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Aviator

2004 rechneten viele Filmfans damit, dass Martin Scorsese endlich, nach langer Zeit seines Schaffens und dem Kreieren vieler Filmklassiker, endlich seinen wohlverdienten Regie-Oscar bekommen würde, denn "Aviator", ein Biopic über den amerikanischen Lebemann Howard Hughes, galt als einer der Favoriten in dem Rennen um die goldene Statue. Scorsese bekam den Preis zwar erst zwei Jahre später für den Ausnahme-Thriller "The Departed - Unter Feinden", doch das schmälert die Wucht des Werkes nicht, denn "Aviator" ist wahrlich ein beeindruckender Film...

AVIATOR


Amerika, am Ende der 20er: Howard Hughes (Leonardo DiCaprio), stinkreicher Erbe einer Ölbohrkopffirma, hat soeben mit "Hell's Angels" den teuersten Film der bisherigen Kinogeschichte abgeliefert und somit alle Kritiker begeistert. Aber Hughes möchte mehr und widmet sich anschließend der Fliegerei. Sein Traum: Sämtliche Rekorde in Sachen Geschwindigkeit zu pulverisieren. Mit einem riesigen Team arbeitet Hughes Tag und Nacht an der Technik... bis ihm jedoch geldgierige Kredithaie und eine schwere, psychische Krankheit in den Weg kommen.

Howard Hughes war eine schillernde Persönlichkeit, die zwar in unseren Landen nur zu wenig Ruhm gelangte, bei welcher es aber dennoch nur eine Frage der Zeit war, bis jemand einen Teil seines aufregenden Lebens für das Kino verfilmen würde. Dass diese Aufgabe schließlich bei Regie-Veteran Martin Scorsese landete, ist erfreulich, zeichnet sich dieser doch gerade bei komplexen, lebensnahen Geschichten mit sehr viel Liebe zum Detail aus. Und Scorsese ist auch hier mal wieder ein sehr guter Film gelungen. Kein Meisterwerk sicherlich, aber dennoch absolut sehenswert. Zu einem großen Teil liegt dies an der schillernden Besetzung, für die viele namhafte Stars verpflichtet werden konnten. Ganz vorne dabei ist natürlich Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle. DiCaprio, der wohl dieses Jahr endlich seinen wohlverdienten Oscar gewinnen wird (oder muss, denn seine Leistung in "The Revenant" war schlichtweg beispiellos), zeichnete sich auch bereits zwölf Jahre zuvor als ein absoluter Meister in seinem Gebiet aus. Ganz gleich ob Playboy, die erschütternde, psychischen Abgründe, ein selbstverliebtes Arbeitstier oder der überaus wortgewandte Medienmensch... DiCaprio schafft es, jede einzelne dieser Charaktereigenschaften glaubhaft herüberzubringen und fasziniert mit einer zutiefst menschlichen, eindrücklichen Performance. Zur Seite stehen ihm mit der für diese Rolle oscarprämierten Cate Blanchett und Kate Beckinsale zwei Traumfrauen aus Hollywood, die ebensolche auch verkörpern und darin aufzublühen wissen. Der Rest des Casts tritt in Form von allseits bekannten Namen wie Alec Baldwin, "Herr der Ringe"-Hobbit Ian Holm, "Spider-Man"-Bösewicht Willem Dafoe, Gwen Stefani, Jude Law und besonders hervorzuhebend John C. Reilly auf, die jedoch teilweise leider nur sehr wenig Leinwandzeit abbekommen haben. Auch inszenatorisch ist "Aviator" schlichtweg eine Wucht. Die spektakulären Flugsequenzen sorgen für Staunen, ganz besonders sticht dabei eine Sequenz hervor, in welcher Hughes während des Drehs einer Kriegssequenz für seinen Überfilm "Hell's Angels" selbst die Kameras an Bord eines Fliegers anschmeißt, während um ihn herum scheinbar die Hölle tobt. Ebenso beeindruckend gestaltet sich die Liebe zum Detail, in welcher Scorsese scheinbar leichtfertig das Amerika der 30er und 40er-Jahre mit einer bildgewaltigen Ausstattung, tollen Kostümen und perfekt ausstaffierten Sets zum Leben erweckt. Erzählerisch funktioniert "Aviator" ebenfalls, leider vermisst man hier aber ein wenig das Gefühl: Der Film lässt einen, auch dank einiger Längen in der zweiten Hälfte, immer wieder ein wenig kalt und konzentriert sich dabei mehr darauf, dass die Zuschauer dank der vielen Details und der wunderbaren Dialoge staunen... richtiges Mitfühlen ist dabei leider nicht angesagt, was den Film dann innerhalb der beinahe drei Stunden Laufzeit ab und an ein wenig zäh wirken lässt, wenn einige der wichtigen Lebenspunkte im Schaffen von Hughes zu beiläufig abgehandelt werden und dabei wichtige Tiefe verloren geht. Dennoch funktioniert der Film prächtig, was eben auch daran liegt, dass Scorsese ganz genau weiß, wie er eine Kamera zu positionieren hat und somit sogar eine recht karge Gerichtsverhandlung zu einem wunderbaren Spiel verwandeln kann. Fazit: "Aviator" hat seine Längen und es fehlt ihm an erzählerischer Finesse... dank wunderbarer Bilder, fantastischer Schauspieler und starken Dialogen gelingt Martin Scorsese dennoch ein beeindruckender Film.

Note: 2-


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