Nachdem "12 Years a Slave" im Februar 2014 unter anderem mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet wurde (was keine Überraschung war und womit so ziemlich jeder rechnete), gab es rasch einige unangenehme Unkenrufe. Der größte von ihnen war wohl, dass viele Mitglieder der Academy den Film als Preisträger wählten, ohne diesen überhaupt gesehen zu haben und allein des wichtigen Themas wegen für ihn stimmten. So ist das definitiv nicht richtig und auch wenn "12 Years a Slave" sicherlich trotzdem den begehrten Hauptpreis erhalten hätte, hätte sich die komplette Jury denn auch mal alles angesehen, ist es schade, dass hinter den Kulissen dann wohl doch nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Achja: Außerdem gab es 2013 dann auch noch einige bessere Filme...
Um eines gleich vorwegzunehmen, bevor Leser aufschreien: Ja, "12 Years a Slave" ist ein wichtiger Film zu einem schrecklichen, im Bereich Kino bislang weitestgehend unberührten Thema, hat dadurch eine klare Daseinsberechtigung und sollte von jedem, der entweder nur annähernd ein Filmfan ist oder sich für die Geschichte der USA und eben auch ihre düsteren, grausamen Ecken interessiert, gesehen werden. Das für den Anfang. Sieht man jedoch vom Thema ab und davon, was für einen wichtigen Stellenwert der Film in der Kinogeschichte einnimmt, bleibt aber recht wenig übrig. Zum einen fehlt "12 Years a Slave" ein klarer Bogen, emotional einbezogen wird man hier nur selten, die Bilder sind kühl und somit währt man sich stets als klarer Zuschauer, nicht jedoch als Integrierter. Regisseur Steve McQueen erschafft Bilder von brutaler Grausamkeit, die einen so schnell nicht mehr loslassen werden, kann so fesseln und schockieren, lässt aber eine zusammenhängende Geschichte vermissen. Diese tritt im Grunde auf der Stelle und berichtet von einem furchtbaren, aber weitestgehend gleichbleibendem Martyrium, welches berichtet, offenlegt und Dinge klarstellt, jedoch auch irgendwann ermüdet. Über zahlreiche Längen stolpert der Film schließlich von Nebenhandlung zu Sidestory, ohne großartig in die Tiefe zu gehen oder Schlüsselszenen emotional zu verankern, weshalb eine heftige, aber dennoch seltsam kühle Intensität bleibt. Dass 12 Jahre während Solomons Erzählung vergehen, wird dadurch ebenso wenig ersichtlich wie die Beziehungen zu seinen Mitgefangenen, das bleibt hier alles bloße Behauptung. So ist es an den durch die Bank weg überzeugenden Schauspielern, noch eine gewisse Bindung zum Zuschauer herzustellen. Der gesamte Cast liefert hier glücklicherweise grandiose Leistungen. Über einen bemerkenswert klein agierenden, gerade dadurch aber starken Chiwetel Ejiofor in der Hauptrolle bis hin zu kleineren Rollen von Stars wie Paul Dano, Brad Pitt, Paul Giamatti und Benedict Cumberbatch stechen jedoch zwei noch mal deutlich heraus: Zum einen ein fantastischer Michael Fassbender, dessen abgrundtief böser Edwin Epps eine seiner besten Rollen in einer ohnehin beeindruckenden Vita ist. Zum anderen Lupita Nyong'o, die für ihre beeindruckende, intensive Darstellung verdient einen Oscar als beste Nebendarstellerin mit nach Hause nehmen durfte. Am Ende bleibt jedoch trotz grandioser Darsteller, intensiver Einzelszenen und gut komponierten Bildern das Gefühl, dass die Academy hier erneut das Thema, nicht jedoch den Film würdigt. Und das passt ja dann doch wieder zu meinen Eingangsworten, denn: So wichtig der Film ist, so wichtig das Thema ist, so wichtig "12 Years A Slave" in all seiner Größe für die Kinolandschaft ist... es gab 2013 vielleicht keine wichtigeren, aber dennoch bessere Filme.
