Direkt zum Hauptbereich

Trollhunter

Der Hype war nicht so gigantisch, dass man ihn nicht hätte übersehen können... dennoch hatte mich der norwegische Found-Footage-Fantasythriller "Trollhunter" irgendwie angefixt. Man hörte vermehrt Stimmen, dass das Genre der verwackelten, "gefundenen" Aufnahmen nun auch abseits des Horrors funktioniere und gerade dieser recht schmal budgetierte, europäische Film dies beweisen sollte. Ewig wollte ich mir das Werk, trotz mittlerweile recht geteilter Meinungen, ansehen, habe dies jedoch aus Angst vor einer Enttäuschung bis heute aufgeschoben. Nun, da der Film im deutschen Netflix mit dabei ist, konnte ich aber nicht mehr wiederstehen...

TROLLHUNTER


Es gibt sie wirklich: Trolle. In den tiefen Wäldern und in den Bergen Norwegens leben sie und der Trolljäger Hans (Otto Jespersen) sorgt dafür, dass sie auch dort bleiben, damit die Menschen von ihnen nichts erfahren. Nun wagen sich jedoch immer mehr Trolle aus ihren Revieren heraus und drohen dabei, in Menschengebiet einzudringen, weswegen Hans zu Waffen greifen muss, um die Monster aufzuhalten. Dabei trifft er mit einem Hobby-Filmteam zusammen, welches ihm erst nicht glauben will, die jedoch schon bald ebenfalls den riesenhaften Wesen begegnen...

Das sieht dann auch alles ebenso bescheuert aus, wie es sich für den unwissenden Leser hier liest. Trolle werden mit Musik und Lichteffekten in Schach gehalten, Trolle furzen im Schlaf, Trolle sind dumm... ein Glück, dass der Film an sich solche Sachen auch mit Humor und sich selbst nie wirklich ernst nimmt. So ist "Trollhunter" purer Trash der übelsten Sorte, aber immerhin auch so überzogen und blöd, dass man zumindest zeitweilig seinen Spaß damit haben kann... zumindest, bis man hinter die Tricks der Macher gestiegen ist. Die machen es sich nämlich sehr einfach und lassen die Schar an "Trolljägern" einfach videospielmäßig immer einem neuen Ziel hinterherjagen. Wie kleine Episoden einer schlechten Serie sehen wir erst eine flotte Einführung, dann die Jagd nach dem einen Troll, danach die Jagd nach einer Trollgruppe, dann die Suche nach einem nächsten Troll und zum Schluss den Kampf gegen den Super-Mega-Anführer-Troll, der ganz groß ist. Wow. Trash hin oder her, das führt wirklich rein gar nicht dazu, dass sich irgendeine Art von Spannung innerhalb der ohnehin schon dünnen Geschichte aufbauen möchte. Da hätte man sicher mit ein wenig Hirnschmalz einige wirklich nettere Ideen haben können, denn das Potenzial eines Großwildjägers, der Jagd auf Fantasy-Wesen macht, ist sicher nicht klein. Das man dies hier für das Schaulaufen von miesen Effekten (die man aber wegen des sehr geringen Budgets nicht ankreiden sollte) und möglichst viel Trash-Faktor nutzt, das ist dann schon zu wenig und es ist schon fast ärgerlich, dass man die wirklich gute Grundidee für etwas so Billiges einfach hergibt. Dass der ganze Film nun auch wieder im Found-Footage-Genre angesiedelt ist, wird sicherlich auch wieder Kostengründe gehabt haben, fügt "Trollhunter" aber wenig Neues oder Hilfreiches hinzu. Dass die Jugendlichen mit den Aufnahmen später die Trolle bekanntmachen wollen, um die Bevölkerung über deren Existenz zu informieren, ist zwar ganz nett, generell ist dieser Subplot, der gerade im Mittelteil viel Zeit einnimmt, aber doch nur ein Füller für die Laufzeit, die sich schon anstrengen muss, um überhaupt auf den Filmstandard von 100 Minuten zu kommen und dabei auch mal einige Längen verursacht. Schauspielerisch kann man "Trollhunter" wenig ankreiden, Otto Jespersen ist ein norwegischer Comedian, der hier mit genau dem richtigen Mix aus Ernsthaftigkeit und trockenem Humor dabei ist und für diese Rolle wie die Faust aufs Auge passt... leider ist er auch der einzige Charakter, der im Gedächtnis bleibt, während der eindimensionale Rest vollkommen vernachlässigt wird, sodass es uns herzlich egal ist, wer nun den Trollen zum Opfer fällt. Fazit: Trashig, oftmals zäh, in seiner Geschichte viel zu dünn. "Trollhunter" ist leider eine erwartete Enttäuschung mit billigen Tricks, der es sich viel zu einfach macht und seine gute Grundidee für läppischen Trash-Charme liegenlässt. Schade, in anderen Händen hätte das sicher noch Potenzial.

Note: 4-





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se