Vier Jahre vor dem Stehlen der Baupläne für den Todesstern befindet sich Cassian Andor (Diego Luna) auf einer Mission, die einen weiteren Nadelstich gegen das Imperium setzen soll. Zuerst geht der Diebstahl eines TIE-Avengers aber mächtig schief und dann gerät er auch noch in die Hände einer misstrauischen Rebellengruppe, die in Cassian einen Piloten des Imperiums gefangen zu haben glaubt. Auf Mina-Rau leidet Bix (Adria Arjona) noch immer unter dem Leid während ihrer Gefangenschaft. Währenddessen nimmt Mon Mothma (Genevieve O'Reilly) an der arrangierten Hochzeit ihrer Tochter Leida (Bronte Carmichael) teil und sieht sich unter der Gästeschar einigem Zwietracht ausgesetzt. Dabei drohen ihr sowohl Vertraute in den Rücken zu fallen als auch ursprüngliche Feinde plötzlich die Seiten zu wechseln...
Meine Güte, das hier hat nun augenscheinlich wirklich nichts mehr mit den vorrangig bunten und zuvorderst auf Unterhaltung schielenden Star Wars-Sternenkriegs-Jedi-Geschichten zu tun. Sogar im Vergleich zu dem ja bereits nicht gerade zimperlichen Rogue One legt die zweite Staffel von Andor noch eine ordentliche Schippe an Dreck und Brutalität obendrauf - während einer völlig ausartenden Demonstration, die mit Waffengewalt niedergerungen wird, bleibt einem mehr als einmal ein Kloß im Halse stecken. Trotzdem fühlen sich Fans hier wieder durchweg wohl, denn gerade die typische Rogue One-Atmosphäre wird mal wieder hervorragend geatmet - Setdesign, Musik, Ausstattung und auch die diesmal deutlich besseren, visuellen Effekte tun ihr Übriges, um dieses Spektakel angemessen auf die heimischen Bildschirme zu bringen. Zudem geben sich allerlei bekannte Figuren ein Stelldichein und es gibt natürlich wieder viele Referenzen an die Filme, auch wenn diese hier mit weniger Brimborium präsentiert werden. Die Actionszenen sind durch die Bank weg beeindruckend, der Cast macht seine Sache ebenfalls gut und am Ende gelingt sogar relativ solide das Andocken an den später spielenden Film, welcher die Geschichte von Cassian Andor zu seinem Abschluss bringen wird.
Woran hapert es also? Zunächst einmal an der Struktur dieser zwölf Episoden, die alle vier Folgen wieder ein Jahr nach vorne springt, um somit die gesamte Zeit abzuhaken, die noch fehlt, um letztendlich im zeitlichen Windschatten von Rogue One zu landen. Das musste man zwar zwangsläufig irgendwie so machen, doch fühlt sich der Plot diesmal ein wenig episodisch an - die Zeitsprünge verhageln einem dabei immer wieder die grundsätzliche Spannung, wenn zuvor aufgebaute Plots später doch keine große Rolle mehr spielen und die Dinge aufgrund des nächsten, kommenden Zeitsprungs nie so richtig in Bewegung kommen können... wie denn auch, denn das große Finale wird ja in dieser Serie nicht erzählt, da es nun mal in einem der großen Kinofilme stattfindet. Auch hier versucht Andor diese Schwächen mit allerlei Charakterarbeit auszugleichen, doch im zweiten Anlauf gelingt dies nicht mehr so gut. Die Figuren, die sich stets in sehr langen, oftmals auch zähen und sich im Kreis drehenden Dialogen über Opferbereitschaft, Traumata und die Rebellion unterhalten, sind zwar immer noch interessant, doch allzu viel Tiefe wird ihnen nicht mehr zugestanden. Die Beziehungsmuster, die einigen von ihnen übergestülpt werden, schreien geradezu nach Füllmaterial und man spürt, dass viele von ihnen eigentlich bereits auserzählt sind und dementsprechend hier nun förmlich dazu gezwungen werden müssen, noch irgendwelche Relevanz zu erhalten.
Das führt dazu, dass sich die zweite Staffel in ihrem bräsigen Handlungsaufbau über weite Strecken regelrecht dröge anfühlt. Dass es der Serie nun vollkommen an Humor mangelt, ist dabei natürlich nicht hilfreich. Und ich kann durchaus verstehen, dass manch ein Leser hier nun meckern wird, da ich in den Animationsserien doch so oft den kindischen Humor beklagt habe und nun an einer Serie, die solcherlei Humor völlig ausschließt, ebenfalls wieder meckere. Doch Star Wars war in seinen besten Momenten stets die Mischung beider Welten - Humor auf der einen Seite, ernsthafte Fantasy auf der anderen. Und da Andor mit seinen zwölf fast durchweg längeren Episoden nun ausnahmslos eine sehr bedrückende, aussichtslose und letztendlich dennoch auf ein bekanntes Ziel hinlaufende Geschichte erzählt, kann das auf Dauer ziemlich schwerfällig sein. Packend sind immer noch die Einblicke in die Geschichten der politischen Zwiste innerhalb des Imperiums. Zwar gestalten sich auch diese Handlungsfäden bisweilen arg zäh, doch werden hier immer wieder Blicke gewagt, die man von der sonst recht klaren Gut/Böse-Thematik der Filme so noch nicht kennt. Über zwölf Episoden ist dieses Konstrukt, welches letztendlich viel zu lange braucht, um bezüglich den Figuren und auch der eigentlichen Rebellion selbst auf den Punkt zu kommen, dann aber doch zu dünn.
Fazit: Obwohl die düstere Atmosphäre noch immer trägt, zögert sich die Handlung in zwölf teils sehr langen Episoden diesmal doch zu arg hinaus. Bedeutungsschwangere Dialoge, die sich im Kreis drehen; Charaktere, die auserzählt wirken; und einzelne Handlungsfäden, welche sehr lange brauchen, um auf den Punkt zu kommen. Das bis oftmals immer noch packend und inszenatorisch eine echte Bank, aber im Gegensatz zur deutlich fokussierteren ersten Staffel dennoch ein Rückschritt.
Note: 3-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen