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Sense8 - Die erste Staffel

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, erst einmal keine neuen Serien mehr anzufangen. Es kostet eben viel Zeit, wenn man erst einmal der Sucht einer wirklich guten Serie verfallen ist und zudem habe ich noch immer die neuen Folgen von "The Walking Dead" nachzuholen, während ich Neues von "Sherlock", "Orange is the new Black" und Co. warte. Da mir nun aber mehrere Freunde dringend ans Herz gelegt haben, mir doch einmal "Sense8" von den Wachowskis anzusehen, habe ich mich dann doch hingesetzt und hatte die erste Staffel in drei Tagen durch. Klar ist: Sobald eine zweite da ist, werde ich wieder süchtig sein.

SENSE8 - STAFFEL 1


Auf der ganzen Welt verteilt leben Polizist Will (Brian J. Smith) in Amerika, DJ Riley (Tuppence Middleton) in Island, Busfahrer Capheus (Aml Ameen) in Afrika, Firmenangestellte Sun (Bae Doona) in Korea, Filmstar Lito (Miguel Angel Silvestre) in Spanien, die kurz vor ihrer Hochzeit stehende Kala (Tena Desae) in Indien, der kleinkriminelle Wolfgang (Max Riemelt) in Deutschland und die Hackerin Nomi (Jamie Clayton) ihr mehr oder weniger normales, wenn auch mit heftigen Problemen durchzeichnetes Leben. Als jedoch alle acht auf einmal beginnen, mit den noch jeweils Fremden telepathisch Kontakt aufzunehmen, ändert sich ihre Welt... Was geschieht hier? Als der undurchsichtige Jonas (Naveen Andrews) auftaucht und für Klarheit sorgt, ist das Leben der acht Menschen plötzlich bedroht.

Viel mehr möchte man über die Geschichte eigentlich nicht verraten, denn was genau mit den Protagonisten passiert und wohin sich diese Ausgangssituation begibt, wäre schon ein böser Spoiler, denn dies wird den Charakteren und auch den Zuschauern erst nach gut der Hälfte der Staffel einigermaßen klar. Zuvor beschäftigt sich "Sense8" über die ersten sechs Folgen mit einer zwar interessanten, aber streckenweise auch recht langwierigen und ausführlichen Exposition der Charaktere, streut ab und an kleine Hinweise auf das große Ganze, bleibt aber noch recht zahm. Für sich genommen sind die einzelnen Hintergrundgeschichten der Figuren allesamt ziemlich stark, ganz gleich ob es da um den Hollywood-Star, der wegen eines privaten Fauxpas um seine Karriere fürchtet, das lesbische Päärchen, welches ihre Rechte in der Gesellschaft einfordert, der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Junge, der per Busfahrt das große Geld machen möchte und sich dabei auch mit Verbrechern anlegt oder der Safeknacker, der den bösen Jungs gehörig in die Suppe spuckt. Das sind gute Geschichten, doch über eine ganze Weile lang wird man dann doch ziemlich im Regen stehen gelassen und fragt sich auf Dauer, was das denn alles soll. Antworten bleibt man uns nach wie vor noch schuldig, denn die erste Staffel klärt lange nicht alles auf und es bleibt abzuwarten, auf welche Reise man uns hier genau nehmen wird. Bleibt man jedoch dran und beweist auch mal bei einigen Längen ein wenig Sitzfleisch, dann bekommt hier eine Serie mit extrem hohen Potenzial geboten. Der Einfluss der Wachowskis, die ja bereits mit "Matrix" einen genialen Kultklassiker erschufen, ist durchgehend zu spüren, dementsprechend wird es in Sachen Humor auch gerne mal skuriller, dennoch bleibt die Grundhandlung immer geerdet genug, dass es nicht lächerlich wirkt. Wenn die Story in der zweiten Hälfte dann auch mal Fahrt aufnimmt und nicht mehr (nur) die privaten Scherereien der einzelnen Protagonisten im Mittelpunkt stehen, dann legt "Sense8" in jeglichem Bereich zu. Ein wenig an die grandios-coolen "Avengers" erinnerend, helfen sich die Protagonisten in den krassesten Situationen gegenseitig aus der Patsche und man jubelt bereits mit, wenn sich vier oder fünf von ihnen unterstützen, jeder mit seinem Habitus an Fähigkeiten... wohl keine Serie (außer "Lost" vielleicht) konnte so überzeugend den Zusammenhalt der Charaktere vermitteln und den Zuschauer dabei so prickelnd mitziehen. So wird es gegen Ende auch mal richtig spannend, auch dramatisch und "Sense8" liefert spät, aber nicht zu spät, tatsächlich noch richtig, richtig gute Serien-Unterhaltung, die voraussichtlich, nun da man den recht schweren und zähen Einstieg hinter sich hat, nochmal deutlich zulegen wird. Auch schauspielerisch ist das hier mit größtenteils unverbrauchten und frischen Gesichtern eine schöne Sache, auch wenn es hier wohl keine Emmys regnen wird. Für uns Deutsche sind natürlich Max Riemelt und Maximilian Mauff zu erwähnen, denen jetzt wohl der Sprung ins internationale Filmgeschäft geöffnet ist... und die beiden machen uns wahrlich keine Schande. Für Serienfans ist "Lost"-Star Naveen Andrews mit an Bord und Bae Doona wurde vom letzten Filmausflug der Wachowskis, "Cloud Atlas", mitgecastet. Eine bunte Besetzung, eine bunte Serie mit unzähligen Möglichkeiten, die hier bereits teilweise, wenn auch erst spät richtig stark genutzt werden. Ich bin gespannt, wohin die Reise dann noch gehen wird.

Note: 2-


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