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Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2

Ein kleiner Rückblick: "Die Tribute von Panem" begann 2012 als überraschend konsequentes, spannendes, aktuelles und emotional treffsicheres Fantasy-Spektakel, welches so kaum einer kommen gesehen hatte. Nach zwei weiteren Filmen, die sicherlich ein wenig schwächer waren, aber dennoch starke Unterhaltung boten, stand einem ebenfalls grandiosen Finale dann also nichts mehr im Wege. Aber denkste. Da, wo bei einer solchen Reihe nun eigentlich der qualitative Höhepunkt folgen sollte, versagen Regisseur Francis Lawrence und sein Team kläglich. Sie entwickeln keinen Höhe-, sondern den enttäuschenden Tiefpunkt einer zuvor qualitativ sehr guten Filmreihe.

DIE TRIBUTE VON PANEM - MOCKINGJAY TEIL 2


Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) hat endgültig genug. Sie möchte Präsident Snow (Donald Sutherland) endlich für seine Taten büßen lassen. Präsidentin Alma Coin (Julianne Moore), die noch immer mit den anderen Rebellen versteckt unter dem zerstörten Distrikt 13 agiert, hat dabei jedoch andere Pläne. Um die aufkeimende Rebellion zu verstärken, müssen zuvor noch die anderen Distrikte eingenommen und ihre Einwohner versammelt werden, um eine Truppenstärke vorzuweisen, die es mit dem Capitol aufnehmen kann. Katniss wird dorthin entsandt, damit später endlich der Marsch ins Capitol vollzogen werden kann. Unterdessen wird der veränderte Peeta (Josh Hutcherson) ebenfalls in Distrikt 13 versteckt und niemand ist sich sicher, ob er nun noch eine Gefahr darstellt...

"Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2" zeigte 2011, wie man eine große, über Jahre andauernde Filmreihe mit Millionen von Fans zufriedenstellend auf der Kinoleinwand zu Ende bringen kann, gut ein Jahr später zeigte "Breaking Dawn 2" dann direkt, wie man es besser nicht machen sollte. Dass "Mockingjay 2" dabei eher in den Sphären des Zauberlehrlings mitspielen und die Reihe mit einem phänomenal-emotionalen Abschluss besiegeln würde, lag eigentlich auf der Hand. Genau das ist es nun aber leider nicht geworden, denn das alles überschattende Finale ist genau das, was es nicht sein soll: Langatmig, lau, kaum spannend, trocken und in Sachen Emotionen so kalt und gefühllos, dass es wehtut. Woran liegts? Zuerst einmal braucht "Mockingjay 2" schlichtweg viel zu lange, um mal wirklich auf den Punkt zu kommen. Eigentlich war mit dem düsteren, atmosphärisch gelungenen ersten Teil der dritten Romanverfilmung bereits die Bühne für die epische Endschlacht errichtet worden, dennoch dauert es auch hier nochmal eine geschlagene Dreiviertelstunde, bis sich wirklich etwas tut in der Rebellion. Zuvor werden die einzelnen Subplots noch einmal ausreichend durchdiskutiert, ohne dass die Handlung dabei signifikant vorankommen würde. Von der Schlacht an sich bekommen wir dann leider im Anschluss nichts zu sehen, denn während die Rebellen das Capitol angreifen, ist Katniss mit einigen anderen bekannten Gesichtern ganz woanders unterwegs. Die dort auftauchenden Gefahren, denen sie sich stellen müssen und die auch einige tragische Verluste fordern, stellen den Höhepunkt des Filmes dar: Die Actionszenen sind gut inszeniert, das Tempo ist plötzlich hoch, die Angst, geliebte Charaktere zu verlieren, ist da. Dieser Mittelteil ist souverän gemacht und atmet den Geist, den eigentlich der ganze Film tragen sollte, auch wenn schon hier erkenntlich ist, dass gerade über emotionale Zwischentöne ein weiter Sprung gemacht wird, was besonders das Ableben des ein oder anderen Charakters zu einer sehr kühlen Angelegenheit macht. Gebührend verabschieden kann man sich hier von keinem der zahlreichen Toten. Richtig böse vermurkst hat man dann jedoch das richtige Ende. Der Moment, in dem sich alles entscheidet, ist von so vielen bösen Logiklücken, erneuter fehlender Emotionalität, unsinnigen Story-Sprüngen, ekelhaftem Kitsch und hetzender Schnelligkeit geprägt, dass sämtliche Untertöne vollkommen untergehen. Ohne zu spoilern kommt es hier zu einigen schockierenden Szenen, deren Gewalt nicht eingefangen werden kann, deren Tragik niemals gespürt wird und deren Auswirkungen niemals gezeigt werden. Es tun sich extreme Logiklöcher auf und ich als Nichtbuch-Kenner schaute mehr als einmal in die Röhre. Dass all die Subplots über drei Filme aufgebaut wurden um hier nun entweder mit einem Achselzucken oder eben gar nicht vollendet zu werden, ist nicht nur eine Enttäuschung. Es ist ein Schlag ins Gesicht für alle Fans. Da können auch die Schauspieler nicht mehr viel reißen, denn die wenigsten von ihnen bekommen nun noch mehr als eine Handvoll Szenen. Jennifer Lawrence ist gut wie immer, keine Frage, Donald Sutherland legt in seine kurzen Auftritte auch nochmal einiges an diabolischer Bösartigkeit, die schaudern lässt, der Rest wird aber eher verheizt als wirklich gebraucht (was auch für den letzten Auftritt des zuvor verstorbenen Philip Seymour Hoffman gilt). Fazit: Es scheint, als wären den Machern irgendwann in der Produktion des finalen Zweiteilers die Figuren egal geworden. Nur so ist zu erklären, wie kühl, kalt, seltsam, actionarm, überlang und emotionslos die Reihe nun zu Ende gebracht wird. Vielleicht kann der Roman noch Lücken füllen, für Nichtkenner der Vorlage bleibt sonst nur ein optisch ansprechendes, ansonsten jedoch reichlich banales, unzusammenhängendes und emotional unterkühltes Finale, in welchem kaum ein zuvor gemachtes Versprechen noch eingehalten wird.

Note: 4


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