In der bisherigen Filmgeschichte halten genau drei Filme den Rekord für die meistgewonnenen Oscars. Zuletzt gelang es 2003 "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs" elf Goldjungen einzuheimsen (wobei er auch noch in allen Kategorien gewann, für die er nominiert wurde), sechs Jahre zuvor war dies auch "Titanic" gelungen. Bis zu James Camerons Epos war es allerdings stets "Ben Hur" alleine, der auf dem Oscar-Thron saß. Der wahnsinnige Erfolg des epischen Werkes lässt sich dabei auch heute noch nachfühlen...
BEN HUR
Zur Zeit Jesu Christi in Jerusalem: Judah Ben-Hur (Charlton Heston) und der neue Befehlshaber in Jerusalem, Messala (Stephen Boyd), waren zu Kinderzeiten Freunde... nun möchte Messala allerdings den Juden die Freiheit nehmen. Da Judah sich als Anführer der Juden weigert, den Befehlen Messalas zu folgen, werden er sowie seine Mutter Miriam (Martha Scott) und seine Schwester Tirzah (Cathy O'Donnell) einem nicht begangenen Verbrechen schuldig gesprochen. Judah wird von seiner Familie getrennt und zur Sklaverei auf den Galeeren verurteilt. Dort treibt ihn nur ein Ziel an: Mutter und Schwester wiederzusehen und anschließend Rache an Messala zu nehmen...
Ungeachtet der Tatsache, dass es zuvor bereits zwei erfolgreiche Verfilmungen des Romans "Ben Hur" gegeben hatte (1907 und 1925), sollte dieses erneute Remake dem Studio MGM, welches kurz vor dem Ruin stand, zu neuem Ruhm verhelfen. Und es gelang. Elf Oscars, ein wahnsinniger Kassen-Erfolg und bis heute ein unvergessener Klassiker ist William Wylers Version der Geschichte, trotz einiger Schwächen. So fällt gerade heute auf, dass man sich endlich nie dagewesenem Bombast widmen konnte, dass die Effekte grandios sind, der Detailreichtum enorm, die Bauten und Kostüme perfekt sind und auch die Actionszenen für diese Zeit weit mehr als ansehnlich ausfallen... bis heute ist das römische Wagenrennen im letzten Drittel des Films ein perfektes Beispiel, wie eine solche Sequenz auszusehen hat, rasant, spannend und bravourös geschnitten. Über die enorme Laufzeit von 220 Minuten fällt dann aber auch auf, dass man sich dank dieser technischen Möglichkeiten sehr an den Bildern und den neuen Dingen, die nun machbar waren, ergötzt und dabei gerne mal die Geschichte vergisst. In möglichst jedem Shot werden die aufwendigen Sets und die Landschaftsaufnahmen in den Mittelpunkt gerückt und mit der pompösen Musik untermalt, wobei die Story gerade in der zweiten Hälfte immer wieder unterzugehen droht, schon bald gar nur noch von religiösem Pathos und schwermütigen Dialogen am Laufen gehalten wird. Für einen solch langen Film erzählt "Ben Hur" zu wenig, verlässt sich alsbald nur noch auf seine beeindruckenden Schauwerte und vergisst seine Charaktere zu oft. Dass kann man dem heutigen Blockbuster-Kino natürlich auch immer wieder vorwerfen, dass es aber gerade bei diesem Klassiker erneut zum Tragen kommt, ist überraschend. Nun klingt dies aber härter, als es der Film verdient hat, denn auch dieser spart sicherlich nicht an überragenden Szenen auch außerhalb des Action-Quotienten. Vor allem die erste Hälfte hat beispielsweise mit dem Wiedersehen der Jugendfreunde Messala und Judah, der Gefangenschaft auf den Galeeren und der aufkeimenden Freundschaft zwischen Judah und Quintus Arrius einige großartige Szenen, bevor sich der Film im zweiten Akt dann stellenweise arg viel Zeit lässt, um auf den Punkt zu kommen... so ist besonders die Geschichte rund um Judah und den Versuch, seine Familie wiederzusehen, in die Länge gezogen und hätte kürzer gefasst werden können. Im Gedächtnis bleiben dafür aber die Szenen, die sich rund um Gottes Sohn Jesus von Nazareth beziehen, dem Judah während seiner Reise immer wieder, augenscheinlich rein zufällig begegnet. So werden wir unter anderem Zeuge der Bergpredigt Jesu und auch seiner Kreuzigung... dank der Ausstattungsgewalt werden hier Szenen erreicht, die sich noch lange ins Gedächtnis spielen. Zudem ist "Ben Hur" auch noch sehr gut gespielt, Charlton Heston übernimmt den Film mit seinem sympathischen Charme, während vor allem Jack Hawkins, Hugh Griffith und Frank Thring in Nebenrollen glänzen. Ein aufwendiges Epos mit grandiosen Schauwerten, ein damaliger Triumph der Filmtechnik, wobei die Geschichte nicht immer mithält. Dennoch ein ganz großer Film und ein klarer Klassiker des Genres.
Note: 2-
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