In Taiwan bricht urplötzlich ein schreckliches Virus aus, welches innerhalb von wenigen Stunden seine Kreise durch die Millionen-Bevölkerung zieht. Die betroffenen Personen werden innerhalb weniger Minuten zu blutrünstigen Tätern, die ihren innersten Gelüsten nachgeben und damit beginnen, ihre Opfer zu foltern, zu vergewaltigen und zu ermorden. Inmitten des plötzlichen Ausbruchs versucht Jim (Berant Zhu) zu seiner Freundin Kat (Regina) zu gelangen, von welcher er zuvor getrennt wurde. Diese befindet sich jedoch, noch von nichts etwas ahnend, in einer U-Bahn, als der blutrünstige Virus auch dort unter den Passagieren ausbricht... und ein bereits zuvor aufdringlicher Geschäftsmann (Tzu-Chiang Wang) hat es nach seiner Infektion offenbar besonders auf Kat abgesehen.
Der Hype, der um "The Sadness" entstand, war enorm und ist im Horror-Kino dennoch eigentlich nichts Besonderes. In diesem Genre kommt gefühlt alle paar Monate der nächste große Schocker raus, der entweder das Brutalste, das Furchterregendste oder auch das Unerträglichste ist, was das Kino (oder der jeweilige Streaminganbieter) jemals gesehen hat. Dieser blutrünstige Pandemie-Slasher hat diese Vorschuss-Lorbeeren jedoch redlich verdient, denn hier geht es wahrlich zur Sache. Ob "The Sadness" nun wirklich der brutalste Film ist, den es je gegeben hat, darüber lässt sich sicherlich streiten, denn während einigen sehr prekären Szenen blendet die Kamera dann doch lieber ab. Dass der Film in Sachen Blutfontänen, Gematsche und allerlei quälender Folter aber schon eine herausragende Sache ist, das lässt sich nicht abstreiten. Der Gewaltgrad ist in jeglicher Form enorm und grenzt besonders hinsichtlich der vielen Szenen, die mit sexueller Gewalt aufwarten, ans Unerträgliche. Ein besonderes Lob gilt dabei den Special-Effects-Kreativen, die bezüglich der einzelnen Splatter-Szenen nicht auf Computereffekte, sondern auf Handarbeit setzen und das matschige Gekröse dabei noch deutlich brutaler und detaillierter schildern als man es heute gewohnt ist.
Menschen mit einem schwachen Magen oder nur der geringsten Abneigung gegen Splatter und Gore sollten um diesen wirklich extrem brutalen Zombie-Slasher also dringend einen großen Bogen machen. In der ersten Hälfte haben die Macher rund um Regisseur Rob Jabbaz (der hiermit übrigens sein Erstlingswerk und dabei gleich einen großen Hit ablieferte) ihr Werk aber auch abseits der physischen Brutalität wahnsinnig gut im Griff. Dass diese Szenen nämlich funktionieren, liegt an einer neuen Form des "Zombies", die viel gefährlicher und extremer daherkommt als die wandelnden Untoten aus "The Walking Dead" oder gar "28 Days Later". Die Infizierten behalten hier nämlich jegliche körperliche Fähigkeit, können weiterhin sprechen, denken und Waffen benutzen - sie verfallen nur ihren niedersten Trieben und geben jedem animalischen Gedanken sofort nach. Mit einer herausragenden Arbeit der Maskenbildner, welche die blutrünstigen Scharen mit grauenvoll-schwarzen Augen und furchterregenden Grinse-Gesichtern ausstatteten, ist hier auch über die Blutschwälle hinaus wirkliche Panik vorprogrammiert. Dabei entstehen dann sogar echte Terror-Sequenzen, die wahrlich hochspannend sind und die Daumenschrauben eng anziehen.
Wie befürchtet ist darüber hinaus aber nicht viel gewesen, was man einem Film wie "The Sadness" nicht ankreisen müsste, aber durchaus sollte. Denn selbst die abgefuckteste Schlachtplatte, die jede Menge Grenzen sprengt, wird irgendwann repetitiv und sogar ein wenig langweilig, wenn sich dort keine Figuren tummeln, an denen man hängt. Und da hier wirklich alle Figuren mit Ausnahme des Pärchens, dem wir hier abwechselnd folgen, nur marginal über den Stand eines namenlosen Niemands hinauskommen, bleibt zwar das Erstaunen über die Brutalität, aber kein wirkliches Mitfiebern. Ganz so intensiv kann es angesichts solch ungeschriebener Figuren also gar nicht werden, auch wenn die Bilder alles versuchen, um die Schrauben bis über die Grenzen zu drehen. Zudem gibt es einige völlig banale Comedy-Elemente, die die zuvor aufgebaute Intensität bisweilen mit dem Arsch wieder einreißen und die prekäre Lage bisweilen in einen blutrünstigen Comedy-Zoo verwandeln, der sich in seiner Überzeichnung Ernsthaftigkeiten verspielt. Und auch während des Finales geht "The Sadness" dann in seiner Erklärbär-Wut, trotz einiger ziemlich heftiger Szenen, deutlich die Puste aus. Letztendlich steckt also alles drin, was man "The Sadness" nachsagt und eigentlich ist das zu viel... aber irgendwie halt doch zu wenig.
Fazit: "The Sadness" ist wahnsinnig brutal, schonungslos und eine absolute Grenzerfahrung. Da man jedoch mehr Energie in die matschigen Splatter-Szenen und die grandiose Maskenarbeit steckte als in die blassen Figuren, ist das Mitfiebern leider nur auf physischer Ebene möglich, was die Schlachtplatte auf Dauer doch recht eintönig macht.
Note: 3
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