Es passiert nur noch selten, dass ich länger brauche, um einen Film, auf den ich mich lange gefreut habe, im Kino zu sehen. Bei Spike Lees neuem Werk "BlacKkKlansman" ist es nun aber so gekommen und ich kam erst gut zwei Wochen nach dem deutschen Kinostart zu, mit den Indie-Überraschungshit anzusehen. Die Erwartungen waren nicht niedlich, denn sowohl der Trailer als auch die zugrundeliegende Handlung sahen verflixt unterhaltsam und herrlich kritisch aus. Ob der Film diesen Erwartungen nun tatsächlich standhalten kann?
BLACKKKLANSMAN
In den frühen 70er Jahren hat es der afroamerikanische Cop-Neuling Ron Stallworth (John David Washington) nicht leicht, wird gar von seinen Kollegen nicht ernst genommen und mit rassistischen Äußerungen bedacht. Eines Tages entwirft er sich jedoch seinen eigenen großen Fall und ruft beim Klu Klux Clan, wobei er sich als Weißer ausgibt... und bittet um Mitgliedschaft. Als es zu einem echten Treffen kommen soll, soll Rons weißer, jüdischer Kollege Flip Zimmerman (Adam Driver) aushelfen und sich als weißer Ron ausgeben. Eine Sache, die eigentlich nur schiefgehen kann... doch sollte der Plan funktionieren, hätte man auf die eine oder andere Weise immerhin gleich zwei Rons als verdeckte Ermittler in den Reihen des Clans positioniert.
Dieser "Shit" ist wirklich passiert - so unglaublich es auch klingen mag. Und damit bewegt sich "Oldboy"-Regisseur Spike Lee dann doch wieder auf einem Terrain, welches ihm ungemein liegt und auf welchem er auch seine persönlichen Meinungen und Ansichten vertreten kann, ohne dabei aber zu streng zu wirken. Tatsächlich erzählt er eine im Kern ziemlich heftige Geschichte über Rassismus, Gewalt gegen Minderheiten und Faschismus, dennoch gelingt ihm das Kunststück, diese Themen in eine flotte Komödie einzubinden. Obwohl der Kern vor Ernsthaftigkeit bersten sollte, ist die Geschichte in ihrer Wahrheit eben doch so skurill, dass Lacher niemals weit entfernt sind: Da ist es einem afroamerikanischen Polizisten doch tatsächlich gelungen, einen Mitgliedspass für den Ku Klux Clan zu ergattern und dabei sogar dessen Vorsitzenden, den auch heute noch mit seinen widerlichen Äußerungen herumposaunenden David Duke vollkommen hinters Licht zu führen.
Diese herrliche Ausgangssituation führt dann auch zu manch einer irrwitzigen Szene, in welcher man sich so richtig schön über diese unterbelichteten (in ihren Planungen aber dennoch oft gefährlich werdenden) Rassisten lustig machen kann. Auch wenn die ganz großen Lacher ausbleiben, da immer wieder die richtige Form Ernsthaftigkeit aufgrund des politischen Themas Einzug hält, ist das aufgrund seiner Skurillität schon ein großer Spaß und dank charmanter Nebenfiguren und ungemein spielfreudigen Darstellern ("Midnight Special"-Star Adam Driver ist wiederholt großartig) kann man sich entspannt zurücklehnen - doch, das ist schon ziemlich gut.
Leider eckt Lee in einigen Momenten aber auch unpassend an: So widmet er einem Subplot rund um eine doch eher halbgare Liebesgeschichte, die ebenfalls von politischen Motivationen an Zug gewinnen soll, viel zu viel Zeit, weswegen sich die 139 Minuten nicht immer kurzweilig anfühlen. Es treten gerade im Mittelteil sogar einige recht deutliche Längen auf, ehe man gegen Ende wieder an Tempo aufnimmt, es für kurze Zeit sogar überraschend spannend wird, wenn die beiden feindlichen Parteien aufeinandertreffen. Da kommt es dann innerhalb eines Treffens des Clans dann auch zu einigen Highlights, sowohl auf Spannungsebene als auch bezüglich des cleveren, schwarzen Humors. Schade, dass Lee dieses Gleichgewicht nicht immer hält und ab und an doch etwas zu heftig auf die Tube drückt.
Die Parallelen zur heutigen US-Politik, die Lee hier liebend gerne aufgreift, sind ebenso entlarvend wie schockierend: Wenn einer der Protagonisten sagt, dass ein rassistischer Sexist niemals in ein Präsidentenamt gewählt werden würde, dann schlucken wir 2018 doch eine bittere Pille hinunter. Leider übertreibt es Lee mit diesen spitzen Schüssen gegen die USA etwas und lässt zum Schluss reale Aufnahmen der Jetztzeit folgen, die einen Zusammenhang zu der Handlung in den 70ern ergeben sollen. Das tut es auch, trotzdem trägt er hier, auch wenn die realen Aufnahmen eines Amokfahrers innerhalb einer Demonstration noch lange nach dem Abspann nachwirken, etwas zu dicke auf. Er verlässt sich dabei nicht mehr nur auf die alleinige Aussagekraft seines Films, die eigentlich schon groß genug ist und geht noch einen Schritt weiter. Das ist wichtig und mutig, aber irgendwie auch zu viel... die lockere Leichtigkeit innerhalb des wichtigen Themas muss plötzlich unkonstant weichen.
Fazit: Herrlich skurille Komödie nach einer unglaublichen, aber wahren Begebenheit. Spike Lee gelingt das Kunststück, das enorm düstere Thema mit cleverer Leichtigkeit zu verpacken und garniert all dies mit wunderbaren Figuren. Leider kann er aber einige deutliche Längen und einem etwas zu grob konstruierten Fingerzeig auf die heutige Politik nicht verhindern.
Note: 3+
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