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Andor - Die erste Staffel

Auf seinem Heimatplaneten Ferrix hält sich Cassian Andor (Diego Luna) zwar hier und da mit kleineren Gaunereien über Wasser, ist aber sicherlich noch kein Rebellenspion, als welcher er in einigen Jahren während des Kampfes um die Konstruktionspläne des Todessterns mitwirken soll. Doch schon Jahre vor seinem schicksalsschweren Aufeinandertreffen mit Jyn Erso gerät er mit dem Imperium aneinander, als er versucht, seine Schwester zu finden, von welcher er bereits in seiner Kindheit getrennt wurde. Während der Suche nach Informationen kommt es zu einem folgenschweren Unglück - Andor wird nun gesucht und muss dringend den Kopf unten halten. In seiner prekären Lage macht er die Bekanntschaft mit einer Gruppe von Rebellen und beschließt diesen zu helfen, um mit der Bezahlung seinen Kopf aus der Schlinge ziehen zu können. Dabei gerät er jedoch tiefer in den Kampf gegen das Imperium, als er zuvor geahnt hätte...

Für viele gilt die Serie Andor als das Beste, was unter Disneys Schirmherrschaft im Star Wars-Universum entstanden ist - dass ausgerechnet eine Prequel-Serie rund um einen Charakter aus dem Spin-Off-Film Rogue One solche Wellen schlagen würde, hatten zuvor sicherlich die wenigsten auf ihrem Bingo-Zettel. Wobei eben dieses Spin-Off im Jahr 2016 als ziemlich düsterer Kriegsfilm einen ordentlichen Kontrast zu den überbordenden Fantasy-Abenteuern setzte und deswegen bei den Fans ziemlich beliebt war. Nach der Sichtung der ersten Staffel stimme ich nun insofern zu, dass Andor bis dato sicherlich die beste Serie im Franchise ist, wobei die Konkurrenz, nachdem mich ja sogar The Mandalorian nicht so richtig abholen konnte, nun auch nicht allzu groß war. Als den besten Beitrag seit der Original-Trilogie sehe ich die Show aber (bisher?) nicht, da haben Das Erwachen der Macht oder eben auch der verwandte Rogue One doch noch deutlich mehr mit mir gemacht. Da die Verbindung mit letzterem aber natürlich groß ist, teilt sich die Serie ihre generell eher dreckige Machart, die diese Geschichte eher wie einen Space-Kriegsfilm als wie ein großes Fantasy-Abenteuer wirken lassen. Als Star Wars-Unterhaltung für Erwachsene, die auch ziemlich harsch mit ihren Figuren und der arg bedrückenden Stimmung umgeht, ist das hier nicht nur ein Novum, sondern sogar äußerst erwünscht.
Die erste Hälfte der Staffel erfüllt diese hohen Erwartungen dann auch, indem es eine erst langsam anlaufende, dann aber immer packendere Geschichte rund um einige ziemlich interessante, wenn auch nicht zwingend wahnsinnig doppelbödige Charaktere strickt. Natürlich hat man gerade den Zeitraum zwischen Episode 3 und Episode 4 der Film-Reihe und dementsprechend das Erstarken und Herrschen des grausamen Imperiums nun schon in zig Serien aufgearbeitet. Dementsprechend kann Andor da auf der reinen Handlungsebene wenig Neues erzählen, da wir nun wirklich von allen Ecken und Enden wissen, dass das Imperium grausam und schrecklich war - inklusive kaum zu übersehender Allegorien auf sehr reale Diktaturen und Schreckensherrschaften, die hier atmosphärisch dicht eingefangen werden, die wir so aus dem Franchise aber nun auch schon lange kennen. Dass Andor trotzdem irgendwie frisch wirkt, ist vor allem der generellen Stimmung zu verdanken, die sich nicht mit dem üblichen Fantasy-Kram aufhält, sondern ebenso bodenständig wie gar realistisch bleibt. Hier gibt es keine Laserschwert-Duelle, keine großen Raumschlachten oder pathetische Reden. Prinzipiell gibt es nicht mal echte Helden, denn sogar diese Rebellenorganisation, die sich gern stets selbst die nächsten sind, werden wir unerwartet zweideutig herausgearbeitet.
Diese Doppelbödigkeit verliert sich im Lauf der Staffel etwas, wenn gleich mehrere Handlungen zeitgleich erzählt werden müssen und der Rhythmus ein wenig ins Stottern gerät. Gerade ein Plot, der in einem Imperiums-Gefängnis spielt, zieht sich dabei bemerkenswert in die Länge und auch andere Geschichten am Rande, durch die der eigentliche Titelheld fast schon zur Nebenfigur degradiert wird, kommen nicht so recht aus den Puschen. Was natürlich an dem typischen Problem eines Prequels liegt: Dem zwingenden Vorwissen des Zuschauers. Wir wissen schon, wo Andor schließlich landen wird und dass das finale Duell mit dem groß aufgebauten Feind (das Imperium) in dieser Serie nicht abgehandelt werden wird - das passiert schließlich alles in Rogue One. Das große Ziel kann es also nur sein, diesen Film am Serienende womöglich abzuklatschen, was in seiner Gänze natürlich ein bisschen dünn ist und kaum einen ganz großen, epischen Konflikt zulässt. Die Serie versucht mit allerlei Atmosphäre, starken Figuren und einem gefälligen Cast, der seine Sache durchweg gut macht, gegen solcherlei unvermeidliche Schwächen anzukämpfen, verheddert sich dabei aber auch etwas zu arg in wirren Details, die letztendlich auch nicht mehr viel Neues über die Rebellen, das Imperium und die gesamte Galaxis erzählen. Unterhaltsam und spannend ist das allemal, aber vor allem im späteren Verlauf nicht mehr so wuchtig und packend, wie ich es mir von einer Vorgeschichte zum brillanten Rogue One versprochen hatte.

Fazit: Atmosphärisch dicht, angemessen düster und bisweilen sehr komplex hält Andor als erwachsene Unterhaltung bei der Stange, verheddert sich in der zweiten Staffelhälfte aber auch ein wenig. Die bisher beste Serie des Franchise ist dieses Prequel dank einer packenden Handlung und allerlei spannenden Ideen aber dennoch.

Note: 3+



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