Direkt zum Hauptbereich

Blue Valentine

Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich Ryan Gosling mittlerweile nicht mehr sehen mag? Irgendwie scheint ihn ja jeder, der sich zumindest ab und zu einen Film ansieht, zu lieben, aber ich kann nicht verstehen wieso. Für mich ist er einer der kühlsten Schauspieler der Jetztzeit, was er in misslungenen Produktionen ("Drive") ebenso wie in netten Blockbustern ("Gangster Squad") immer wieder bewiesen hat. Nun habe ich mir also "Blue Valentine" angesehen. Und ich mag Gosling noch immer nicht.

BLUE VALENTINE

Zwischen dem mit einer kleinen Tochter gesegneten Ehepaar Dean Pereira (Ryan Gosling) und Cindy Heller (Michelle Williams) läuft es nicht mehr. Er ein handfester Trinker, sie lebt nur noch für ihren Job im Krankenhaus. Die Leidenschaft ist dahin, jedes Gespräch endet im handfesten Streit. Dean versucht, die bröckelnde Ehe mit einem Ausflug zu zweit in ein Motel zu retten, doch Cindy scheint davon auch wenig angetan. Der Film erzählt uns zudem in Rückblenden, wie die beiden sich kennenlernten. Damals, als ihre Liebe noch frisch war, bis zum heutigen Tag, wo sie verschwunden ist...

"Blue Valentine" erzählt eine bewegende, erschütternde Geschichte, die zwar nicht neu ist, in ihrer Hässlichkeit und damit auch Ehrlichkeit aber dennoch zu überzeugen weiß. Die Dialoge sind treffend, Längen gibt es wenige und die Inszenierung tut ihr Übriges, um ein Gefühl von Unwohlsein hervorzurufen. Die Kamera kommt den Protagonisten in den beengten Räumen unnatürlich nahe, erschafft beinahe eine Art panische Platzangst und legt die Seelen von Dean und Cindy offen. Dass diese Gefühle funktionieren, liegt natürlich an den Darstellerleistungen. Während Ryan Gosling in Ordnung geht, aber erneut nicht beweisen kann oder will, dass er mehr aus Wutausbrüchen und Tränen herausholen kann als ein kleines Minimum, geht die oscarnominierte Michelle Williams vollkommen in ihrer Rolle auf, kann sämtliche Emotionen glaubwürdig auf den Zuschauer übertragen und verursacht ab und an sogar Gänsehaut. Leider nimmt sich "Blue Valentine" zu wenig Zeit für die wesentlich interessanten Rückblenden, in welchen erzählt wird, wie Dean und Cindy überhaupt ein Paar wurden und versteift sich anstattdessen auf das zwar intensive, aber dennoch irgendwann anstrengende Ende der Beziehung, von welchem man bald genug hat oder selbst depressiv dabei wird. Das ist hervorragend inszeniert und gespielt, aber irgendwann arg belastend und auch ein wenig eintönig. Die leichteren Rückblicke, in denen auch schon mal ein Rückschlag zu verzeichnen ist, sind interessanter aufgebaut, abwechslungsreicher und besitzen mehr Brennstoff, als der später im Grunde immer schwelende Konflikt, der wenig Neues zu berichten hat. Ein intensiver Film also, dem zu schnell die Puste ausgeht und welcher vor allem von der grandiosen Michelle Williams und der beklemmenden Inszenierung lebt.

Note: 3



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se