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Die Tribute von Panem - Mockingjay: Teil 1

Wieder geht eine große, erfolgreiche Fantasy-Reihe zu Ende und wieder geschieht dies in zwei Teilen, indem das letzte Buch der Saga für die Kinoauswertung in zwei Filme gesplittet wird. Wie bereits bei "Harry Potter" und "Twilight" entfachte dies grobe Diskussionen, ob diese Aufteilung nun künstlerisch oder bloß finanziell wirkungsvoll sein soll... zwei Filme garantieren immerhin doppelte Kohle. Wie genau sich die Aufteilung rechtfertigt, wird bei "Die Tribute von Panem" erst das große Finale zeigen, "Mockingjay Teil 1" leistet dafür aber sehr gute Vorarbeit und macht wirklich Lust auf den großen Showdown.

DIE TRIBUTE VON PANEM - MOCKINGJAY: TEIL 1


Nachdem sie aus den 75. Hungerspielen gerettet wurde, erschließt sich Katniss (Jennifer Lawrence) im Unterschlupf des zerstörten Distrikt 13 der wahre Plan, der hinter allem steckte. Die Rebellen, angeführt von Präsidentin Alma Coin (Julianne Moore), wollen eine Propaganda gegen das Capitol und ihren Anführer Präsident Snow (Donald Sutherland) starten... und dafür brauchen sie Katniss als Symbolfigur. Diese sorgt sich jedoch um Peeta (Josh Hutcherson), der im Capitol gefangen gehalten wird und weigert sich, in die Rolle des Spotttölpels zu schlüpfen, um die anderen Distrikte für die Rebellion zu gewinnen. Währenddessen spielt Snow seinen Trumpf mit dem festgehaltenen Peeta mit voller Wucht aus...

Um es erst einmal vorab zu sagen: Ja, man merkt "Mockingjay Teil 1" an, dass er eigentlich nur die erste Hälfte einer verfilmten Romanvorlage ist und somit nur den Auftrag hat, die Bühne für den erst im nächsten Film stattfindenden Showdown so gut wie möglich zu richten. Charaktere werden näher beleuchtet und positioniert, es werden viele Pläne gemacht und nur wenige, kleine Kämpfe ausgefochten. Über zwei Stunden lang verliert der Film somit ab und an ein wenig an Tempo und es ist zu merken, dass an einigen Stellen doch schon gestreckt wurde, um die Rechtfertigung auf eine Zweiteilung des dritten Teils hinzubekommen. Dem vierten "Twilight"-Film brach genau dieser Aspekt beispielsweise das Genick und es ist erleichternd, dass das für "Die Tribute von Panem" erstaunlicherweise nicht gilt, ganz im Gegenteil. Ähnlich wie in "Harry Potter 7.1" (dem stärksten Teil der Saga um den Zauberlehrling) überzeugt der vorletzte Film durch eine starke Atmosphäre, durch viel Ruhe, eine gründliche Charakterisierung und dem Stellen der Weichen, was quasi durchgehend für eine Stimmung der Unruhe sorgt. "Mockingjay 1" ist sicherlich der bisher düsterste Teil der "Panem"-Reihe (was nach dem bereits harten ersten Film schon etwas heißen möchte) und wird auch allerlei erwachsene Zuschauer ansprechen, die sich an der herben Propaganda-Kritik und allerlei doppeltem Boden erfreuen werden, wobei das Liebesdreieck zwischen Katniss, Peeta und Gale zumindest in diesem Teil dem finsteren Vorbereiten auf den großen Kampf weicht. Dass es dabei immer mal wieder stockt und einige Szenen gedehnt wirken (so hätte eine Jagdszene zum Beispiel gerne der Schere zum Opfer fallen dürfen), ist halb so schlimm, da sich dabei die Atmosphäre gewaltig gut entfalten kann und Szenen, in denen es dann mal kräftig zur Sache geht, perfekt vorbereitet werden können. So entfaltet die Sequenz rund um den Sturm auf ein Bauwerk in Distrikt 5 erst durch die vorhergehende, aufbauende Szene seine ganze Wucht, die einem in ihrer Härte sogar die Tränen in die Augen treiben kann. Dass sich manch einer daran stört, dass hier vieles ein wenig ausgewalzt wird, ist verständlich, wer jedoch schon den ersten Part des "Harry Potter"-Finales mochte, der auch ruhiger und atmosphärischer daherkam, der wird auch "Mockingjay 1" lieben. Wenn man beide Filme dann zusammen als Gesamtwerk betrachten kann, wird sich da sicherlich ein noch positiverer Gesamteindruck ergeben. Schauspielerisch ist es ebenfalls nützlich, dass sich das Finale Zeit lassen kann und besonders Jennifer Lawrence wird erneut in die Karten gespielt, die sich mit ihrer fesselnden Ausstrahlung udn Präsenz hier wieder einmal grandios freispielt und ständig glänzt. Ebenfalls gut raus kommt Liam Hemsworth, der endlich eine größere, tragendere Rolle übernehmen darf, während Josh Hutchersons Peeta nur in wenigen, kurzen Szenen zu sehen ist... dafür aber in ganz großen. Die Riege der alten Hasen bekommt ebenfalls viele Momente großer Wucht: Klar wird wieder, was für eine große Lücke der verstorbene Philip Seymour Hoffman hinterlassen hat, Julianne Moore ist ebenfalls fantastisch und Woody Harrelson, Stanley Tucci und Elizabeth Banks haben zwar weniger Auftritte, leuchten dabei aber wie gehabt... genau wie Oberbösewicht Donald Sutherland, der auch hier mit boshafter, intriganter Präsenz Gänsehaut verursacht. "Mockingjay Teil 1" bereitet perfekt auf das große Finale vor, ist atmosphärisch, top inszeniert und spielt mit großen Gefühlen. Trotz einiger Längen ein starker Film des vierteiligen Fantasy-Franchises.

Note: 2-


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