Man könnte beinahe einen kleinen Rückschritt vermuten, wenn der heutige Megastar Jennifer Lawrence nach dem durchschlagenden Erfolg ihrer großen Franchise "Die Tribute von Panem" auf einmal in einem stinknormalen Horrorfilm im Teenie-Bereich mitspielt. In Wahrheit wurde "House at the End of the Street" jedoch abgedreht, bevor sich Lawrences Star-Faktor wirklich ablesen ließ und so wirkt dieser Film in ihrer ansonsten eindrucksvollen Vita tatsächlich ein wenig verloren, besonders, da er einer der wenigen nicht richtig überzeugenden darin ist...
HOUSE AT THE END OF THE STREET
Die junge Elissa (Jennifer Lawrence) zieht mit ihrer übervorsorglichen Mutter Sarah (Elizabeth Shue) in einen kleinen, ländlichen Vorort, um dort ein neues Leben zu beginnen. Sorgen macht den beiden nur die Geschichte des Hauses nebenan, denn dort soll vor vier Jahren der Teenager Ryan (Max Thieriot) seine Eltern durch einen schrecklichen Mord von seiner Schwester Carrie Ann (Eva Link) verloren haben. Elissa fühlt sich schnell von dem Außenseiter Ryan angezogen und beginnt, trotz der Warnung ihrer Mutter, eine Beziehung zu ihm. Doch Ryan hat ein Geheimnis, welches direkt mit seiner schrecklichen Familientragödie zu tun hat...
Dass das Rad mit diesem Thriller, der fälschlicherweise als Teenie-Horrorfilm beworben wurde, was er aber wirklich kaum ist, nicht neu erfunden werden würde, war klar, denn diese Ausgangssituation haben wir ja nun wirklich nicht zum ersten Mal gesehen: Neue Umgebung, fremde Menschen und die Hauptprotagonistin wird zur Zeugin eines schrecklichen Geheimnisses, welches in diesem Ort eigentlich bereits als Legende gilt. So weit, so unspannend, aber dennoch können solche Geschichten nun ja immer noch funktionieren, solange denn fähige Leute dabei am Start sind. Und so schlecht stehen die Zeichen auch während der ersten halben Stunde des Films gar nicht, denn Jennifer Lawrence ist mit ihrer glaubwürdigen und intensiven Performance wie immer jeden Cent wert und auch der Rest der Darsteller macht seinen Job wirklich gut, wobei es erleichternd ist, dass Max Thieriot hier sehr zurückhaltend agiert, wäre sein Part des zurückgezogenen, vom Leben gezeichneten Außenseiters von anderen seiner Zunft wohl sicher zum Anlass genommen worden, hier mal richtig die Sau rauszulassen. Auch die ersten Hinweise, die auf das böse Geheimnis geliefert werden, die Einführung der gar nicht mal so eindimensionalen Charaktere und besonders das Zusammenspiel der jugendlichen Darsteller weiß zu gefallen. Der Regisseur nimmt sich viel Zeit, um die Ausgangssituation zu etablieren und macht damit neugierig auf mehr... leider löst er diese Erwartungen kaum ein. Denn nach einem recht langen Prolog verläuft dieser Thriller dann fast immer so, wie man es eingangs erwartet hat und bis auf ein recht spannendes, wenn auch vorhersehbares Finale herrscht gerade im Mittelteil viel Langeweile. Die Story kommt hier nicht wirklich aus dem Quark und wird durch ein paar müde, aber unnötige Thrillereinlagen und sinnfreie Schockeffekte ausgestattet, die nur zeigen, dass "House at the End of the Street" eigentlich auf dem Papier gar nicht so viel zu erzählen hat. Das dachte sich wohl auch die Werbe-Maschinerie, die in ihrem Trailer fast die gesamte Handlung spoilert und sogar bereits ausdrücklich auf die einigermaßen überraschende Wendung zum Schluss anspielt. Den Trailer sollten sich also wirklich nur die ansehen, die nichts gegen Spoiler haben, sonst dürfte der Genuss des Films deutlich geringer ausfallen. Was bleibt also am Ende übrig? Einige recht schön geschriebene und für dieses Genre recht mehrdimensional und ausführlich beleuchtete Charaktere, die jedoch im weiteren Verlauf verheizt werden. Ein ganz nettes Finale und eine starke Jennifer Lawrence. Das reicht schon, um über weite Strecken solide Unterhaltung zu bieten, aber für mehr als einen Thriller von der Stange ohne Innovationen und Mut reicht es dann wieder nicht. Kann man gucken, muss man aber nicht... und wenn, dann nur für Lawrence, denn diese Frau ist einfach unfassbar gut.
Note: 4+
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