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Ein einziger Augenblick

Verwundert rieb ich mir die Augen, als im Abspann von "Ein einziger Augenblick" die Namen der Darsteller über den Bildschirm flogen und statt Dakota Fanning der Name ihrer jüngeren Schwester Elle auftauchte. Klar, die beiden sehen sich ähnlich, trotzdem hatte ich durchgehend den Eindruck, genau die Fanning zu sehen bekommen, die wir bereits in Steven Spielbergs "Krieg der Welten" gesehen haben. Mittlerweile hat Elle Fanning ihrer großen Schwester karrieretechnisch längst den Rang abgelaufen, was aber auch nicht erstaunt, denn in Sachen Talent steht sie dieser auch kaum mehr nach...

EIN EINZIGER AUGENBLICK


Es ist tatsächlich nur ein einziger, kleiner Augenblick, der das Leben zweier Familien völlig auf den Kopf stellt. Anwalt Dwight Arno (Mark Ruffalo) sieht nur für einen Moment nicht auf die Straße, als er den zehnjährigen Josh Learner (Sean Curley) anfährt. Aus Schock fährt er weiter, überlässt Josh seinem Schicksal, der nur wenige Sekunden darauf stirbt. Für seinen Vater Ethan (Joaquin Phoenix) und dessen Frau Grace (Jennifer Connelly) bricht eine Welt zusammen. Ethan pocht auf Gerechtigkeit, wobei ihm die örtliche Polizei wenig Hilfe bietet, während Dwights Gewissen beginnt, ihn aufzufressen... man scheint ihm schließlich auf die Schliche zu kommen.

Die Geschichte ist hochdramatisch, spielt mit den angsterfüllenden Situationen, vor denen es uns im wirklichen Leben graust... und wenn sie dann real werden, fallen all unsere Gedanken wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Leider macht der Film, der auf dem sehr populären und allgemein beliebten Roman "Reservation Road" basiert, zu wenig aus dieser Prämisse, hämmert dem Zuschauer seine Ansichten eher mit dem Holzhammer ein, lässt ihm kaum Raum, selbst darüber nachzudenken. Das ist alles ziemlich dick und dicht inszeniert, fällt aus dem Reigen an Genre-Filmen aber auch nicht hinaus - es wirkt beinahe ein wenig lethargisch, ohne eigene Ideen, ohne eigenen Stil, der herausstechen würde. Das tut der dramatischen Geschichte keinen Abbruch, denn wer sich von der ersten halben Stunde nicht bewegen und schockieren lässt, muss eigentlich glatt ein Herz aus Stein haben. 
Trotzdem verwässert der Film seine Dramatik mehr als ihm guttun würde, er schwächt sich nach der ersten halben Stunde, wird vorhersehbar, beinahe etwas generisch. Filme über das Gefühl der Rache sind nach wie vor beliebt, besonders, wenn es um extrem persönliche Belange geht, trotzdem gerät "Ein einziger Augenblick" auf diesem Weg deutlich zu konventionell und flacht in altbekannte, hier doch deutlich gewollt wirkende Muster ab. Den Charakteren fehlt es an Brennstoff und es wirkt so, als hätten die Autoren noch sämtliche Stilmittel und Subplots, die zu solch einem Stoff gehören, hinzupacken wollen, ohne sich ihnen dann mit der passenden Ausführlichkeit und Sensibilität zu widmen. So wird ein extremer Konflikt zwischen den Eltern des toten Kindes beinahe weggeschwiegen, nachdem er schließlich kurz eskaliert ist und auch die Figur der kleinen Schwester des verstorbenen Jungen wird auf recht altbackene Oberflächlichkeiten zurechtgestutzt. Bis zu einem eher schwachen und vorhersehbaren Finale bietet der Film also leidlich wenig, was man nicht irgendwoanders schon mal deutlich besser gesehen hat - was nicht heißen soll, dass er seine Sache schlecht macht, denn einige intensive Einzelszenen gibt es definitiv. 
Diese sind insbesondere den starken Darstellern zu verdanken, die zwar allesamt nicht die Leistung ihres Lebens bieten, darüber hinaus aber gute Performances abliefern. "Her"-Star Joaquin Phoenix ist ja generell immer gut und achtet auch stets pfleglich auf seine Filmauswahl und auch wenn er hier nicht vollkommen ins Schwarze getroffen hat, muss man sagen, dass er sich in einigen Szenen absolut grandios macht. Neben ihm spielt ein nuancierterer, dabei aber nicht minder starker Mark Ruffalo, dem das Kunststück gelingt, eine Figur zu spielen, die eine grauenvolle Straftat vollbringt, das Publikum aber dennoch mit ihm mitfiebern lässt. Das Drehbuch hätte auch diesbezüglich etwas tougher und mutiger ausfallen können, trotzdem lässt sich nicht verleugnen, dass es seinen beiden Hauptdarstellern und auch Elle Fanning, Mira Sorvino und "Noah"-Star Jennifer Connelly nicht genügend an die Hand geben würde, um erinnerungswürdige Darstellungen abzurufen.

Fazit: Das etwas halbgare Drehbuch macht zu wenig aus der dramatischen Prämisse, wird bald konventionell und etwas fahrig. Trotzdem weiß der Film mit starken Darstellungen seiner Schauspieler, einem bewegenden Grundplot und einigen intensiven Einzelszenen zu berühren.

Note: 3




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