Robin William's Tod im August 2014 war ebenso tragisch wie überraschend, denn der für viele vor allem aus heiteren Familienkomödien bekannte Schauspieler war für viele ein Zeichen der Freude... niemals wollte man mit diesem in der Öffentlichkeit so glücklich auftretenden Menschen Worte wie Depressionen oder Suizidgedanken in Verbindung bringen. Dass Williams aber auch anders konnte, zeigte sich schließlich nicht nur in seinem harten Privatleben, sondern auch in seiner Rollenauswahl. Denn gerade für das Drama "Good Will Hunting" nahm er 1998 seinen Oscar mit nach Hause, dank einer wirklich glanzvoll-intensiven Performance...
GOOD WILL HUNTING
Der geniale Professor Gerald Lambeau (Stellan Skarsgard) entdeckt in einer Putzkraft an seiner Universität ein eventuelles Genie: Der junge Will Hunting (Matt Damon) stammt aus schlimmen Familienverhältnissen und ist soeben noch einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten, als Lambeau das Mathe-Genie vor dem Knast bewahrt... unter der Voraussetzung, seine Talente zu nutzen und sich einmal in der Woche in Therapie zu begeben. Diese macht der störrische Hunting, der von seinen Talenten gar nicht so beeindruckt ist, bei dem Psychologen Sean Maguire (Robin Williams), der vor zwei Jahren seine Frau verloren hat und aus ähnlichen Lebensumständen kommt wie Hunting selbst...
Meine Erwartungen an "Good Will Hunting" waren hoch: Von Freunden hatte ich nur gutes gehört, der Trailer sah sehr ansprechend aus und immerhin galt das Drama von Gus van Sant im Jahr 1998 zu den Oscar-Favoriten... bei einer Verleihung, wo der Mega-Blockbuster "Titanic" bekanntlich alle Konkurrenten ausstach. Und ja, meine Erwartungen wurden soweit größtenteils erfüllt, auch wenn ich einige störende Kritikpunkte herauskramen muss. So entwickelt der Film einige seiner Figuren mit steigender Laufzeit in eine Richtung, die mir nicht so ganz geschmeckt hat und macht es sich somit mit einigen Klischees stllenweise doch sehr einfach. Ein perfektes Beispiel ist der von Stellan Skarsgard gespielte Professor Lambeau, welcher in der zweiten Hälfte beinahe in so etwas wie ein Hindernis-Korsett geschnürt wird und dabei mit einigen doch recht wirren Charakterentwicklungen für einige zündende Konflikte sorgen soll... das wirkt so konstruiert, dass es kaum funktionieren kann. Ähnliches gilt für den Romantikplot zwischen Matt Damon und einer maßlos überziehenden und recht nervigen Minnie Driver, welcher viel zu einseitig und kitschbeladen abgespult wird und zu einem vorhersehbaren Ende kommt. Neben diesen beiden Nebengeschichten gibt es aber immerhin noch ein großes Stück Restfilm und dieses funktioniert hervorragend. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich die Beziehung zwischen dem jungen Genie Will Hunting und dem Psychologen Sean Maguire, welche in grandiosen Dialogen, mit großen Emotionen und viel Witz präsentiert wird. Die Szenen in Seans Praxis gehören zu den besten des Films, die Dialogzeilen haben so viel Pfeffer, dass es eine wahre Freude ist, ihnen zu lauschen... ein Highlight ist eines der ersten Gespräche, welches die beiden führen und welches in einem hübschen Park stattfindet. Was Robin Williams hier an brillanter Präsenz auspackt, das wird noch lange nachwirken. Generell sind er und Damon natürlich auch ganz klar die Anführer einer ohnehin starken Besetzung und überzeugen mit wirklich intensiven und spielerisch angehauchten Leistungen, wogegen Ben Affleck und sein kleiner Bruder Casey in zugegeben weitaus einseitigeren Parts lange nicht ankommen können. Damon und Williams sind es dann auch, die den Film auch über seine Klischees und seine recht vorhersehbare, auf Wirkung pochende Geschichte beherrschen und ihn somit besser machen, als er eigentlich sein dürfte. Da zeigt sich mal wieder, wie sehr eine passende Besetzung auch ein mittelmäßiges Skript (dieses hier ist keinesfalls mittelmäßig, nicht falsch verstehen) aufwerten könnten. Fazit: Schauspielerisch meisterhaft, handlungstechnisch ein wenig kitschig und zu geradlinig. Nicht alle Nebenhandlungen überzeugen, in seiner Dialog- und Emotionskraft ist "Good Will Hunting" aber ein sehr überzeugendes Drama mit viel Humor und einigen sehr intensiven Momenten.
Note: 2-
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