Eigentlich hatte die Action-Reihe rund um John McClane mit dem grandiosen dritten Teil ihren Abschluss gefunden. Zwölf Jahre später spielte man dann aber doch mit dem Gedanken, den kernigen Actionhelden zurückzubringen... und Fans und Kritiker zeigten sich angesichts dieser Ankündigung skeptisch. Auch nach Sichtung des neuen Filmes waren nicht alle begeistert, ich selbst würde aber einfach mal Entwarnung geben, denn trotz einiger neuer Ideen ist "Stirb langsam 4.0" noch immer ein hervorragend inszenierter, hochspannender Kracher, der sowohl alte als auch neue Qualitäten mitbringen kann.
STIRB LANGSAM 4.0
John McClane (Bruce Willis) arbeitet wieder als Detective bei der New Yorker Polizei und bekommt nun den Auftrag, einen jungen Hacker namens Matthew Farrell (Justin Long) abzuholen und zum FBI zu bringen. Dabei werden die beiden jedoch angegriffen und McClane muss feststellen, dass die Männer, die hinter dem Jungen her sind, noch viel größere Pläne haben: Amerika wird von einer Cyber-Attacke förmlich überrannt, die Börse kracht zusammen, der Verkehr kommt zum Erliegen. Dahinter steckt der Internet-Terrorist Thomas Gabriel (Timothy Olyphant), welcher das ganze Land unter Kontrolle bringen möchte. Gemeinsam mit Farrell beschließt McClane, es mit Gabriel und seinen Männern aufzunehmen...
"Stirb langsam" ist nun auch im einundzwanzigsten Jahrhundert angekommen und Regisseur Len Wiseman hat mit der Figur des John McClane genau das richtige gemacht, um sie glaubwürdig in diese neue Ära des Kinos zu transportieren: McClane ist noch immer der sprücheklopfende Haudrauf, der eher unfreiwillig in das ganze Chaos hineingeschoben wird, das Drumherum, welches ihn nun jedoch ereilt, ist absolut mit der Zeit mitgegangen. Cyber-Terroristen fordern diesmal unsere Aufmerksamkeit, weswegen wir uns schnell in einem Action-Thriller wiederfinden, in welchem Computer, Hacker und die moderne Technologie im Mittelpunkt stehen. Das mag nicht jedem gefallen, aber man muss dem Film zugute halten, dass er sich immerhin nicht ständig wiederholt, sondern auch nun wieder eine neue Art findet, seine Geschichte zu erzählen.
Und diese ist gar nicht mal so dumm, denn mit der Angst der Menschen vor dem Verlieren sämtlicher Technik, Strom, Wasser, Gas, Internet, spielt diese sehr wirkungsvoll. Auch die noch immer sehr aktuelle Furcht vor dem Terrorismus findet in "Stirb langsam 4.0" ihr klares Sprachrohr, weswegen der Film über weite Strecken doch ziemlich düster und realistisch anmutet. Natürlich nimmt man es besonders später mit der Logik nicht mehr so genau, wenn die ersten Actionmomente so richtig losgehen, Hubschrauber explodieren, Autos durch die Luft wirbeln und sogar ein längerer Kampf gegen einen Militär-Jet ausgetragen wird. In diesen Momenten wird klar, dass der vierte Teil die definitiv besten Actionszenen der ganzen Reihe liefert, denn mit wie viel Ideenfreude, mit viel technischer Perfektion (die Effekte sind so gut, dass stellenweise alles handgemacht aussieht) und mit welch hohem Tempo hier gearbeitet wird, das ist schon beeindruckend. Gegen Ende übertreibt man es mit dem Action-Dauerfeuer zwar ein wenig, dennoch ist auch der Showdown so dermaßen unterhaltsam und inszenatorisch meisterhaft gelungen, dass man darüber gerne hinwegsieht.
Zwischendrin bekommen dann auch die Figuren immer wieder Luft zum Atmen, wobei McClane natürlich der stille Held des Filmes ist. Dass er in dieser neuen Welt schlichtweg überfordert ist, ist eine simple, aber treffsichere Weiterentwicklung der Kultfigur und Bruce Willis ist hier so gut aufgelegt wie lange nicht mehr. Angesichts all der Computer ist es dann nur folgerichtig, dass ihm Justin Long als Buddy zur Seite gestellt wird. Die Beziehung der beiden führt zu einigen herrlich witzigen Schlagabtauschen, Long ist jedoch nicht nur der bloße Spaßmacher, sondern rettet Willis mehr als einmal glatt das Leben. Neben den beiden bleibt Timothy Olyphant als Bösewicht zwar eher blass, aber das stört kaum, da die Dinge, die er anstellt, seine Figur ohnehin überstrahlen.
Zwei Stunden lang wird uns, trotz kleinerer Atempausen, eine schier unendliche Hetzjagd geboten, die sich (ähnlich wie der direkte Vorgänger) immer höher schraubt und die niemals an Spannung und optischen Augenöffnern einbüßt. Ein hochspannender und perfekt inszenierter Action-Thriller, wie er im Buche steht. Alle Kritiker dieser neueren Version von McClane dürfen gerne auf weitere Wiederholungen von Altbekanntem hoffen, der Rest bekommt eine mutige und grandios unterhaltsame Wiederbelebung eines alten Actionhelden in neuem Gewand.
Fazit: Hochspannend, mit Actionszenen, die zum Besten des ganzen Genres gehören und einer gar nicht mal so dummen Geschichte. Man darf es eigentlich kaum laut sagen, aber: Vermutlich ist "Stirb langsam 4.0" der beste Teil der Reihe.
Note: 2+
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