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X-Men: Erste Entscheidung

Nachdem aus der "X-Men"-Reihe nach dem eher schwachen dritten Teil und dem lahmen Wolverine-Ableger erstmal die Luft raus schien, hat wohl kaum jemand mit wachsendem Interesse dem 2011 erschienenen "X-Men: First Class" entgegengeblickt. Dieser stellt ebenso wie "Wolverine" von 2009 ein Prequel zur Original-Trilogie dar und erzählt die Geschichte um Professor X und Magneto, bevor sie zu erbitterten Feinden wurden. Klingt jetzt eher nach Cash-Cow als nach herzlichem Filmprojekt... das Ergebnis war dann aber überraschenderweise über jeden Zweifel erhaben.

X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG

Bevor sie Feinde wurden, waren Charles Xavier (James McAvoy) und Erik Lehnsherr (Michael Fassbender) Verbündete. Sie tun sich zusammen, um gegen den bösartigen Mutanten Sebastian Shaw (Kevin Bacon) anzugehen, welcher 1962 zu Zeiten der Kubakrise versucht, einen dritten Weltkrieg anzuzetteln und dabei die Nationen der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion gegen einander aufhetzt. Um diesen Kampf zu gewinnen, versammeln Charles und Erik andere Mutanten um sich, darunter Charles' Ziehschwester Raven aka Mystique (Jennifer Lawrence). Doch auch Shaw hat bereits Verbündete rekrutiert...

Wer hätte das gedacht? Nach zwei wahrlich misslungenen Teil, gelingt Regisseur Matthew Vaughn mit "Erste Entscheidung" das Unfassbare: Er bringt die "X-Men"-Reihe mit einem Prequel wieder auf die richtige Spur, weg vom hirnlosen Actionbrei, hin zu (wieder) mehr Emotionen, stärkeren Charakteren und einer runderen Geschichte. Ähnlich wie im gelungenen "X-Men 2" nutzt man hier die längere Laufzeit von 132 Minuten nicht für ein überbordendes Actionspektakel, sondern für eine überraschend ausgefeilte Geschichte. Die Charaktere harmonieren prächtig untereinander, sind von grandiosen Schauspielern perfekt verkörpert und trotz winziger Längen macht sich keine Langeweile breit. Actionszenen sind rar gesät und daher ist es, wenn es dann mal kräftig kracht, auch viel aufregender, denn die zuvor eingeführten Figuren, die dabei um Leben und Tod kämpfen, liegen einem viel mehr am Herzen. Vaughn nimmt sich viel Zeit, staffiert die Charaktere mit emotionalem Ballast, stellt Existenzfragen und schreibt sogar mal eben die Geschichte der Kubakrise neu... was erstaunlich homogen wirkt. Die Effekte sind, bis auf wenige Ausnahmen, sehr gut gelungen, der Soundtrack treibt vor allem in Actionszenen den Puls in die Höhe, der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz (Highlight ist der spaßige Cameo-Auftritt eines bereits bekannten Mutanten, der hier natürlich nicht verraten werden soll) und spannend ist das Ding auch noch. James McAvoy macht einen tollen Job als die jüngere, viel lockerere Version von Professor X, Michael Fassbender ist grandios wie immer und kann den emotionalen Zwiespalt seines Magneto hervorragend verkörpern. Die Nebendarsteller sind ebenfalls perfekt besetzt, Jennifer Lawrence ist verflucht sexy, Kevin Bacon ein teuflischer Bösewicht und Oliver Platt holt aus seinem flachen Charakter auch noch eine Menge raus. Das klingt hier glatt nach einer 1er-Note, aber natürlich hat auch "First Class" leichte Schwächen, die hier jedoch weniger ins Gewicht fallen. Zu den bereits erwähnten minimalen Längen schleichen sich nämlich mit dem nun bereits fünften Teil auffällige Kontinuitäts-Fehler ein, welche die Geschichte in diesem Einzelfilm zwar rund machen, der kompletten Reihe an sich aber teils erhebliche Logikschwenker zufügen. Zudem kommt das Ende dann doch etwas plötzlich und in der ersten halben Stunde wäre etwas mehr Schwung wünschenswert gewesen. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau für eine ansonsten sehr unterhaltsame, tiefschürfende, emotional wuchtige, top gespielte und bildgewaltige Comic-Verfilmung. Der bislang beste Film der Mutanten-Reihe!

Note: 2

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