Direkt zum Hauptbereich

One Hour Photo

Wie wahrscheinlich jeder von euch, die das hier gerade lesen, war auch ich sehr schockiert und betroffen von dem plötzlichen und völlig unerwarteten Tod des großartigen Robin Williams. Für mich hat er immer zu den talentiertesten und vielseitigsten Schauspielern unserer Zeit gezählt, aber sein Suizid unterstreicht erneut, dass wir nie wissen können, was sich hinter den Fassaden abspielt. Wir kannten ihn als großartigen, oft in komödiantisch brillanten, aber auch bösartig-komplexen Rollen... welche Schrecken der wirkliche Mensch hinter den Figuren durchmachen musste, konnte nicht geahnt werden. In Gedenken an diesen großartigen Mimen habe ich mir heute zum ersten Mal "One Hour Photo" angesehen, worin Williams' Leistung als eine seiner besten seiner ganzen Karriere gilt...

ONE HOUR PHOTO

Sy Parrish (Robin Williams) arbeitet in einem kleinen Fotoabteilung des örtlichen Supermarktes SavMart. Dort entwickelt er die Fotos für seine Kunden und legt Wert auf die beste Qualität. Nach und nach versinkt er jedoch mehr und mehr in den glücklich scheinenden Familienfotos der Familie Yorkin, bestehend aus Nina (Connie Nielsen), William (Michael Vartan) und deren Sohn Jake (Dylan Smith). Geschädigt durch sein einsam verlaufendes Leben träumt er sich selbst als Teil dieser Bilderbuch-Familie hinzu... bis Parrish eines Tages ein schockierendes Geheimnis erfährt, welches das idyllische Familienbild der Yorkins erschüttert und den Mann in den Wahnsinn zu treiben beginnt...

"One Hour Photo" ist eine erstklassige One-Man-Show des viel zu früh verstorbenen Robin Williams. Seine nuancierten Darstellungen verursachen Gänsehaut, problemlos wechselt er von melancholisch-liebenswürdig hin zu diabolisch-unberechenbar, nimmt alle Facetten dieser undurchdringlichen und gerade deswegen so aufregenden Figur mit, wird Protagonist und Antagonist zugleich und führt durch eine verstörende Charakter-Studie, die nichts richtig aufklärt und gerade deswegen so fesselt. Über anderthalb Stunden wird uns hier vielleicht nicht gerade Hochspannung geboten, aber wir sind dennoch gepackt vom Geschehen. "One Hour Photo" lässt sich genügend Zeit, seine Figuren zu etablieren und lässt sich auch im späteren Verlauf nicht hetzen, arbeitet seine Geschichte sorgfältig aus und sorgt so, trotz zwischenzeitlichen, kleineren Längen, für ein überraschend einheitliches Gesamtbild. Die Figur des Parrish ist so dermaßen interessant und beeindruckt durch Williams' bravouröse Leistung so nachhaltig, dass die Nebenfiguren dabei jedoch recht blass bleiben und sehr funktional angelegt sind. Im Grunde sind sie nur "so", damit die Geschichte angemessen weiterlaufen kann und spielen der Figur des Parrish für seine emotionalen Ausbrüche in die Karten. Somit bleibt der Film eine beeindruckende und fantastisch gespielte, spannende und nachhaltig eindrückliche One-Man-Show eines absolut brillanten und zur Höchstform auflaufenden Schauspielers, welcher einen Charakter erschafft, der uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird und auch die einzelnen Aspekte eines mehr als soliden Thrillers gut abdeckt. So rettet sich "One Hour Photo" zwar nicht ganz über die Zeit und hat auch einige nicht wegzuredende Schwächen... ein guter Film bleibt es aber dennoch ohne Frage!

Note: 2-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se