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White House Down

Roland Emmerich hatte wirklich Pech. Da wendet er sich einmal vom großen Weltuntergangsspektakel a la "2012" und "Independence Day" ab und möchte einen zwar nicht minder rasanten, aber deutlich geerdeteren Action-Thriller um ein von Terroristen eingenommenes Weißes Haus auf den Spuren von John McClane präsentieren... und dann startet wenige Monate zuvor ein in Handlung und Verlauf fast identisches Werk namens "Olympus Has Fallen" und macht Emmerichs Werk durch diese Dopplung zu einem finanziellen Flop. Verdient hat dies "White House Down" nicht, da der amerikanischste Nichtamerikaner der Welt hier wie gewohnt tolle Unterhaltung mit viel Action und coolen Sprüchen abliefert.

WHITE HOUSE DOWN

John Cale (Channing Tatum) ist mit seiner Tochter Emily (Joey King) eigentlich nur im Weißen Haus, um sich für den Secret Service und somit den persönlichen Schutz des Präsidenten zu bewerben. Von seiner ehemaligen Flamme Carol Finnerty (Maggie Gyllenhaal), die dort nun als Vorsitzende arbeitet, wird er allerdings abgewiesen und ist beinahe schon wieder auf dem Heimweg, als skrupellose Terroristen einen Teil des Gebäudes in die Luft jagen, Chaos verursachen, Geiseln nehmen und auch Präsident James William Sawyer (Jamie Foxx) in ihre Gewalt bringen. Von seiner Tochter getrennt beginnt Cale im Alleingang, das Weiße Haus nach ihr und dem Staatsoberhaupt abzuklappern... und gerät dabei von einer Gefahr in die nächste.

Trotz Abwesenheit von einem Weltuntergang oder einen Krieg gegen die Menschheit führenden Aliens lässt es Emmerich in seinem neuesten Film wieder richtig krachen. Unterhaltung pur ist weiterhin seine Devise und um "White House Down" wie ich uneingeschränkt genießen zu können, sollte man die Logikfehler und klischeebehafteten Charaktere entweder übersehen oder hinnehmen, um sich dann voll und ganz einem Overkill fantastischer Action hinzugeben. Wie Bruce Willis im Feinrippunterhemd wirft sich Channing Tatum ins Terroristen-Getümmel und verkleinert die Gruppe der Bösewichter dabei immer weiter. Mit Hilfe von unmöglichen Stunts, jeder Menge schwerkalibriger Waffen und viel Krachbumm hangelt sich Cale durch den Film und nach gut einer halben Stunde, in welcher die sympathischen, wenn auch eindimensionalen Figuren eingeführt werden, gehts auch schon los. Der Film gönnt sich keine Pause, liefert ab und an sogar ein wenig zu viel, weist aber keine spürbaren Längen auf, sondern ist trotz Vorhersehbarkeit und Pathos durchgehend spannend und hält bei der Stange. Die Effekte sind dabei nicht immer state of the art, gerade die ein oder andere Explosion sieht ziemlich künstlich aus, doch die Actionszenen an sich machen mächtig Laune, wenn sie jeglicher Form von Logik entbehren, dafür aber mit viel Krach und coolen Sprüchen um sich werfen. Dass die Macher das hier kaum ernst nehmen ist ersichtlich und das ist auch gut so. Nur ab und an verstricken sich Emmerich und Co. gerade im Finale mit der ein oder anderen Wendung zu viel, die so wirklich keinen Sinn ergibt und die Bösewichter scheinen hier nie wirklich zu wissen, wieso sie das Ganze denn aushecken. Aber das stört wenig, denn die löchrige Story und die schwachen Konflikte (schlechter Vater wird in der Gefahr zum Helden für seine Tochter) werden schon bald von der schönen Action und viel Humor hinweggespült. Channing Tatum und Jamie Foxx geben dabei ein tolles Buddy-Gespann ab, auch wenn beide unterfordert wirken. Spaß an der Sache scheinen sie dennoch ohne Wenn und Aber gehabt zu haben. Neben den eher im Hintergrund agierenden, aber dennoch überzeugenden Maggie Gyllenhaal, Richard Jenkins und James Woods sticht besonders die junge Joey King heraus, die Cales Tochter als mutiges und aufopferndes Mädchen spielt. Blockbuster-Unterhaltung auf vielleicht nicht höchstem, aber noch immer hohem Niveau liefert Krawall-Regisseur Emmerich mit "White House Down" also ab, und wer sich zwei Stunden lang humorvoll mit pausenloser Action und coolen Kerlen berieseln lassen will, der ist hier goldrichtig.

Note: 2-

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