Note: 3
12 YEARS A SLAVE
Solomon Northup (Chiwetel Ejiofor) lebt im Jahr 1841 als freier Afroamerikaner, ist ein anerkannter Geigenspieler und hat eine Familie, die er über alles liebt. Als er während eines Jobangebotes jedoch entführt, seiner Identität beraubt und als Sklave verschifft wird, beginnt für Solomon ein grausames Martyrium. Über den gutmütigen, jedoch seine Wirtschaft über alles stellenden Plantagenbesitzer Ford (Benedict Cumberbatch) gerät er schließlich an den grausamen Sklaventreiber Edwin Epps (Michael Fassbender). Dieser macht all seinen Sklaven durch physische sowie psychische Grausamkeit das Leben zur Hölle. Doch Solomon beginnt aufzubegehren...Um eines gleich vorwegzunehmen, bevor Leser aufschreien: Ja, "12 Years a Slave" ist ein wichtiger Film zu einem schrecklichen, im Bereich Kino bislang weitestgehend unberührten Thema, hat dadurch eine klare Daseinsberechtigung und sollte von jedem, der entweder nur annähernd ein Filmfan ist oder sich für die Geschichte der USA und eben auch ihre düsteren, grausamen Ecken interessiert, gesehen werden. Das für den Anfang. Sieht man jedoch vom Thema ab und davon, was für einen wichtigen Stellenwert der Film in der Kinogeschichte einnimmt, bleibt aber recht wenig übrig. Zum einen fehlt "12 Years a Slave" ein klarer Bogen, emotional einbezogen wird man hier nur selten, die Bilder sind kühl und somit währt man sich stets als klarer Zuschauer, nicht jedoch als Integrierter. Regisseur Steve McQueen erschafft Bilder von brutaler Grausamkeit, die einen so schnell nicht mehr loslassen werden, kann so fesseln und schockieren, lässt aber eine zusammenhängende Geschichte vermissen. Diese tritt im Grunde auf der Stelle und berichtet von einem furchtbaren, aber weitestgehend gleichbleibendem Martyrium, welches berichtet, offenlegt und Dinge klarstellt, jedoch auch irgendwann ermüdet. Über zahlreiche Längen stolpert der Film schließlich von Nebenhandlung zu Sidestory, ohne großartig in die Tiefe zu gehen oder Schlüsselszenen emotional zu verankern, weshalb eine heftige, aber dennoch seltsam kühle Intensität bleibt. Dass 12 Jahre während Solomons Erzählung vergehen, wird dadurch ebenso wenig ersichtlich wie die Beziehungen zu seinen Mitgefangenen, das bleibt hier alles bloße Behauptung. So ist es an den durch die Bank weg überzeugenden Schauspielern, noch eine gewisse Bindung zum Zuschauer herzustellen. Der gesamte Cast liefert hier glücklicherweise grandiose Leistungen. Über einen bemerkenswert klein agierenden, gerade dadurch aber starken Chiwetel Ejiofor in der Hauptrolle bis hin zu kleineren Rollen von Stars wie Paul Dano, Brad Pitt, Paul Giamatti und Benedict Cumberbatch stechen jedoch zwei noch mal deutlich heraus: Zum einen ein fantastischer Michael Fassbender, dessen abgrundtief böser Edwin Epps eine seiner besten Rollen in einer ohnehin beeindruckenden Vita ist. Zum anderen Lupita Nyong'o, die für ihre beeindruckende, intensive Darstellung verdient einen Oscar als beste Nebendarstellerin mit nach Hause nehmen durfte. Am Ende bleibt jedoch trotz grandioser Darsteller, intensiver Einzelszenen und gut komponierten Bildern das Gefühl, dass die Academy hier erneut das Thema, nicht jedoch den Film würdigt. Und das passt ja dann doch wieder zu meinen Eingangsworten, denn: So wichtig der Film ist, so wichtig das Thema ist, so wichtig "12 Years A Slave" in all seiner Größe für die Kinolandschaft ist... es gab 2013 vielleicht keine wichtigeren, aber dennoch bessere Filme.
Note: 3
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