Es gibt Filme, die, je mehr Jahre sie schließlich auf dem Buckel haben, auch von ihrer Thematik und ihrer Wirkung immer mehr verstauben, da das Rad der Zeit sie irgendwann zurücklässt. Ebenso gibt es aber natürlich auch die Filme, die niemals alt zu werden scheinen, die gerade zur heutigen Zeit wieder frisch und neu wirken. "Casablanca" war schon immer ein fantastischer Film, ein Klassiker, der unvergessen bleiben wird... und damit, dass er auch heute noch in seiner tiefen Thematik hochaktuell ist, wird er noch faszinierender.
CASABLANCA
Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges ist Casablanca eines der letzten Auffangbecken für Flüchtlinge, die aus dem besetzten Frankreich hinüber nach Amerika kommen möchten... was ohne richtige Papiere jedoch so gut wie unmöglich ist. In Casablanca leitet der Amerikaner Rick Blaine (Humphrey Bogart) ein Cafe, in welchem die Politik aufgehoben ist und wo Deutsche, Franzosen und Amerikaner Seite an Seite an den Tischen spielen und die Gläser heben. Den Nazis ist Rick zwar ein Dorn im Auge, unternehmen wollen sie jedoch nichts. Alles scheint gut, bis eines Tages Ricks ehemalige, große Liebe Ilsa (Ingrid Bergman) auftaucht. Sie möchte mit ihrem Mann Victor Laszlo (Paul Henreid) einen Flug ins neutrale Lissabon bekommen und Rick, der zuvor Passierscheine ergattern konnte, ist der einzige, der ihr nun noch helfen kann...
"Casablanca" ist so vieles. Er ist eine wunderbare Romanze, in der damals noch nicht üblichen, heute aber sattsam bekannten, deswegen aber nicht minder starken Dreier-Beziehungs-Variante, in welcher sich zwei Männer um eine Frau balgen. Dies geschieht hier glücklicherweise mit wenig Kitsch und trifft, wenn denn mal große Gefühle angesprochen werden, voll ins Schwarze. Bezeichnend ist dafür zum Beispiel die absolut großartige Szene am Bahngleis. Ebenfalls ist "Casablanca" ein sehr spannender Thriller, welcher mit einer damals hochaktuellen Thematik, die auch heute wieder immer und immer mehr hochzukommen scheint, durchweg fesselnde Unterhaltung liefert und gerade im Schlussdrittel, wenn alle etablierten Charaktere zusammenkommen und sich die komplette Situation merklich zuspitzt, ein starkes Tempo aufnimmt. Und es ist natürlich ein Propagandafilm, für Amerika, gegen das damalige Nazi-Regime und auch hier funktioniert der Film in seinen Szenen absolut prächtig. Ein großartiges Zwischen-Highlight, welches langsam das Finale einläutet, ist eine Szene, in welcher die Nazis in Ricks Cafe laut und pathetisch "Die Wacht am Rhein" grölt und Laszlo zusammen mit dem Rest der Gäste auf einmal die französische Nationalhymne "Marseillaise" anstimmt, womit die Deutschen niedergesungen werden. Selbstverständlich ist das alles sehr dicke, aber es hat dennoch eine atmosphärische Wucht, dass einem immer wieder der Atem wegbleibt. Zudem sieht "Casablanca" auch heute noch schlichtweg umwerfend aus. Dank einer großartigen Kameraarbeit, einem wunderbaren, unvergesslichen Soundtrack und einer superben Ausstattung wirkt der Film so lebendig, wie es viele heutige Werke kaum noch tun, perfekt inszeniert, mit Liebe zum Detail und atmosphärischen Hintergründen. Dass dabei auch sämtliche Darsteller zu glänzen wissen, ist noch das I-Tüpfelchen. Humphrey Bogart war schon vor diesem grandiosen Film einer der begehrtesten Stars in Hollywood und untermauerte seinen Status hier mit einer Leistung, die nur als meisterhaft bezeichnet werden kann. Ingrid Bergman und Paul Henreid stecken da als Liebespaar ein wenig zurück, bekommen aber auch viele beeindruckende Möglichkeiten, sich freizuspielen. Mehr als erwähnenswert sind auch noch der für diese Rolle oscar-nominierte Claude Rains als hinterlistiger, nie wirklich einzuschätzender Captain Renault sowie Dooley Wilson als Ricks Begleiter und Pianist in seinem Cafe, der der Hauptfigur immer wieder mit wertvollen Ratschlägen aus der Patsche hilft. "Casablance" gewann drei Oscars (unter anderem für den besten Film) und dies völlig zurecht. Ein zeitloser Klassiker, spannend, gefühlvoll und zeitgemäß, wunderbar gespielt und kaum Staub angesetzt. Diesen Film muss man gesehen haben!
Note: 2+
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