Direkt zum Hauptbereich

Crimson Peak

Spätestens seit seinem mehrfach oscarprämierten Fantasy-Thriller "Pans Labyrinth" ist Guillermo Del Toro als Regisseur in aller Munde. Nachdem er von der "Hobbit"-Trilogie absprang und 2013 mit "Pacific Rim" eine waschechte Enttäuschung ablieferte, wurde es wieder ruhig um ihn. Del Toro lässt sich ja bekanntlich immer viel Zeit für sein neues Projekt und so dauerte es auch wieder weitere zwei Jahre, bis mit "Crimson Peak" sein neuestes Werk in die Kinos kam, welches sich wieder mehr an der dramatischen Grusel-Atmosphäre orientieren sollte, welches seine Geschichte um Ofelia und eine geheimnisvolle Parallelwelt so einzigartig machte. Ein überzeugender Film ist ihm dabei aber diesmal nicht gelungen...

CRIMSON PEAK


Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts versucht sich die junge Edith Cushing (Mia Wasikowska) als Autorin, wird dabei jedoch eher belächelt... bis sie den jungen Adligen Thomas Sharpe (Tom Hiddleston), welcher die Frau um den Finger wickelt, auch wenn er ihr finanziell nichts geben kann. Schon bald verhärtet sich die romantische Beziehung zwischen Edith und Thomas und die beiden erleben freudige Momente, nur durchbrochen von der ständigen Anwesenheit von Thomas' Schwester Lucille (Jessica Chastain). In Wahrheitn hat diese nämlich andere, finstere Pläne, die mit dem Schloss "Crimson Peak" zusammenhängen...

Zum ersten Mal nach "Pans Labyrinth" kehrt Guillermo Del Toro in sein selbsternanntes Lieblings-Genre zurück und wohl die wenigsten erwarteten diesmal ein weiteres Meisterwerk. Und es ist gut, wenn man die Erwartungen vor der Sichtung von "Crimson Peak" ein wenig senkt, denn dann könnte die Enttäuschung eventuell doch noch ausbleiben. Demm im Grunde bietet uns Del Toro eine Menge. Gerade die Schauwerte dieses als Grusel-Thriller beworbenen Filmes sind erstaunlich gut ausgefallen. Das Highlight dürfte natürlich das gigantische Set des Schlosses "Crimson Peak" selbst sein, welches hier in voller, atmosphärischer Pracht zur Geltung kommt und das Spiel mit den Farben Weiß und Rot zu einem bewundernswerten Erlebnis macht. Und für atmosphärische Bilder hatte Del Toro ja ohnehin schon immer ein Händchen, sodass es nicht verwundert, dass er auch hier wieder Momente erschafft, die man sich am liebsten als Bild an die Wand hängen möchte. Ein wenig abnutzen tut sich dieser Look nach zwei Stunden dann zwar schon, aber immerhin nicht so sehr, dass man sich nicht mehr von der zauberhaften Optik, die an einen Mix aus "Sleepy Hollow" und "Das Geisterschloss" erinnert, hinreißen lassen möchte. Daneben hat "Crimson Peak" aber natürlich auch noch eine Geschichte zu erzählen und dabei verliert Del Toro diesmal ganz gewaltig. Als Horrorfilm beworben nimmt sich der Film nur wenig Raum für seine übernatürlichen Elemente und fügt diese auch recht unpassend in den ansonsten eher als Romance-Thriller angelegten Streifen ein, was für seltsame Kontraste sorgt. Und auch fernab der Enttäuschung, dass man uns hier gar nicht gruseln mag, hat Del Toro erzählerisch wenig zu geben, denn die ganze Geschichte entpuppt sich als arg vorhersehbar, stellenweise schmerzhaft kitschig und rührselig, als wirr und überfrachtet, als zäh und sehr, sehr langsam. Wie viel Zeit sich hier für etwaige Wendungen genommen wird, die man als halbwegs aufmerksamer Zuschauer schon sehr früh hat kommen sehen, das tut schon weh und gerade im erschreckend zähen Mittelteil dreht sich die blasse Handlung immer wieder im Kreis. Das kann auch das actionreichere, aber auch etwas zu knallige Finale nicht mehr rausreißen, wobei dann im Eiltempo für die vorhergehende Ruhe entschädigt werden soll... mit einem zwiespältigen Ergebnis. Immerhin haben sich die drei Hauptakteure von dem maroden Skript nicht unterbuttern lassen. Mia Wasikowska spielt ihre xte Version eines verschüchterten, kleinen Mädchens, welches den wahren Horror des Lebens durchmachen muss, gewohnt überzeugend und kraftvoll, "Avengers"-Bösewicht Tom Hiddleston gefällt mit einem starken Mix aus Charme und Undurchsichtigkeit. Am meisten hervorstechen tut jedoch Jessica Chastain als leicht verdrehte Schwester Thomas', die hier einige ganz starke Szenen hat. Fazit: Tolle Bilder und Schauspieler gleichen die sehr zähe und vorhersehbare Handlung nicht aus, die sich weniger auf Grusel als auf eine kitschige Romanze konzentriert und dabei für Verwirrung und streckenweise für Langeweile sorgt. Das kann Del Toro besser.

Note: 4+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...