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Spectre

"Skyfall" hatte die Messlatte für alle kommenden Bond-Abenteuer mit Daniel Craig verdammt hoch gelegt: Tief, spektakulär, hochspannend, ein faszinierender Bösewicht und jede Menge harte Konsequenzen. Wohl kaum jemand hat erwartet, dass "Spectre" da würde mithalten können und von daher ist es auch keine Überraschung, dass der neue Bond da ein wenig schwächer daherkommt. Etwas ärgerlich ist nur, dass man mit etwas mehr Feingefühl und vielleicht einem besseren Skript noch viel mehr aus der Thematik hätte herausholen können.

SPECTRE


Nachdem James Bond (Daniel Craig) eine Videonachricht von der verstorbenen "M" (Judi Dench) erhalten hat, die ihn auf die Spur der mysteriösen Organisation "Spectre" und ihren Anführer Franz Oberhauser (Christoph Waltz) führt, wird er vom MI6 suspendiert. Bond macht jedoch mit der Hilfe von Q (Ben Whishaw) auf eigene Faust weiter und entdeckt einen beunruhigenden Zusammenhang zwischen Spectre und der Terror-Organisation "Quantum". Darin scheint auch Madeleine Swann (Lea Seydoux), Tochter des Quantum-Verbrechers White (Jesper Christensen), verwickelt zu sein und mit ihr muss Bond sich nun zusammentun, um Oberhauser in seinen gefährlichen Plänen auf die Schliche zu kommen...

"Spectre" beginnt stark. Nach einer ersten Actionsequenz, in welcher Bond beinahe einen Helikopter über einer Menschenmenge zum Absturz bringt und einigen kleineren und größeren Scharmützeln mit seinen Verbündeten, die vor allem in Verbindung mit dem von Ben Whishaw herrlich gespielten Q für einige Lacher sorgen, kommt schon schnell die Organisation Spectre ans Licht. Wie Regisseur Sam Mendes hier mit den Erwartungen des Zuschauers spielt, gerade Oberbösewicht Oberhauser bis weit über die Hälfte des Films nur schemenhaft zeigt und auch die einzelnen Fäden, welche die Gruppierung spannt, langsam und nach und nach aufzeigt, das hat schon eine gewisse Qualität. Leider hat "Spectre" diesbezüglich aber zwei größere Probleme. Erstens: Die Zeit, in welcher Bond und seine Gefährten immer neuen Hinweisen nachgehen, ist gerade im Mittelteil schrecklich lang und sorgt ab und an gar für ein Gefühl der Langeweile, wenn die Handlung mühevoll gestreckt wird, um irgendwie noch auf zweieinhalb Stunden Laufzeit zu kommen. Hier hätten es gut zwanzig Minuten weniger definitiv auch getan. Das zweite Problem ist, dass all die Geheimniskrämerei, all das Schattenspiel bald in sich zusammenfällt, und zwar, wenn die wahren Pläne der Bösewichter ans Licht kommen. Denn diese sind kaum besonders, eigentlich für einen Antagonisten wie Oberhauser schon ein wenig mickrig und sehr weit hergeholt und sorgen dafür, dass das ganze Brimborium zuvor viel ausdrucksstärker ist als die schwache Auflösung im letzten Drittel. Ebenfalls muss man ankreiden, dass Mendes, der zuvor in "Skyfall" einige grandiose Actionmomente auffuhr, hier ein wenig das Gespür für Rasanz verloren gegangen ist. Die Actionszenen sind allesamt mehr als solide, aber die großen "Wow"-Momente fehlen diesmal. Einzig eine derbe Keilerei durch mehrere Zugabteile hindurch bleibt länger im Gedächtnis, der Rest ist gutes, aber sicherlich nicht großartiges Action-Kino... und in dieser Hinsicht für einen Bond-Film zu wenig. Nun gibt es aber auch die Kehrseite der Medaille und diese ist hier besonders auf Seiten der Schauspieler. Ein wenig schade ist es zwar, dass der genial aufspielende Christoph Waltz hier recht wenig Leinwandzeit bekommt und als Bösewicht fast ein wenig verschenkt wird... wenn er aber auftritt, dann mit einer derartigen Präsenz, dass man Gänsehaut bekommt. Daniel Craig ist als James Bond nach wir vor grandios, Lea Seydoux als toughes Bond-Girl sicherlich erinnerungswürdig und in den Nebenrollen machen die bekannten Ben Whishaw als Q, Ralph Fiennes als M und Naomie Harris als Moneypenny ebenfalls eine mehr als gute Figur. Auch in Sachen Humor läuft dieser Bond wieder richtig rund, gerade in der (besseren) ersten Hälfte gibt es sehr viele clevere Lacher. Und auch die Romantik kehrt endlich zum berühmtesten Geheimagenten der Welt zurück, denn wo "Ein Quantum Trost" und "Skyfall" dem kaum Beachtung schenkten, wird hier endlich wieder ausgiebig geflirtet, geknutscht und es reicht sogar für richtige, große Gefühle. Dass für die romantische Beziehung zwischen Bond und Swann so viel Zeit aufgewendet wird, ist sicherlich positiv zu benennen und war auch mehr als notwendig. Insgesamt lässt "Spectre" also nach starkem Beginn immer mehr federn. Zwischendrin wird es immer wieder sehr spannend, einige herbe Längen und die etwas lasche, weil schwach aufgelöste Geschichte enttäuschen jedoch auch hartgesottene Fans. Dafür gibt es aber tolle Schauspieler, jede Menge Schauwerte und einen ausgewogenen Mix aus Action, Romantik und Humor. Ein typischer Bond eben, der aber leider recht weit hinter "Skyfall" und "Casino Royale" zurückbleibt.

Note: 3


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