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Der Babynator

Mittlerweile macht Vin Diesel ja auch mächtig auf Ernst. Während sich sein "Furious"-Kollege Dwayne Johnson gerne auch mal auf hübsch selbstironische Weise zum Affen macht (zuletzt beispielsweise in "Baywatch" und "Central Intelligence") sollte man bei Diesels Blockbustern das Hirn zwar ebenfalls abgeben... dabei ist von reinem Comedy-Humor aber dennoch oftmals nichts zu sehen. Selbst in der "Fast and Furious"-Reihe trott der Witz eher durch die sympathischen Nebenfiguren als durch den grummeligen Diesel zutage, sodass man sich kaum mehr vorstellen kann, dass der muskelbepackte Glatzkopf auch mal lustig unterwegs war...

DER BABYNATOR


Der Wissenschaftler Howard Plummer (Tate Donovan) hat das geheime Programm "Ghost" entwickelt, welches die Manipulation von Raketenabschuss-Systemen ermöglicht. Er wird von unbekannter Hand ermordet und der Navy Seal Shane Wolfe (Vin Diesel) wird beauftragt, das gefährliche Programm ausfindig zu machen und einzusacken, damit es nicht in falsche Hände gerät. Dafür muss er in das Haus der Familie Plummer einziehen und, während Mutter Julie Plummer (Faith Ford) in die Schweiz fliegt, um den Banksafe ihres verstorbenen Mannes nach Hinweisen zu durchsuchen, auf die fünf Kinder aufzupassen. Diese wollen sich mit Wolfes militärischen Methoden jedoch gar nicht anfreunden und tanzen dem wortkargen, knallharten Soldaten gehörig auf der Nase herum...

Es ist im Grunde ein ganz einfacher Plan, den die Macher hier hatten und der auch schon zuvor in der Filmgeschichte gut funktionierte. Ein knallharter Actionstar, der sich hier plötzlich auf ganz andere Wurzeln zurückbesinnen muss, wobei ihm Fäuste und Kampfkunst wenig nützen... das Arrangieren mit einem ganzen Haufen Kinder. Arnold Schwarzenegger machte dies bereits in den frühen 90ern mit "Der Kindergarten Cop" vor und auch Vin Diesel passt natürlich super in ein solches Konzept hinein, welches später auch Dwayne Johnson in den verschiedensten, familienfreundlichen Varianten weiterführte. 
Familienfreundlich ist auch der Babynator - kein Wunder, schließlich produzierte Walt Disney das Werk, weswegen spätetestens jedem klar sein sollte, was er von dem Film erwarten kann. "Der Babynator" tut wahrlich niemandem weh, hat das Herz dabei einigermaßen am rechten Fleck und liefert viel kinderfreundlichen Humor neben einer blödsinnigen Geschichte, die aber immerhin passend von einer Katastrophe zur nächsten führt. Viel mehr als diesen einen großen Witz (der Muskelprotz Diesel muss sich gegen die unerzogenen Kinder erwehren und ist dabei sichtlich überfordert) bekommt man nicht zu sehen, über anderthalb Stunden trägt das dann aber doch ganz gut. Man sollte nicht mit ganz lauten Lachern rechnen, besser das Hirn angesichts der vollkommen stupiden Rahmenhandlung abschalten und auch einiges an Kitsch ertragen können... wer hinter diese drei Aspekte locker einen Haken machen kann, der hat mit diesem disneyzifierten Werk sicherlich seinen netten, kurzweiligen Spaß. 
Dabei verläuft der Film durchgehend in vorhersehbaren Bahnen: Anfangs wird sich ordentlich gezofft, später gewinnen sich die Parteien aber natürlich lieb, halten im Angesicht eines gemeinsamen Feindes zusammen und lernen auch vom jeweils anderen einige wichtige Lektionen. Das ist ebenso altbacken wie irgendwie sympathisch und da auch Vin Diesel gut agiert (auch wenn er niemals so schlagfertig und spaßig bei der Sache ist wie der heutige Dwayne Johnson) und risikolos, dafür aber mit Freude gegen sein knallhartes Image anspielt, hat das irgendwie was. Neu ist das alles unter keinen Umständen, es ist streckenweise sogar wirklich ein wenig zu viel des Guten, wenn der plötzlich sehr brave Navy-Soldat nicht nur Windeln wechselt und bei Schulkonflikten aushilft, sondern auch noch ein Theaterstück inszeniert... hier wäre etwas Weniger mehr gewesen. 
Immerhin gibt es aber neben einem aufgeweckten Vin Diesel auch noch eine freudige Schar Nebendarsteller: Unter den fünf Kids fällt besonders die enorm talentierte Morgan York auf... dass sie nach diesem Disney-Werk und den zwei spaßigen "Im Dutzend Billiger"-Filmen kaum noch vor die Kamera trat und heute gar nicht mehr als Schauspielerin arbeitet, ist angesichts ihrer souveränen Leistung hier tatsächlich schade. Kritik muss nur bei der völlig tumben Figur des banalen, dummen Sportlehrers erlaubt sein, denn dieser ist nicht für einen einzigen Gag gut und als Charakter vollkommen austauschbar, erhält aber dennoch enorm viel Leinwandzeit.
Fazit: Wer den Trailer gesehen hat, weiß was er bekommt. Das ist teilweise sehr sympathisch, auf Storyebene aber auch ziemlich dämlich. Disney-Kitsch und familienfreundlicher Humor summieren sich dabei ganz nett, dennoch ist hier keine Idee auch nur ansatzweise originell.

Note: 3-




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