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Katakomben

Found Footage ist aus der Filmgeschichte des Horrors nicht mehr wegzudenken... und dabei dürfte das wohl weniger an einigen recht starken Vertretern des Genres liegen (zum Beispiel einige Teile der "Paranormal Activity"-Reihe oder "Rec"), sondern eher daran, dass sich hier effizient Kosten sparen lassen, die selbst in schwierigen Fällen locker wieder eingespielt werden. Dass hierbei auch immer wieder an Qualität gespart wird, fällt aber ebenfalls auf und das macht es dem Zuschauer nicht leicht, den Wackelkamera-Stil, und wenn er noch so realistisch ins Geschehen zieht, noch gut zu finden, so auch wieder in dem Horrorfilm "Katakomben"...

KATAKOMBEN


So wie ihr Vater ist die junge Professorin Scarlett Marlowe (Perdita Weeks) seit langer Zeit auf der Suche nach dem sagenumwobenen Stein der Weisen, welcher ewiges Leben versprechen soll. Ihre Spuren führen sie schließlich nach Paris, zur Ruhestätte von Nicolas Flamel und in die unterirdischen Katakomben, wo sie den Stein vermutet. Gemeinsam mit ihrem ehemaligen Partner George (Ben Feldman), ihrem Kameramann Benji (Edwin Hodge), welcher das Abenteuer dokumentieren möchte sowie dem in Paris beheimateten und sich mit den Katakomben gut auskennende Papillon (Francois Civil) und zwei seiner Freunde macht sich Scarlett an den Abstieg. Was sie dort jedoch entdecken, hätte niemals gefunden werden sollen...

Positiv fällt erst einmal der Handlungsort auf. Dass hier größtenteils tatsächlich in den verlassenen Katakomben von Paris gedreht wurde, der nicht nur als einer der unheimlichsten Orte der Welt gilt, sondern in welchem bis heute auch noch die sterblichen Überreste von über sechs Millionen Menschen liegen, bietet atmosphärisch einige Pluspunkte und bietet sich für ein mysteriös-schauriges Gruselfilmchen sicherlich an, denn durch einige bis heute noch unentdeckte Tunnel weiß man eben nie so genau, was dort unten so lauern könnte. Die beklemmende Enge und die Gefahr, sich durchgehend in den etlichen Kilometern Tunnelgebilde zu verlaufen, wird einigermaßen stark übertragen und sorgt auch beim Zuschauer streckenweise für ein mulmiges Gefühl. Leider wird aus der Prämisse letzten Endes zu wenig gemacht, denn zu erst einmal braucht "Katakomben" viel zu lange, um wirklich Fahrt aufzunehmen. Als das Tempo zum ersten Mal richtig hoch geschaltet wird, ist bereits über eine Stunde rum... und da der Film nur gute anderthalb dauert, lässt sich leicht einschätzen, dass wir zuvor eine ganze Menge Leerlauf zu sehen bekommen. Zwar ist es löblich, dass sich einigermaßen viel Zeit genommen wird, um die Charaktere und ihre Ziele genauer auszuführen, leider erfahren wir über die tragenden Figuren dennoch so gut wie gar nichts, und das, obwohl in der Haupthandlung auf ihre Vergangenheiten klar eingegangen wird. Seltsam, dass sie allesamt dennoch wie Abziehbilder wirken und wir mit den Charakteren kaum bis gar nicht mitfiebern wollen. Das liegt auch daran, dass die Macher ihre eigentlich gelungene Atmosphäre schon bald für die üblichen, müden Schockeffekte über Bord werfen: Plötzlich vor der Kameralinse auftauchende Fratzen, im Hintergrund umherwandelnde Gestalten, lange Schatten an der Wand... das kennen wir alles schon und auch dank einer diesmal eher zurückhaltenden Soundkulisse kann es uns diesmal auch kaum mehr schocken. Ebenfalls störend ist, dass die Macher ihre Geschichte kaum im Griff haben. Was genau das "Böse" nun ist, was die jungen Forscher unter Paris finden, bleibt auch bis zum plötzlichen Ende recht schwammig und anscheinend hat es die Autoren auch selbst kaum interessiert, die nach einer Weile nur noch von Schuld und Sühne oder eben von knallenden Schockern faseln lassen. Das ist dann recht schnell alles sehr unbefriedigend und trotz für das Genre überdurchschnittlich agierender Darsteller und einer wie bereits gesagt wirklich netten Location, die für die richtige Stimmung sorgt, doch ein großes Nichts. Fazit: Atmosphärisch treffsicher rennt "Katakomben" hals über Kopf in die falsche Richtung, braucht lange um richtig in Fahrt zu kommen und verlässt sich schon bald nur noch auf schwammigen und wenig schockenden Horror-Einerlei. Also wieder ein weiterer Klon der großen Vorbilder, der auf der Erfolgswelle mitschwimmen möchte, dem es aber viel zu sehr an Innovation und einer guten Geschichte fehlt.

Note: 4




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