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Pompeii

Paul W.S. Anderson ist ein Name, der in Hollywood nicht so ganz gerne gehört wird. Unter anderem hat dieser Regisseur die Neuverfilmung der "Drei Musketiere" mit Orlando Bloom und Logan Lerman verbrochen sowie den ein oder anderen Teil der "Resident Evil"-Reihe, bei welchem ich bislang über den ersten, äußerst stupiden Part nicht hinausgekommen bin. Meine Erwartungen an "Pompeii" waren diesbezüglich nicht gerade hoch, aber ich wurde überrascht, denn ich habe einen sehr guten, spektakulären und computertechnisch beeindruckenden Film gesehen.

POMPEII

Der keltische Sklave Milo (Kit Harrington), dessen Volk vor siebzehn Jahren, als er noch ein kleiner Junge war, von dem heutigen Senator Roms, Carvos (Kiefer Sutherland), abgeschlachtet wurde, landet mit seinen Leidensgenossen in der Stadt Pompeii, welche am Fuße eines Vulkans erbaut wurde. Dort lernt er Cassia (Emily Browning), die Tochter eines hochgestellten Politikers kennen, welcher Carvos in seine Stadt eingeladen hat, um mit ihm Geschäfte zu machen. Cassia und Milo verlieben sich nach nur wenigen Worten ineinander, doch scheint die Liebe unerfüllbar zu sein, da Milo bei den nächsten Gladiatorenkämpfen sterben soll und zudem Carvos um die Hand der jungen Frau anhält. Bei all den Verstrickungen beginnt auf einmal auch der mächtige Vulkan über Pompeii zu brodeln...

Der Film hat im Grunde nur ein wirklich großes Problem: Sämtliche Zuschauer werden, ganz gleich ob durch nicht versäumten Geschichtsunterricht oder die Poster oder die Trailer oder einfaches Vorabinformieren natürlich wissen, dass der gigantische Berg schon irgendwann sein Feuer spucken und Pompeii dabei dem Erdboden gleichmachen wird. Vorher muss es aber natürlich noch eine Geschichte mit lebendigen Charakteren geben, dass diese Storys allerdings mit dem Ausbruch des Vulkans recht nichtig sein werden, lässt sich kaum vermeiden. Eigentlich kann man "Pompeii" hier auch keine großen Vorwürfe machen, er muss diese Geschichte erzählen und mit einem anderthalbstündigen Vulkanausbruch ohne echte Figuren wäre das natürlich nichts geworden. Also fällt der Film grob in seine zwei Teile, liefert auf der einen Seite eine recht klischeehafte und vorhersehbare, aber auch spannende und unterhaltsame Gladiatoren-Liebes-Geschichte, welche zwar nicht viel mit tiefgehender Charakterzeichnung hergibt, aber dennoch bei der Stange hält. Die Charaktere sind Klischees, das lässt sich nicht abstreiten, trotzdem fiebern wir mit ihnen mit, lernen die Feinde hassen und die Freunde mögen. Und mehr braucht es da doch eigentlich gar nicht. Wir haben eine Handvoll Figuren, an deren Schicksal wir interessiert sind, einen guten Action-Quotienten und ein nach einer guten Stunde hereinbrechendes Katastrophen-Finale, welches so spektakulär ist, wie man es sich nur wünschen kann. Eine grandios gefilmte Apokalypse mit phänomenalen Effekten, einem tollen Soundtrack und viel Dramatik, was will man mehr? Es ist Popcorn-Kino in seiner reinsten Form, "Titanic" in einer Light-Version, wenn man so möchte, aber wenn es so spektakulär in Szene gesetzt ist und man am Geschehen trotz keiner Origianlität und alten Ideen so stark interessiert ist, möchte man nicht meckern. Die Schauspieler gehen soweit in Ordnung, für Emily Browning habe ich nun mal schon immer eine Schwäche gehabt und bin daher auf einem Auge blind, was ihre Leistungen angeht. Ich fand sie mal wieder gut. Kit Harrington funktioniert als Sympathieträger, Kiefer Sutherland hat offenbar richtig Spaß am Fies-sein und "Lost"-Star Adewale Akinnuoye-Agbaje macht seinen Job auch wieder sehr ordentlich. Letzten Endes gibts an "Pompeii" kaum etwas zu meckern, klar, die Story ist im Grunde nur Mittel zum Zweck und wird vom krachenden Finale weggeblasen, aber ich wurde sehr gut unterhalten, war teils berührt, teils gepackt und größtenteils auch richtig beeindruckt. Schön gemacht, gerade von Anderson hätte ich ein solches Filmchen sicher nicht erwartet!

Note: 2-



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