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John Carter - Zwischen zwei Welten

Disney hatte sich wohl bereits an die großartigen Erfolge ihrer Realfilme gewohnt, was ja dank der grandiosen "Fluch der Karibik"-Reihe kein Wunder sein dürfte, als 2012 die erste von drei richtig großen, finanziellen Schlappen kam: "John Carter" soff im Frühjahr an den Kassen ab, knapp ein Jahr später geschah das gleiche mit dem Johnny-Depp-Abenteuer "The Lone Ranger"... und erst dieses Jahr war auch "A World Beyond" ein weiterer, böser Flop. Richtig mies war dabei kurioserweise keiner der Filme, sie trafen wohl nur irgendwie nicht den Nerv der Zuschauer. Bei "John Carter" kann man zumindest aber noch verstehen, wieso dies der Fall war.

JOHN CARTER


Im Jahr 1868 findet der Kriegsveteran John Carter (Taylor Kitsch) in einer Höhle ein seltsames Medaillon... welches ihn plötzlich auf den Planeten Mars transportiert. Dieser wird von mehreren außerirdischen Rassen bewohnt, die sich im Krieg befinden, da der korrupte Herrscher Sab Than (Dominic West) mit einer Superwaffe sämtliche Völker unterwerfen möchte, um den Planeten zu unterjochen. Carter, der eigentlich bloß einen Weg zurück in seine Heimat sucht, macht die Bekanntschaft mit dem Volk der "Tharks" und der menschlichen Prinzessin Dejah (Lynn Collins), die seine Hilfe im Kampf gegen Sab Than und seine Männer brauchen. Carter willigt ein, als Dejah ihm verspricht, ihm anschließend bei seiner Rückkehr zur Erde zu helfen...

Seit dem Erscheinen der "John Carter"-Geschichten Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts hat es schon mehrere Versuche gegeben, den Stoff zu verfilmen, doch erst im Jahr 2012 war es für den Helden vom Mars soweit, das Licht der Kinoleinwand zu erblicken. Nun ist die Geschichte in der heutigen Zeit natürlich bereits altbacken geraten und durch Meisterwerke wie die "Star Wars"-Saga und nicht zuletzt "Avatar" haben wir solcherlei Storys bereits auch schon mehrfach auf beeindruckende Art und Weise gesehen. Wie passt "John Carter" da also jetzt noch rein? Nun, da man sich stark an die Vorlage hält und sie nicht für die heutigen Gegebenheiten anpasst, wirkt die Handlung tatsächlich etwas staubig und dünn... nicht zuletzt auch ein wenig wirr, da man möglichst viele Stämme und Figuren in die knapp zweistündige Story einbauen wollte, was zu einer leichten Überfüllung an tragenden Charakteren geführt hat, wobei die Orientierung gerade während der ersten Dreiviertelstunde, bei all den verschiedenen Völkern, die sich hier gegenseitig bekämpfen, nicht immer leicht fällt. Ist man aber erst einmal drin, macht der Film sogar ab und an richtig Spaß und schafft es, seine eigentlich recht stumpfe Geschichte mit einem gelungenen Mix aus pathetischer Ernsthaftigkeit und selbstironischem Humor an den Mann zu bringen. Die Schauwerte sind natürlich erwartungsgemäß großartig, auch wenn der ein oder andere miese Effekt dabei ist (besonders die Flugsequenzen sehen ziemlich billig aus). Die digitale Erschaffung des Volkes der "Tharks" ist jedoch vorbildlich gelungen, neben ihnen sehen die wirklichen Menschen schon recht blass aus: Taylor Kitsch geht als Titelheld mit Charme und Muskeln zwar in Ordnung, doch Lynn Collins bleibt als Prinzessin vom Mars unglaublich blass, sodass nie wirklich klar wird, warum sich die Männer so sehr um ihre Hand balgen. Oberbösewicht Mark Strong macht seine Sache dafür gut und in kleinen Rollen sind sogar bekannte Namen wie Ciaran Hinds oder Bryan "Heisenberg" Cranston dabei. Die Schauwerte und die netten Schauspieler sorgen also dafür, dass uns trotz einem eher langwierigen Mittelteil nie wirklich langweilig wird. Leider hat "John Carter" seine Geschichte aber schon früh nicht mehr unter Kontrolle, verstrickt sich in unnötigen Einzelheiten, lässt viele Fragen für eine Fortsetzung offen (die dank des finanziellen Untergangs an den Kinokassen aber wohl nie kommen wird) und hat dann zudem auch noch ein Finale zu bieten, dass diesen Namen eigentlich gar nicht verdient. Ewig lang wird dieses vorbereitet, ist dann aber so schnell wieder vorbei, wie es eigentlich begonnen hat... und auch zuvor haben die Actionszenen einiges an Wumms vermissen lassen, denn trotz netter Effekte ist keine einzige, wirklich erinnerungswürdige Szene dabei, die man woanders nicht schon viel besser gesehen hätte. "John Carter" ist also kein totaler Flop, dank einer schwach ausgearbeiteten Geschichte, selten überzeugender Action und dem Fehlen von etwas wirklich Besonderem aber sicher kein Film, den man gesehen haben muss. Das haben sich die Zuschauer sicherlich zuvor bereits gedacht und Disneys Realfilm-Adaption im Kino gemieden. Man kann es ihnen nicht verübeln.

Note: 4+



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