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Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Sean Connery, einer DER großen Hollywood-Stars, verabschiedete sich 2003 aus dem Filmgeschäft und ging in seine wohlverdiente Rente. Ein Verlust für die Filme, aber immerhin dürfen wir uns natürlich noch immer an seinen grandiosen früheren Werken ergötzen, wovon James Bond und Indiana Jones nur einige wenige sind. Sein Abschiedswerk und der letzte Streifen, den Connery bis heute gedreht hat, war "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen", welcher auf der Comicvorlage von Alan Moore beruht. Leider hat dieser große Schauspieler damit keine gute Wahl für seinen Abgang von den Leinwänden getroffen...

DIE LIGA DER AUSSERGEWÖHNLICHEN GENTLEMEN

Europa steht 1899 kurz vor dem Kriegsausbruch, als London und Deutschland mit unbekannten und unaufhaltsamen Waffen attackiert werden. Diese entstammen dem skrupellosen Plan des "Phantoms" (Richard Roxburgh), welcher die Welt mit dieser Macht beherrschen will. Um die Gefahr abzuwenden und den Bösewicht aufzuhalten, wird die "Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" gegründet, eine Ansammlung von Menschen und Monstern mit beeindruckenden Fähigkeiten. Unter ihnen tummeln sich der legendäre Abenteurer Allan Quatermain (Sean Connery), die Vampirlady Mina Harker (Peta Wilson), Kapitän Nemo (Naseeruddin Shah) und viele weitere aus der Romanwelt bekannte Gestalten. Diese schließen sich nun zusammen, um dem Phantom das Handwerk zu legen...

Eigentlich stimmt bei diesem Werk schon von vorneherein so gut wie nichts. Die Comicvorlage, mit der ich mich nie beschäftigt habe, soll ja recht gut sein und auch die Idee, alte Romanfiguren, an denen niemand mehr die Rechte trägt, zusammenzuschließen und sie vereint gegen das Böse kämpfen zu lassen, hat ja schon seinen Reiz. Was sich in der Theorie spaßig anhört, muss in der Praxis jedoch noch lange nicht funktionieren und so wirkt "Die Liga..." von Beginn an wie eine weitaus schlechtere Version der neun Jahre später die Leinwände unsicher machenden "Avengers", eben ohne den trockenen Humor, ohne die fabulösen Actionszenen und ohne die unvergleichlich sympathischen Charaktere. Der Film bleibt leer, nichtssagend und unfreiwillig komisch, die Story ist so dünn, dass man ab und an schon glaubt, es würde gar keine geben und auch die Charaktere sind so flach gezeichnet, dass man den Kopf schüttelt angesichts des Potenzials, welches Tom Sawyer, Dr. Jekyll und Dr. Hyde oder Dorian Gray als zusammengeschlossene Gruppe eigentlich gehabt hätten. Die Oneliner, welche ein Blockbuster dieser Art eben braucht, wirken deplatziert und lahm, die Actionszenen haben keinen Wumms, die Effekte sind höchstens okay, meistens aber schon so mies, dass man sich ein Lachen kaum verkneifen kann (Stichwort: Böses Monster im Finale) und auch die Schauspielerriege wirkt fast durchgehend gelangweilt. Wenn schon ein Sean Connery in seiner Rolle als Allan Quatermain ein wenig verwirrt und gebremst wirkt angesichts des sinnlosen Spektakels und der kaum mal zum Stillstand kommenden Action und dabei trotzdem noch die beste, weil einfach präsenteste Darstellung liefert, dann spricht das sicherlich für das Talent des Mimen, aber nicht für den Film und die Charaktere an sich. Immerhin hat "Die Liga..." keine spürbaren Längen, die Ausgangsidee ist großartig genug, dass man dennoch zeitweilig ein wenig Spaß hat und das Ende ist konsequent genug, um doch noch zu überraschen. Richtig wehtun tut der Film also nicht, ärgerlich ist das vergeudete Potenzial dennoch und ist somit ein Streifen, den man getrost ignorieren kann.

Note: 4-



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