Wie ein Film im Kino läuft oder wie die ersten Kritiken aussehen, das ist heutzutage eigentlich gar nicht mehr erfolgsaussagend, Schon viele Filme, die von Kritikern zerrissen wurden und auf der Leinwand floppten, machten auf dem DVD-Markt dann ordentlich Kasse, einige entwickelten sich gar noch zum absoluten Kultfilm. "Fight Club" hat genau dies geschafft, er überzeugte nur wenige und entwickelte sich auf DVd dann von Mouth zu Mouth zu einem Klassiker, den bis heute eigentlich jeder gesehen haben muss. Und gut ist er auch, verdammt gut.
FIGHT CLUB
Der Protagonist (Edward Norton), dessen Name nicht genannt wird, ist vollkommen unzufrieden mit seinem Leben. Sein Job kotzt ihn an, er verliert seine Wohnung bei einem Brand, ist Single und hat im Grunde niemanden... bis er Tyler Durden (Brad Pitt) im Flugzeug trifft. Der Seifenverkäufer nimmt den Obdachlosen nach dem Verlust seiner Wohnung bei sich auf und zeigt ihm eine neue Welt: Die Welt des "Fight Clubs", des Prügelns, des Loslassens, des Schmerzes, der Freiheit. Der Protagonist findet zu neuem Leben zurück... bis er eines Tages merkt, dass Tyler innerhalb des "Fight Clubs" ein viel größeres Ding plant.
1999 war schon ein geniales Filmjahr. Nachdem der erste Teil der "Star Wars"-Prequel-Reihe enttäuschte, gab es mit dem Action-Abenteuer "Die Mumie", dem grandiosen "Matrix", dem fünffachen Oscar-Preisträger "American Beauty" und nicht zuletzt David Finchers intensivem Thriller-Drama "Fight Club" viele Filme, die bis heute als unvergessliche Klassiker gelten. Fincher arbeitete zuvor bereits für den makaberen, hochspannenden Thriller "Sieben" mit Brad Pitt zusammen... und ihre spätere Zusammenarbeit fällt dabei mindestens ebenso genial aus. Kaum ein Film dürfte so viele kongeniale Einfälle, so viele doppelte Böden, so viel schwarze Kritik und so viele Mindfucks haben, in jeder Szene wird einem hier eine neue, grandiose Idee vor den Latz geknallt. "Fight Club" ist hier nicht mehr nur ein Film, er ist eine Dystopie, er geht an die Grenzen und traut sich das, was sich das Kino bislang kaum zu zeigen gewagt hatte. Wenn Brad Pitts Tyler Durden in harmlose Kinderfilme für Sekundenbruchteile den Ausschnitt eines Pornos hereinschneidet, wenn die knallharten Kämpfe innerhalb des "Fight Clubs" ganze Gesichter entstellen und wenn Tylers Pläne Opfer fordern, dann wird all dies so schamlos gezeigt, dass zarte Gemüter sich ekelerregt abwinden werden. Alle anderen bekommen dafür einen Film, der verdammt nah an einem Meisterwerk dran ist... und einen Film, der für viele klar ein Meisterwerk sein wird, je nachdem, wie man an ihn herangeht. "Fight Club" ist gnadenlos gut gespielt, in der ohnehin beeindruckenden Vita von Edward Norton dürfte dies wohl seine beste, intensivste Leistung sein. Er ist in so gut wie jeder Szene zu sehen und spielt sich dabei dermaßen die Seele aus dem Leib, dass man nur noch applaudieren möchte. Ebenso schmeißt sich Brad Pitt in die Bresche, der mit dieser Rolle endgültig nicht mehr auf den bloßen Schönling abgestempelt war, sondern sich als einer der besten und vielschichtigsten Charakterdarsteller Hollywoods etablieren konnte. Und Helena Bonham Carter ist als abgefuckte und dennoch sensibel berührbare Frau in einer Welt der kranken Männer so dermaßen anziehend, so sexy, so rau und krass, dass man den Blick kaum von ihr abwenden kann. Was gibts sonst noch? Eine Geschichte, die sich nicht bloß erzählt, sondern die entsteht, eine Story, die sich nicht auf ihre bloßen Mindfucks einen runterholt, sondern diese als gewichtigen Teil mit drin hat und gerade dadurch zu überraschen weiß, auch wenn nicht alle Logikfehler umfahren werden können. Ein hammermäßiger Soundtrack, eine Kameraführung, die meisterhaft ist, ein Setdesign, dass man kaum so zuvor gesehen hat und Dialoge, die Gänsehaut verursachen. Besonders im letzten Drittel, wenn sich alles zuspitzt und dennoch im emotionalen Finale kein Hollywood-Kitsch entsteht, hält man den Atem an angesichts dessen, was das Genie David Fincher hier an Kreativität und Ideen auf den Zuschauer einprasseln lässt. Er macht den Zuschauer zum Verbündeten, er zieht ihn hinein, anstatt ihn nur zusehen zu lassen und erreicht so eine grandiose emotionale Beteiligung. Gut, ein paar kleine Längen gibt es und in wenigen Szene übertreibt es Fincher dann mit der Selbstreflexion, aber das sind Kinkerlitzchen, denn ansonsten ist "Fight Club" ein erschreckend grausamer, aufrüttelnder Film, der intelligent, gewitzt und hart ist. Nichts für zarte Seelen, für alle anderen genau das Richtige, sofern man ein wenig mitdenken mag.
Note: 2+
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