Direkt zum Hauptbereich

Milk

In den 1970ern war Harvey Milk der erste bekennende Schwule, welcher in ein öffentliches, politisches Amt gewählt wurde. Gus van Sants Film "Milk" setzt sich sowohl mit der Biografie des Bürgerrechtlers als auch mit dem steinigen Weg und der angezogenen Schwulen- und Lesbenbewegung dieser Zeit auseinander und erschafft dabei ein fast schon dokumentationsartiges Werk mit vielen Informationen und fantastischen Schauspielern.

MILK

Harvey Milk (Sean Penn) ist ein Homosexueller in San Francisco und hat es nicht leicht. Schwule werden ausgegrenzt und dürfen nicht die gleichen Rechte wie die anderen Bürger haben. Daher fasst der frisch vierzig gewordene Mann einen Entschluss: Er ruft, gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Scott (James Franco) eine Schwulenbewegung ins Leben, welche nach einigen Rückschlägen gigantische Ausmaße annimmt und Milk sogar in die Politik bringt... doch auch dort hat er viele Feinde, die mehr wollen als seinen bloßen Rücktritt.

Ich habe ja schon oft über meine Abneigung von filmischen Biografien geschrieben, deswegen werde ich da jetzt auch nicht mehr näher drauf eingehen. Wichtig ist, dass "Milk" bei der großen Anzahl an Biopics sicherlich positiv hervorsicht. In zwei Stunden bekommen wir sowohl eine Ahnung, wer dieser Harvey als Privatperson war und was seine politischen Bewegungen ausgelöst haben und wie wichtig sie für unser heutiges Zusammenleben und die Bürgerrechte sind. Sean Penn verleiht Milk ein beeindruckendes Gesicht, er verschmilzt förmlich mit der Rolle, ist ab und an kaum noch als Schauspieler zu erkennen und wurde für diese phänomenale Leistung, welche über Zuneigung zu Freunden bis hin zu spitzfindigen Kommentaren bei Podiumsdiskussionen alles abdeckt, zu Recht mit dem Hauptdarsteller-Oscar ausgezeichnet. Neben den ebenfalls hervorragend besetzten Emile Hirsch, James Franco, Alison Pill, "High School Musical"-Star Lucas Grabeel und Diego Luna sticht auch Josh Brolin besonders hervor, welcher Harvey Milks erbitterten Gegner überraschend sympathisch und menschlich gibt. Schade ist, dass dem aufkeimenden Konflikt zwischen den beiden Politikern zu wenig Zeit eingeräumt wird, sodass der schlussendliche Endpunkt doch etwas plötzlich und emotional wenig beteiligt wirkt. Auch weitere Nebencharaktere und Subplots bekommen etwas wenig Raum, da einfach zu viel los ist in diesem Film und viele verschiedene Handlungen und Entwicklungen thematisiert werden müssen. Das ist zwar schade, aber immerhin grandios inszeniert, durchgehend spannend und sehr bewegend. Loben muss man auch den fantastischen Schnitt, welcher reale Aufnahmen der Ereignisse mit Filmszenen vermischt, sowie ein sehr schöner Soundtrack. "Milk" ist letzten Endes ein sehr wichtiger Film, der leider nicht alle Handlungen, die er anfasst, gut zu Ende bringt und somit viele lose Fäden zurücklässt, aber trotzdem ein beeindruckendes, famos gespieltes und auch erschütterndes, dramatisches Werk darstellt. Empfehlenswert!

Note: 2-


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...