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Independence Day: Wiederkehr

Roland Emmerich hat in seiner ganzen Karriere, trotz etlicher finanzieller Supererfolge, nie eine Fortsetzung gedreht. Dass er nun zwanzig Jahre nach dem Original die Aliens wiederkommen lässt, ist da schon ein wenig verwunderlich und ganz so überraschend ist der Untergang an den amerikanischen Kinokassen dabei auch nicht, denn das Zielpublikum dürfte mit dem ersten Teil wohl gar nicht so sehr vertraut sein. Immerhin bestand aber, trotz der Abwesenheit von Will Smith, die Chance auf erneutes, starkes Popcorn-Kino. Das Fehlen des ehemaligen Hauptdarstellers ist hier allerdings das kleinste Problem...

INDEPENDENCE DAY: WIEDERKEHR


Zwanzig Jahre nach der verheerenden Schlacht gegen die Außerirdischen hat sich die Menschheit die Alien-Technologie zunutzen gemacht, um im Falle eines weiteren Angriffs gerüstet zu sein. Dieser beginnt nun, in größerer und gefährlicherer Form. David Levinson (Jeff Goldblum) wird von der Regierung ersucht, eine Schwachstelle zu finden, doch ihre Gegner scheinen diesmal weitaus besser gerüstet zu sein und starten einen Angriff auf den Erdkern. Die Erde scheint diesmal tatsächlich der Vernichtung nahe zu sein...

Wenn es Roland Emmerich zerstörungswütig in den Kinos krachen ließ, wurde ich im Grunde immer gut unterhalten. Das gilt sowohl für "The Day After Tomorrow" und "2012" als natürlich auch für den brillanten "Independence Day". In der Fortsetzung zu seinem größten Erfolg, welche nun endlich satte 20 Jahre später in den Kinos gestartet ist, scheint aber einiges schiefgelaufen zu sein und es ist schwer zu verstehen, wieso genau. Anscheinend scheinen die Autoren die Qualitäten des fantastischen Originals, einer der unterhaltsamsten Blockbuster überhaupt, nicht erkannt zu haben, weshalb sie diese nun, ob gewollt oder ungewollt, vollkommen über Bord geworfen haben. Der erste Teil bestach durch seine intensive Spannung (entstanden durch genaue Vorbereitung vor dem großen Krach), durch seinen charmanten Humor, seine sympathischen Charaktere und den perfekten Wechseln zwischen gigantischer Zerstörung und ruhigeren Momenten. "Wiederkehr" hat davon leider fast gar nichts mehr und wirkt dabei wie ein hirnloser, wirrer Actionkracher, der ohne Seele und Herz durch einige Actionszenen düst. Die ständig reingeworfenen Witzchen sind fast immer albern und unlustig, wirken erzwungen, aus den alten Charakteren wurde kaum mehr etwas brauchbares rausgeholt, sie wirken wie Abziehbilder und erinnern nur noch marginal daran, dass wir sie im ersten Teil so geliebt haben. Doch auch die Neuzugänge bleiben dabei blass, werden oberflächlich gezeichnet und mit billigen Konflikten ausgestattet, die nur Lückenfüller sind und dabei besonders zu Beginn spürbare Längen verursachen. Emmerich scheint keinerlei Interesse an seinen Charakteren zu haben, er lässt manche sang- und klanglos sterben und andere Dialoge aufsagen, die sie mit gelangweilter Herumschauspielerei lösen müssen. Die größte Enttäuschung, wenn das mal nicht reicht, liegt aber in den Actionszenen. Emmerich war noch nie ein großer Geschichtenerzähler, aber er wusste phänomenale Bilder von gewaltigen Zerstörungen und Apokalypsen zu erschaffen. Hier gibt es eine Szene, in der London dem Erdboden gleichgemacht wird und die so auch schon im Grunde komplett im Trailer zu sehen war, viel mehr folgt daraus nicht. Die Apokalypse kann diesmal nicht in Bilder gefasst werden, dass das Raumschiff gigantische 5000 Kilometer groß ist, wird zwar gesagt, aber wir sehen es und spüren es erst recht nicht. Später liefert man uns zwar einige wirklich nette Raumschlachten, die arg an "Star Trek" erinnern und die Effekte sind sicherlich durch die Bank weg gut, was aber wenig bringt, wenn Emmerich uns dies einfach ungebündelt um die Ohren haut, ohne es sinnig zusammenzuhalten. Die Story, die er sich dabei um die zahlreichen Charaktere gestrickt hat, ist nämlich vollkommener Blödsinn und übertreibt es mehrfach. Dass man "Wiederkehr" doch bitte nicht ernst nehmen und nur seinen Spaß damit haben soll, ist da auch kein Argument mehr, denn das Original hat da doch definitiv andere Dinge geboten. Die letzte halbe Stunde ist dann ab und zu tatsächlich ganz spaßig geraten, was besonders an dem Zusammenspiel zwischen Jeff Goldblum und seinem Filmvater Judd Hirsch liegen mag, die als einzige noch etwas von dem Charme herüberretten und sich mit genügend Ausstrahlung und Witz durch den sinnfreien Rest schlagen. Was Liam Hemsworth, William Fichtner, Maika Monroe und leider auch Bill Pullman hier anstattdessen tun, ist nicht schlecht, aber auch nicht gut. Vom Drehbuch im Stich gelassen bleiben sie blass. Fazit: Vollkommen sinnfreie Fortsetzung eines Klassikers, wobei Charme, Spannung und Intensität verloren gegangen sind. Jeff Goldblum und einem netten Finale sei Dank gibt es hier dann keinen Totalausfall, dennoch muss "Independence Day: Wiederkehr" jetzt schon als eine der größten Enttäuschungen des Kinojahres festgehalten werden.

Note: 4


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