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Der Patriot

Roland Emmerich ist besonders für die internationalen Kritiker außerhalb Amerikas ein ähnlicher, wenn auch nicht ganz so großer Dorn im Auge wie es Michael Bay ist. Viele ärgern sich über etliche amerikanische Flaggen und darüber, dass es selbstverständlich stets die Amerikaner sind, welche die Welt vor Aliens ("Independence Day"), Monstern ("Godzilla") oder ähnlichem retten. Mich interessiert ein solcher Patriotismus im Grunde gar nicht, solange der Film an sich unterhaltsam ist und so erging es mir eben auch bei "Der Patriot"...

DER PATRIOT

Die Geschichte ist bekannt: Amerika möchte die Unabhängigkeit, England findet das gar nicht gut und schon fallen die Rotröcke in die Staaten ein und der Unabhängigkeitskrieg hat begonnen. Für Benjamin Martin (Mel Gibson), der vor einigen Jahren in einer Schlacht ein Gemetzel unter den Feinden anrichtete und dafür als Kriegsheld gefeiert wurde, ist das Blutvergießen nichts mehr. Er ist Witwer und hat ganze sieben Kinder und will für seine Familie da sein. Als der grausame, britische Colonel Tavington (Jason Isaacs) allerdings in Martins Grundstück einfällt und wegen dem Verstecken von Rebellen seinen zweitältesten Sohn Thomas (Gregory Smith) erschießt, sinnt Benjamin auf Rache. Gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Gabriel (Heath Ledger) trommelt er aus der nächsten Umgebung Milizen zusammen und zieht gegen die Engländer in den Kampf...

Bei der Länge von 175 Minuten glaubt man erst, dass es sich bei "Der Patriot" um ein wahres Epos handelt und augenscheinlich möchte der Film dies dann sogar sein, scheitert dabei aber an seiner eigenen Größe. Die Bilder sind wundervoll, die Actionszenen bravourös inszeniert, nur die finale Schlacht hätte man doch etwas ausführlicher zeigen können, das wirkte im Vergleich zum Rest dann doch etwas karg. Ansonsten weiß der Film, trotz zwischenzeitlicher Längen, ordentlich zu fesseln, verbindet harmlosen Humor mit einer angemessenen Dramatik (die dann auch mal ziemlich in die Magengrube trifft, Stichwort Massenverbrennung) und schafft gute Unterhaltung, so wie es sich für einen guten Blockbuster gehört. Der Soundtrack ist etwas zu dicke, die häufigen, epischen Zeitlupen nerven bald und historische Korrektheit sollte man hier bitte auch nicht erwarten, sonst eignet man sich jede Menge falsches Wissen an. Aber das waren sicherlich auch nicht Emmerichs Ziele, sondern er wollte einen unterhaltsamen, einigermaßen spannenden und schön fotografierten Film abliefern und das ist ihm gelungen, auch wenn die Laufzeit zu lang und manch dramatische Wendung nicht wirklich gelungen ist. Die Schauspieler machen ihre Sache soweit gut, Mel Gibson kann den tragischen Helden ja sowieso immer spielen, Heath Ledger weiß ebenfalls zu gefallen und Jason Isaacs ist ein teuflisch guter Bösewicht. Tom Wilkinson dürfte meinetwegen eh in fast jedem Film mitspielen, solange er immer solch eine Leistung bringt und auch die Kinderdarsteller sind hervorragend gecastet (wo finden die nur immer wieder solch talentierte Kids?). Insgesamt also eine recht runde, kurzweilige Sache mit einigen Gänsehaut-Szenen, toller Action und einer schönen Geschichte. Trotz Schwächen zu empfehlen. Und wer was gegen Patriotismus in amerikanischen Werken von Emmerich und Bay hat, der soll diese Werke doch einfach mal umgehen und sich nicht ständig tosend darüber aufregen. Irgendwann weiß man doch, was man kriegt und zu erwarten hat.

Note: 3+

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