Achtundzwanzig Jahre nach dem Ausbruch des Wut-Virus wurde die britische Küste vollständig unter Quarantäne gestellt und die Überlebenden wurden sich selbst überlassen. Gemeinsam mit seinem Vater Jamie (Aaron Taylor-Johnson) und seiner an einer seltsamen, ihre Psyche angreifenden Krankheit leidenden Mutter Isla (Jodie Comer) lebt der zwölfjährige Spike (Alfie Williams) in einem sicheren Dorf. Dort soll er sich nun einer Prüfung unterziehen und gemeinsam mit seinem Vater das gefährliche, von Infizierten überrannte Festland aufsuchen. Dabei entdeckt Spike jedoch etwas, das seine Aufmerksamkeit mehr erregt als die blutrünstigen Feinde oder das Suchen nach Vorräten - eine Möglichkeit, seine Mutter zu heilen. Davon will Jamie jedoch wenig wissen, weswegen Spike sich gegen seinen Vater auflehnen muss, um seine Mutter womöglich vor Schlimmerem zu bewahren...
Wenn Regisseur Danny Boyle und Autor Alex Garland nach rund achtzehn Jahren, die seit dem letzten Franchise-Beitrag vergangen sind (und wo die beiden ja noch nicht mal mehr die federführenden Kräfte waren), plötzlich zur bei Fans umjubelten 28-Reihe zurückkehren, dann erwartet man sich davon erstmal so einiges. Selbst ich, der mit den beiden Vorgängern entweder sehr wenig oder eben auch nur moderat etwas anfangen konnte, war irgendwie gespannt, was Boyle nun nach so langer Zeit noch erzählen möchte. Die Antwort: Prinzipiell eine Menge, aber letztendlich auch nicht all zu viel. Das Zombie-Genre (auch wenn es sich bei den blutspuckenden Infizierten ja genau genommen nicht wirklich um Zombies handelt) revolutioniert er hiermit definitiv nicht erneut und hat auch eigentlich nichts allzu Neues zu erzählen. Frisch und mutig sind hingegen zwei Ansätze, die man von ihm erwarten durfte und die die Zuschauerschaft dennoch spalten wird: Einerseits seine erneute Neigung zu visuellen Stilmitteln, die mindestens diskutabel sind und andererseits der Fokus auf ein Familiendrama, welches irgendwo zwischen Klischee und großen Gefühlen steckt.
Bleiben wir bei letzterem, so obsiegt zu Beginn erstmal das Gefühl, das alles schon mal gesehen zu haben. Gerade die Geschichte rund um ein einsames Dorf inmitten einer Horror-Epidemie, wobei hier und da aber natürlich auch allerlei Geheimnisse um diese Gemeinschaft herrschen, hat mittlerweile einen echten Bart - das wurde beispielsweise in The Walking Dead schon vor rund zehn Jahren mehrfach variiert. Auch die Geschichte des mutigen, aber unerfahrenen Jungen, der sich gegenüber der Gemeinschaft, vor allem aber auch gegenüber seinem strengen Vater, in der tödlichen Wildnis beweisen muss, ist nicht wirklich originell. Später nimmt die Geschichte aber doch einige angenehm unaufgeregte und dennoch sehr zielsichere Turn's, die weniger auf die typischen Zombie-Actionszenen als viel mehr auf große Gefühle zwischen den einzelnen Figuren schielen. Und auch wenn sie alle nicht mit wahnsinnig viel Tiefe gesegnet sind, so berühren einige Momente hier auf solch überraschende Weise, wie man sie in einem solchen Genre-Film kaum zugetraut hätte. Aber ein Regisseur wie Boyle hat solch ein spannendes Fingerspitzengefühl zwischen adrenalingetriebenem Horror und allerlei unkitschigen Dramen aber ja schon mehrfach bewiesen - auch innerhalb dieser Reihe. Richtig spannend wird es zudem, wenn Boyle auch aufzeigt, wie sehr sich nicht nur die Menschen, sondern auch die Infizierten über die Jahre entwickelt haben - in diesen Momenten wird 28 Years Later aufgrund höchst packender Ideen dann gar zu einem echten Atmosphäre-Brett.
Absolut nicht abgeholt haben mich jedoch die typischen (oder nun gar untypischen) Stilmittel, die Boyle ja beinahe jedem seiner Filme überstülpt. Ich war ja bereits kein Fan vom Camcorder-Look des ersten Teils (der 28 Days Later heutzutage aufgrund seines matschigen Bildes kaum mehr guckbar macht), doch warum Boyle nun dazu umgestiegen ist, seinen gesamten Film mit I-Phone's zu drehen, hat sich mir nicht entschlossen. Die Bildqualität leidet darunter enorm, trotzdem versucht Boyle mit prunkvollen Landschaftsaufnahmen zu begeistern - die dann aber keinerlei Bildtiefe und vollkommen übersaturierte Farben besitzen. Neongrüne Wiesen, die gar Kopfschmerzen verursachen, dafür aber keinerlei Detailtiefe: Das sorgt dafür, dass 28 Years Later optisch ein sehr hässlicher Film geworden ist, der aber eigentlich richtig stilvoll hätte aussehen können. Zudem hat sich Boyle noch für ein sehr enges Bildformat und für allerlei seltsame Schnittmassaker in den Actionszenen entschieden - kreativ ist das durchaus, scheint aber kaum einen Zweck zu erfüllen. Atmosphärisch dicht ist sein Werk aufgrund Boyles Talent, die Spannung in Einzelszenen bis ins schier Unendliche zu erhöhen, nämlich ohnehin - so macht er es sich aber nur schwerer, indem er seinem ohnehin schon mutigen Film noch eine billig wirkende Mega-Künstlichkeit aufzwingen will, die hier keinerlei Nutzen mitbringt.
Fazit: Ich werde zu diesen Lebzeiten wohl kein Fan der 28-Reihe mehr. Trotzdem muss ich auch abseits der von mir arg verhassten Stilmittel und einiger abgedroschener Story-Phrasen anerkennen, dass mich der Film hinsichtlich seiner Richtung, seiner feinen Ideen und seiner überraschend ehrlichen Emotionen durchaus packen konnte. Leider bleibt aber auch der langerwartete dritte Teil seiner Reihe letztendlich weniger als die Summe seiner (aufregenden) Teile.
Note: 3-
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