertreiben. Da dies jedoch nicht klappt, müssen die beiden Toten jemanden zu Hilfe holen: Den durchgeknallten Geist "Beetlejuice" (Michael Keaton), der dabei aber gerne mal übers Ziel hinaus schießt...

Ich liebe die Filme von Tim Burton: Mit "Sweeney Todd", "Sleepy Hollow", "Charlie und die Schokoladenfabrik" und "Alice im Wunderland" hat er gar einige meiner All-Time-Favorites erschaffen. Für viele sind seine wahren Klassiker jedoch aus einer Zeit weitab der Jahrtausendwende und auch diese gefallen mir meist ausßerordentlich gut... eine Schande also, dass ich "Beetlejuice" bislang noch nicht gesehen hatte. Nun habe ich es getan und ich habe mich anderthalb Stunden lang gut unterhalten gefühlt. Typisch für Burton geht es hier natürlich äußerst skurill zur Sache, er stattet seine Horror-Komödie mit jeder Menge schwarzem Humor aus, geht auch mal dahin wo es wehtut und lässt lieber alles möglich bunt und laut durcheinanderfliegen anstatt irgendwie in die Tiefe zu gehen. Das hat dann einen überraschend hohen Unterhaltungswert und Burton hat auch genügend geniale Ideen, um die Storyidee über zwei Tote, die sich in dem Leben nach dem Dahinscheiden zurecht finden müssen durchgehend interessant zu halten. Die an "Men In Black" erinnernden Ideen, in welcher jeder neue Raum etwas Überraschendes bereithält, sorgt für jede Menge Lacher: Mein Favorit war eine ungewollte Gesangs- und Tanzeinlage am Essenstisch, die so wunderbar vor Charme und Witz glänzt, dass es nur so eine Freude ist. Das haben die Darsteller anscheinend ähnlich gesehen, denn sie alle wissen zu überzeugen. Natürlich sticht Michael Keaton als vollkommen durchgedrehter Beetlejuice heraus, obwohl er eigentlich gar nicht so viel Screentime hat, doch auch Winona Ryder als neben sich stehende Tochter der neuen Familie weiß zu überzeugen, während der Rest sicherlich gut ist, aber auch eher als Sprungball der Handlung agiert. Diese ist an sich dann nämlich nicht mehr ganz so überzeugend ausgefallen, denn schnell wird offensichtlich, dass "Beetlejuice" eher einer Nummernrevue denn einer ausgefeilten Erzählung gleicht. Burton hat unglaublich viel visuell zu präsentieren (wobei sich auch die wunderbar billigen und dabei sehr charmanten Stop-Motion-Effects perfekt einfügen), aber er hat wenig zu erzählen, weswegen uns die Charaktere doch merkwürdig fernbleiben und wir an ihrem Schicksal kaum interessiert sind. Ein wenig mehr Tiefe und generell etwas mehr Gefühl für Emotionen an sich hätten nicht geschadet, denn so ist der Film zwar witzig und visuell einzigartig, aber so richtig reingezogen wird man nicht, da alles sehr an der Oberfläche bleibt und man sich auf seiner originellen und nett umgesetzten Grundidee ausruht. Fazit: Handlungstechnisch äußerst blass ist Burton ein visuelles Feuerwerk mit viel Witz und Ideen gelungen, dass jedoch nicht lange im Gedächtnis bleibt.

Note: 3


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...