"Casino Royale" hatte die kritischen Bond-Fans 2006 erstaunt zurückgelassen. Zwar wollte sich nicht jeder damit anfreunden, dass der Ton nun ein viel härterer war und weniger Kompromisse eingegangen wurden, dennoch traf der Film den Geist der Zeit... und war abgesehen davon auch einfach ein exzellenter Action-Thriller. Die Erwartungen an die Fortsetzung, welche die Geschichte weiterführen und nicht bloß ein neues Abenteuer liefern sollte, waren hoch, leider konnte der neue Regisseur Marc Forster diese aber nicht erfüllen.
EIN QUANTUM TROST
James Bond (Daniel Craig) ist weiterhin auf der Suche nach dem Kopf der Organisation, für die Vesper (Eva Green) gearbeitet hat. Über einige Spuren hinweg findet er schließlich den Kontakt zu dem Geschäftsmann Dominic Greene (Mathieu Amalric) in Italien. Dieser arbeitet für die mysteriöse Organisation und verfolgt ein klares Ziel, welches Bond selbst jedoch noch nicht kennt. Um an Greene heranzukommen, verbündet sich Bond mit Camille (Olga Kurylenko), wobei er jedoch seiner Vorgesetzten "M" (Judi Dench) in die Suppe spuckt, denn nachdem der Agent auf der Suche nach Spuren schon mehrere Leichen zurückgelassen hat, möchte sie ihn dringend zurückpfeifen...
Vom groben Stil macht "Ein Quantum Trost", trotz neuem Regisseur, da weiter, womit "Casino Royale" geendet hatte: Bond ist hier noch weniger Gentleman als eiskalter Killer, es gibt keine verrückten Gadgets mehr, wenig Humor und eine Story, die klar in der Realität verankert bleibt. Das kann einem gefallen oder nicht, aber immerhin zieht James Bond sein Reboot hier hart durch und führt die Geschichte nach dem Cliffhanger des Vorgängers fort. Leider gelingt dies aber so gut wie immer um einiges schlechter als noch in "Casino Royale": Mit 106 Minuten ist dieser Teil gar der kürzeste Bond-Streifen aller Zeiten und man bemerkt, wieso das so ist, denn im Grunde hat der Film gar nicht so viel zu erzählen und verlängert seine Story eben doch nur dadurch, dass Bond sich all die kleinen Informationsbrocken aufwendig zusammensuchen muss, um irgendwann dem Oberbösewicht Greene gegenüberzustehen. Die Geschichte ist nicht schlecht erzählt, es fehlt ihr jedoch an Emotionalität und dem gewissen spannenden Unterbau, der "Casino Royale" so stark machte und würde man nicht wissen, dass man sich gerade einen Bond-Film ansieht, könnte es auch ein x-beliebiger Thriller sein... denn hier ist nichts wirklich aufsehenerregendes dabei. Das fängt in der Charakterzeichnung an, in welcher weder Bond selbst noch seine Mitstreiter irgendein Plus an Tiefe abbekommen, im Grunde lernen wir sie über rein gar nichts Neues. Ein klarer Rückschritt ist auch in den Actionszenen zu verzeichnen, die gerade durch die Wackelkameraoptik und den hastigen Schnitt verlieren, denn das Spektakel geht vollkommen unter, da man immer wieder die Orientierung verliert. Zudem ist der Film auch noch so mit Action vollgestopft (die erste halbe Stunde ist so laut, dass man noch immer die Geschichte dahinter sucht), dass sich schon früh eine gewisse Ermüdung einstellt. In Sachen Romantik fährt "Ein Quantum Trost" ebenfalls vollkommen auf Sparflamme, es gibt nicht einmal eine richtige Bettszene und auch Bond als Charmeur hat diesmal im Grunde rein gar nichts zu tun. Noch dazu ist der Oberbösewicht in Form von Dominic Greene diesmal sehr blass. Klar, es hat wohl kaum jemand erwartet, dass er an die Boshaftigkeit von Le Chiffre aus dem Vorgänger herankommen würde, aber dieser Anzugträger ohne Aussagekraft ist dann schon enttäuschend. So enttäuschend, wie es auch der Film an sich ist, denn der leistet sich schon einige Hänger. Einige Sachen macht er aber natürlich dennoch gut, so sind einige der Actionszenen durchaus spektakulär, Daniel Craig ist in der Rolle als Titelheld zum zweiten Mal exzellent besetzt und verleiht Bond genau den richtigen Drive, auch wenn ihm das lasche Drehbuch das ein ums andere Mal in die Suppe spuckt, und es gibt sogar die ein oder andere so nicht erwartete Wendung im Plot. Das reicht dennoch nicht für ein gutes Filmvergnügen, sondern ist ein klarer Rückschritt im Vergleich zum grandiosen "Casino Royale", ein kaum enden wollender Action-Exzess mit einer minimalen Handlung. Macht zwar Spaß, aber für einen Bond ist das zu wenig.
Note: 4+
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